Werke
Ungenannten bin ich ihm; und er hat bloß die Güte, das minder auffallende Wort zu brauchen.
Was Wunder auch? Sein guter Freund, der Reichspostreiter, ehedem selbst ein Advokat, scheinet, ohne Zweifel aus eigner Erfahrung, eben den Begriff vom Advokaten zu haben; wie aus einem Epigramm zu sehen, welches er neulich in einem seiner Beiträge mit einfließen lassen. Ich weiß die schönen Zeilen nicht mehr; aber die Spitze war, daß nichts als Schreien zum Advokaten gehöre. Dieses Epigramm soll zu seiner Zeit zwischen der Börse und dem Rathause in Hamburg einiges Aufsehen gemacht haben, und es hätte dem Verfasser leicht eben so bekommen können, wie ihm mehrere Epigramme bekommen sind, wenn er nicht die Klugheit gehabt hätte, noch zur rechten Zeit zu erklären, daß er selbst das Epigramm nicht gemacht habe. Dieses schrieb man mir aus Hamburg, und setzte hinzu: »Das fand sich auch wirklich. Nicht der Reichspostreiter, sondern des Reichspostreiters Pferd, hatte das Epigramm gemacht. «
Doch das Pferd dieses Reiters kümmert mich eben so wenig, als der Reiter dieses Pferdes. Mag doch noch ferner eines mit dem andern immer durchstechen, und das Pferd, was es sich schämt gemacht zu haben, auf den Reiter, so wie der Reiter in gleichem Falle auf das Pferd schieben. Ihr gemeinschaftlicher Sattel ist ein Maultier: damit gut! – Es sollte mir leid sein, wenn der Reichspostreiter nicht eben so wohl Miller’s Jests, als den Dedekind gelesen hätte. –
Und so wende ich mich wieder zu dem geistlichen Herrn, dem dieser Postreiter nur manchmal vorspannt. Ja, ja, so ist es, und nicht anders. Wenn mich der Herr Hauptpastor den Advokaten des Ungenannten nennet, so meint er bloß einen gedungenen Zungendrescher, dem es gleich viel ist, was für einer Sache er seinen Beistand leihet; wenn es nur eine Sache ist, bei der er recht viele Ränke und Kniffe, von ihm genannt Heuremata, anbringen, und Richter und Gegenteil so blenden und verwirren kann, daß dieser gern mit dem magersten Vergleiche vorlieb nimmt, ehe jener das Urteil an den Knöpfen abzählt, oder blindlings aus dem Hute greift.
So ein Kerl bin ich dem Herrn Hauptpastor! Dahin zielet 1) seine ewige Klage, über meine Art zu streiten. Dahin zielet 2) sein Vorwurf, daß ich meinen Ungenannten mit unverdienten Lobsprüchen an das Licht gezogen. Dahin zielet 3) seine Beschuldigung, daß ich alle, welche bisher noch gegen ihn geschrieben, und sich der christlichen Religion wider ihn angenommen haben, mit dem bittersten Spotte abgewiesen.
Was meine Art zu streiten anbelangt, nach welcher ich nicht sowohl den Verstand meiner Leser durch Gründe zu überzeugen, sondern mich ihrer Phantasie durch allerhand unerwartete Bilder und Anspielungen zu bemächtigen suchen soll: so habe ich mich schon zur Hälfte darüber erklärt (14) . Ich suche allerdings, durch die Phantasie mit, auf den Verstand meiner Leser zu wirken. Ich halte es nicht allein für nützlich, sondern auch für notwendig, Gründe in Bilder zu kleiden; und alle die Nebenbegriffe, welche die einen oder die andern erwecken, durch Anspielungen zu bezeichnen. Wer hiervon nichts weiß und verstehet, müßte schlechterdings kein Schriftsteller werden wollen; denn alle gute Schriftsteller sind es nur auf diesem Wege geworden. Lächerlich also ist es, wenn der Herr Hauptpastor etwas verschreien will, was er nicht kann, und weil er es nicht kann. Und noch lächerlicher ist es, wenn er gleichwohl selbst überall so viel Bestreben verrät, es gern können zu wollen. Denn unter allen nüchtern und schalen Papierbesudlern braucht keiner mehr Gleichnisse, die von nichts ausgehen, und auf nichts hinaus laufen, als Er. Selbst witzig sein und spotten, möchte er manchmal gern; und der Reichspostreiter, oder dessen Pferd, hat ihm auch wirklich das Zeugnis gegeben, »daß er die satyrische Schreibart gleichfalls in seiner Gewalt habe.« – Worauf sich aber wohl dieses gleichfalls beziehen mag? – Ob auf die anständige Schreibart, welche sonst in der Schrift des Herrn Hauptpastors herrschen soll? Ob auf die Gründe, mit welchen er streiten soll? – Darüber möchte ich mir denn nun wohl kompetentere Richter erbitten, als den Postreiter und sein Pferd. – Oder ob auf mich? Ob der Postreiter sagen wollen, daß der Herr Hauptpastor eben so gut als ich die satyrische Schreibart in seiner Gewalt habe? – Ja, darin kann der Postreiter und sein Pferd leicht Recht haben. Denn ich habe die satyrische Schreibart, Gott sei Dank, gar
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