Werke
verteidiget. Und wollen Sie wohl erlauben, daß ich nur eine einzige Stelle daraus hersetze, in welcher auch ich mit eingeschlossen zu sein glaube? Es ist die, welche den Hauptinhalt der ganzen Vorrede in wenig Worte faßt. Neque vero, non legere tantum Haereticorum scripta, sed et opiniones illorum manifestare, librorumque ab iis compositorum, sive fragmenta aut compendia, sive integrum contextum, additis quidem plerumque confutationibus, aliquando tamen etiam sine iis, publice edere, imo et blasphemias impiorum hominum recitare, viri docti piique olim et nunc fas esse arbitrati sunt.
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Anti-Goeze
Siebenter
Ne hoc quidem nudum est intuendum, qualem causam vir bonus, sed etiam quare, et qua mente defendat.
Quinctilianus
Aber der Herr Pastor wird ärgerlich werden, daß ich ihm so Schritt vor Schritt auf den Leib rücke, um ihn endlich in dem Winkel zu haben, wo er mir nicht entwischen kann. Er wird schon itzt, ehe ich ihn noch ganz umzingelt habe, mir zu entwischen suchen, und sagen: »Ei, wer spricht denn auch von dem bloßen Drucke? Der ließe sich freilich noch so so beschönigen. Das eigentliche Verbrechen stecket da, daß der Herausgeber der Fragmente zugleich die Advokatur des Verfassers übernommen hat.«
Advokatur? Die Advokatur des Verfassers? – Was hatte denn mein Ungenannter für eine Advokatur, die ich an seiner Statt übernommen? Die Advokatur ist die Befugnis, vor gewissen Gerichten gewisse Rechtshändel führen zu dürfen. Daß mein Ungenannter irgendwo eine solche Befugnis gehabt habe, wüßte ich gar nicht. – Es wäre denn, daß man seine Befugnis, den gesunden Menschenverstand vor dem Publico zu verteidigen, darunter verstehen wolle. Doch diese Befugnis hat ja wohl ein jeder von Natur; gibt sich ja wohl ein jeder von selbst; braucht keiner erst lange von dem andern zu übernehmen. Sie ist weder eine Fleischbank, noch ein Pastorat.
Doch dem guten Herrn Hauptpastor die Worte so zu mäkeln! So genau bei ihm auf das zu sehn, was er sagt; und nicht vielmehr auf das, was er sagen will? Er will sagen, daß ich übernommen, der Advokat des Ungenannten zu sein; mich zum Advokaten des Ungenannten aufgeworfen. Das will er sagen; und ich wette zehne gegen eins, daß ihn kein Karrenschieber anders versteht. –
So habe er es denn auch gesagt! – Wenn ich nur sähe, wo der Weg nun weiter hinginge. Denn auch hier laufen Straßen nach allen Gegenden des Himmels. – Freilich, wenn ich wüßte, was für einen Begriff der Herr Hauptpastor von seinem Advokaten sich mache: so wollte ich den geraden Weg, in seine Gedanken einzudringen, bald finden. –
Sollte der Herr Hauptpastor wohl Wundershalben hier einmal gar den rechten Begriff sich machen? Sollte er wohl gar den wahren Advokaten kennen und meinen? den ehrlichen Mann unter diesem Namen meinen, der der Gesetze genau kundig ist, und keinen Handel übernimmt, als solche von deren Gerechtigkeit er überzeugt ist? – Nein, nein; den kann er nicht meinen. Denn ich habe nirgend gesagt, daß ich die ganze Sache meines Ungenannten, völlig so wie sie liegt, für gut und wahr halte. Ich habe das nie gesagt: vielmehr habe ich gerade das Gegenteil gesagt. Ich habe gesagt und erwiesen, daß wenn der Ungenannte auch noch in so viel einzeln Punkten Recht habe und Recht behalte, im Ganzen dennoch daraus nicht folge, was er daraus folgern zu wollen scheine.
Ich darf kühnlich hinzusetzen, was einer Art von Prahlerei ähnlich sehen wird. Genug, daß billige Leser Fälle kennen, wo dergleichen abgedrungene Prahlerei nötig ist; und Leser von Gefühl wohl empfinden, daß ich mich hier in einem nicht der geringsten dieser Fälle befinde. – Ich habe es nicht allein nicht ausdrücklich gesagt, daß ich der Meinung meines Ungenannten zugetan sei: ich habe auch bis auf den Zeitpunkt, da ich mich mit der Ausgabe der Fragmente befaßt, nie das geringste geschrieben, oder öffentlich behauptet, was mich dem Verdachte aussetzen könnte, ein heimlicher Feind der christlichen Religion zu sein. Wohl aber habe ich mehr als eine Kleinigkeit geschrieben, in welchen ich nicht allein die Christliche Religion überhaupt nach ihren Lehren und Lehrern in dem besten Lichte gezeigt, sondern auch die Christlichlutherische orthodoxe Religion insbesondere gegen Katholiken, Socinianer und Neulinge verteidiget habe.
Diese Kleinigkeiten kennt der Herr Hauptpastor größtenteils selbst, und er hat mir ehedem mündlich und gedruckt seinen Beifall darüber zu bezeigen beliebt. Wie erkennt
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