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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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schon zu ermessen geruhen, wie einzig in seiner Art das Tierchen ist, und ich darf, unerachtet ich kein eigentlicher Naturforscher bin, wohl hinzusetzen, daß das Insekt, aufmerksam durch die Lupe betrachtet, etwas ganz ungemein Anziehendes hat, das vorzüglich den blanken Augen, dem schön gefärbten Rücken und einer gewissen anmutigen, solchen Tierchen sonst gar nicht eignen Leichtigkeit der Bewegung zuzuschreiben ist.
    Ich erwarte Ew. Exzellenz Befehl, ob ich das unglückselige Tierchen wohlverpackt für das Museum einsenden oder als die Ursache des Todes zweier vortrefflichen Menschen in die Tiefe des Meeres versenken soll.
    Bis zu Ew. Exzellenz hohen Entscheidung bewahrt Davis die Haimatochare in seiner baumwollnen Mütze. Ich habe ihn für ihr Leben, für ihre Gesundheit verantwortlich gemacht. Genehmigen Ew. Exzellenz die Versicherung etc.
    14. Antwort des Gouverneurs
    Port Jackson, den 1. Mai 18..
    Mit dem tiefsten Schmerz hat mich, Kapitän, Ihr Bericht von dem unglückseligen Tode unserer beiden wackern Naturforscher erfüllt. Ist es möglich, daß der Eifer für die Wissenschaft den Menschen so weit treiben kann, daß er vergißt, was er der Freundschaft, ja dem Leben in der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt schuldig ist? – Ich hoffe, daß die Herren Menzies und Brougthon auf die anständigste Weise begraben worden sind.
    Was die Haimatochare betrifft, so haben Sie, Kapitän, dieselbe den unglücklichen Naturforschern zur Ehre mit den gewöhnlichen Honneurs in die Tiefe des Meeres zu versenken. Verbleibend etc.
    15. Kapitän Bligh an den Gouverneur von Neusüdwales
    Am Bord der Diskovery, den 5. Oktober 18..
    Ew. Exzellenz Befehle in Ansehung der Haimatochare sind befolgt. In Gegenwart der festlich gekleideten Mannschaft, sowie des Königes Teimotu und der Königin Kahumanu, die mit mehreren Großen des Reichs an Bord gekommen waren, wurde gestern abend Punkt sechs Uhr von dem Leutnant Collnet Haimatochare aus der baumwollnen Mütze des Davis genommen und in die mit Goldpapier ausgeklebte Schachtel getan, die sonst ihre Wohnung gewesen und nun ihr Sarg sein sollte, diese Schachtel aber dann an einen großen Stein befestigt und von mir selbst unter dreimaliger Abfeuerung des Geschützes in das Meer geworfen. Hierauf stimmte die Königin Kahumanu einen Gesang an, in den sämtliche O-Wahuer einstimmten und der so abscheulich klang, als es die erhabene Würde des Augenblicks erforderte. Hierauf wurde das Geschütz noch dreimal abgefeuert und Fleisch und Rum unter die Mannschaft verteilt. Teimotu, Kahumanu, sowie die übrigen O-Wahuer wurden mit Grog und andern Erfrischungen bedient. Die gute Königin kann sich noch gar nicht zufrieden geben über den Tod ihres lieben Menzies. Sie hat sich, um das Andenken des geliebten Mannes zu ehren, einen großen Haifischzahn in den Hintern gebohrt und leidet von der Wunde noch große Schmerzen.
    Noch muß ich erwähnen, daß Davis, der treue Pfleger der Haimatochare, eine sehr rührende Rede hielt, worin er, nachdem er Haimatochares Lebenslauf in der Kürze beschrieben, von der Vergänglichkeit alles Irdischen handelte. Die härtesten Matrosen konnten sich der Tränen nicht enthalten, und dadurch, daß er in abgesetzten Pausen ein zweckmäßiges Geheul ausstieß, brachte Davis es auch dahin, daß die O-Wahuer entsetzlich heulten, welches die Würde und Feierlichkeit der Handlung nicht wenig erhöhte.
    Genehmigen Ew. Exzellenz etc.
    [ Δ ]
Die Marquise de la Pivardiere
    (Nach Richers Causes célèbres)
    Ein Mensch gemeinen Standes, namens Barré, hatte seine Braut zu später Abendzeit in das Boulogner Holz gelockt und sie dort, da er, ihrer überdrüssig, um eine andere buhlte, mit vielen Messerstichen ermordet.
    Das Mädchen, die Gartenfrüchte feilhielt, war ihrer ausnehmenden Schönheit, ihres sittlichen Betragens halber allgemein bekannt unter dem Namen der schönen Antoinette. So kam es, daß ganz Paris erfüllt war von Barrés Untat, und daß auch in der Abendgesellschaft, die sich bei der Duchesse d’Aiguillon zu versammeln pflegte, von nichts anderm gesprochen wurde als von der entsetzlichen Ermordung der armen Antoinette.
    Die Duchesse verlor sich gern in moralische Betrachtungen, und so entwickelte sie auch jetzt mit vieler Beredsamkeit, daß nur heillose Vernachlässigung des Unterrichts und der Religiosität bei dem gemeinen Volk Verbrechen erzeuge, die den höhern, in Geist und Gemüt gebildeten Ständen fremd bleiben müßten.
    Der Graf von St.

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