Werke
21. Juni 18..
Ew. Exzellenz haben zu befehlen geruhet, daß mein Freund, Herr Brougthon, mit der Expedition, die nach O-Wahu ausgerüstet wird, als Naturforscher mitgehe. Längst war es mein innigster Wunsch, O-Wahu noch einmal zu besuchen, da die Kürze meines letzten Aufenthalts mir nicht mehr gestattete, manche höchst merkwürdige naturhistorische Beobachtungen bis zu bestimmten Resultaten zu steigern. Doppelt lebhaft erneuert sich jetzt dieser Wunsch, da wir, ich und Herr Brougthon, durch die Wissenschaft, durch gleiches Forschen auf das engste verkettet, schon seit langer Zeit gewohnt sind, unsere Beobachtungen gemeinschaftlich anzustellen und durch augenblickliches Mitteilen derselben uns einander an die Hand zu gehen. Ew. Exzellenz bitte ich daher, es genehmigen zu wollen, daß ich meinen Freund Brougthon auf der Expedition nach O-Wahu begleite.
Mit tiefem Respekt etc. etc.
J. Menzies .
N. S. Mit den Bitten und Wünschen meines Freundes Menzies vereinigen sich die meinigen, daß Ew. Exzellenz geruhen möchten, ihm zu erlauben, mit mir nach O-Wahu zu gehen. Nur mit ihm, nur wenn er mit gewohnter Liebe meine Bestrebungen teilt, vermag ich das zu leisten, was man von mir erwartet.
A. Brougthon .
2. Antwort des Gouverneurs
Mit innigem Vergnügen bemerke ich, wie Sie, meine Herren, die Wissenschaft so innig miteinander befreundet hat, daß aus diesem schönen Bunde, aus diesem vereinten Streben sich nur die reichsten, herrlichsten Resultate erwarten lassen. Aus diesem Grunde will ich auch unerachtet die Bemannung der Diskovery vollständig ist und das Schiff wenig Raum hat, dennoch erlauben, daß Herr Menzies der Expedition nach O-Wahu folge, und erteile in diesem Augenblick deshalb dem Kapitän Bligh die nötigen Befehle.
(gez.) Der Gouverneur .
3. J. Menzies an E. Johnstone in London
Am Bord der Diskovery, den 2. Juli 18..
Du hast recht, mein lieber Freund, als ich Dir das letztemal schrieb, war ich wirklich heimgesucht von einigen spleenischen Anfällen. Das Leben auf Port Jackson machte mir die höchste Langeweile, mit schmerzlicher Sehnsucht dachte ich an mein herrliches Paradies, an das reizende O-Wahu, das ich erst vor kurzem verlassen. Mein Freund Brougthon, ein gelehrter und dabei gemütlicher Mensch, war der einzige, der mich aufzuheitern und empfänglich für die Wissenschaft zu erhalten vermochte, aber auch er sehnte sich, wie ich, hinweg von Port Jackson, das unserm Forschungstrieb wenig Nahrung darbieten konnte. Irre ich nicht, so schrieb ich Dir schon, daß dem Könige von O-Wahu, namens Teimotu, ein schönes Schiff versprochen worden, das zu Port Jackson gebaut und ausgerüstet werden sollte. Dies war geschehen, Kapitän Bligh erhielt den Befehl, das Schiff hinzuführen nach O-Wahu und sich dort einige Zeit aufzuhalten, um das Freundschaftsbündnis mit Teimotu fester zu knüpfen. Wie klopfte mein Herz vor Freude, da ich glaubte, daß ich unfehlbar mitgehen würde; wie ein Blitz aus heitrer Luft traf mich aber der Ausspruch des Gouverneurs, daß Brougthon sich einschiffen solle. Die Diskovery, zur Expedition nach O-Wahu bestimmt, ist ein mittelmäßiges Schiff, nicht geeignet, mehr Personen aufzunehmen, als die nötige Bemannung; um so weniger hoffte ich mit dem Wunsch, Brougthon begleiten zu dürfen, durchzudringen. Der edle Mensch, mir mit Herz und Gemüt auf das innigste zugetan, unterstützte indessen jenen Wunsch so kräftig, daß der Gouverneur ihn bewilligte. Aus der Überschrift des Briefes siehst Du, daß wir, Brougthon und ich, bereits die Reise angetreten.
O des herrlichen Lebens, das mir bevorsteht! – Mir schwillt die Brust vor Hoffnung und sehnsüchtigem Verlangen, wenn ich daran denke, wie täglich, ja stündlich die Natur mir ihre reiche Schatzkammer aufschließen wird, damit ich dieses, jenes nie erforschte Kleinod mir zueignen, mein nennen kann, das nie gesehene Wunder!
Ich sehe Dich ironisch lächeln über meinen Enthusiasmus, ich höre Dich sprechen: »Nun ja, einen ganzen neuen Swammerdamm in der Tasche, wird er zurückkehren; frage ich ihn aber nach Neigungen, Sitten, Gebräuchen, nach der Lebensweise jener fremden Völker, die er gesehen, will ich recht einzelne Details wissen, wie sie in keiner Reisebeschreibung stehen, wie sie nur von Mund zu Mund nacherzählt werden können, so zeigt er mir ein paar Mäntel und ein paar Korallenschnüre und vermag sonst nicht viel zu sagen. Er vergißt über seine Milben, seine Käfer, seine Schmetterlinge die Menschen!«
Weitere Kostenlose Bücher