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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Laubdach, welches sich ganz hübsch ausnahm. Deodatus meinte, daß es dort recht wohnlich sein müsse, wiewohl jetzt es unmöglich schien, hinaufzugelangen, da die Treppen eingestürzt. Um so mehr mußte daher Deodatus erstaunen, als er in einer Nacht, da er noch zum Fenster hinausschaute, ganz deutlich ein Licht in jenem Erker bemerkte, das erst nach einer Stunde wieder verschwand. Nicht allein in dieser, sondern auch in den folgenden Nächten gewahrte Deodatus das Licht, und man kann denken, daß der in unerklärliche Geheimnisse verflochtene Jüngling auch hier wieder ein verhängnisvolles Abenteuer vermutete.
    Er teilte seine Beobachtung dem Wundarzte mit, der meinte aber, das Erscheinen des Lichts in dem Erker könne seinen natürlichen einfachen Grund haben: Eben in dem unversehrten Teil des Hauptgebäudes, und zwar im Erdgeschoß, wären einige Zimmer für den Förster eingerichtet, der die Aufsicht habe über den fürstlichen Park; könne nun, wie er sich bei dem Beschauen der Ruinen oftmals überzeugt, auch nicht wohl oder wenigstens nicht ohne Gefahr der Erker bestiegen werden, so sei es doch möglich, daß vielleicht die Jägerbursche das Schwalbennest dort oben erklettert, um ihr Wesen ungestört zu treiben.
    Deodatus war mit dieser Erklärung durchaus nicht zufrieden, er ahnte lebhaft irgendein Abenteuer, das sich in den Ruinen des Schlosses verborgen.
    Der Arzt verstattete ihm endlich, in der Dämmerung den Park zu durchwandern, wobei er aber mit Behutsamkeit jeden Ort vermeiden mußte, der aus den Fenstern des Zimmers, in dem der kranke Fürst befindlich, übersehen werden konnte. Der Fürst war nämlich so weit hergestellt, daß er am Fenster zu sitzen und hinauszuschauen vermochte, seinem Scharfblick wäre Deodatus nicht entgangen, und fort hätte dieser müssen ohne Widerrede. Wenigstens glaubte der Leibarzt bei der Art, wie der Fürst damals mit dem Ausdruck des Abscheues den Jüngling von sich fortwinkte, dies voraussetzen zu müssen.
    Deodatus wanderte, als ihm der Arzt Freiheit gegeben, sogleich nach dem verfallnen Schloß. Er traf auf den Förster, der über seine Erscheinung sehr verwundert tat und, als Deodatus ihm des breiteren sagte, wie er hergekommen und wie sich dann alles begeben, ganz unverhohlen meinte, daß die Herren, die ihn ohne Vorwissen des Fürsten einquartiert hätten ins Landhaus, ein gewagtes Spiel spielten. Erführe nämlich der Fürst etwas davon, so könne es sein, daß er fürs erste den jungen Herrn zum Tempel hinauswerfen ließe und alle seine Beschützer hinterher.
    Deodatus wünschte den innern, noch unversehrten Teil des Schlosses zu sehen, der Förster versicherte dagegen trocken, daß dies nicht wohl angehe, da jeden Augenblick irgendeine morsche Decke oder sonst ein Stück Mauer einstürzen könne, überdem sei aber die Treppe so verfallen, daß kein sichrer Tritt möglich und man jeden Augenblick Gefahr laufe, den Hals zu brechen. Als nun aber Deodatus dem Förster bemerkte, daß er oftmals Licht im Erker erblickte, da entgegnete dieser im groben barschen Ton, daß das ein einfältiger Irrtum sein müsse und daß der junge Herr auch übrigens wohltun werde, sich um nichts anderes zu kümmern als um sich selbst und auch nicht auf Beobachtungen auszugehen. Er könne dem Himmel danken, daß er, der Förster, Mitleiden mit ihm habe und nicht gleich hinginge und dem Fürsten rein heraussage, wie man gegen seinen strengsten Befehl gehandelt.
    Deodatus gewahrte wohl, daß der Förster unter dieser Grobheit ein gewisses verlegenes Wesen zu verstecken sich mühte. Bestätigt fand aber Deodatus die Vermutung, daß ein Geheimnis hier verborgen, als er, über den Schloßhof schreitend, in einem ziemlich verborgenen Winkel des Gemäuers eine schmale hölzerne Freitreppe gewahrte, die neuerbaut und eben in den obern Stock des Hauptgebäudes zu führen schien.
Sechstes Kapitel
    Des Fürsten Krankheit, die immer bedenklicher wurde, erregte nicht geringe Bestürzung, nicht geringe Besorgnis. Schon früher erfuhr nämlich der geneigte Leser, daß die Gemahlin des Fürsten nebst dem Kinde, das sie geboren, auf unbegreifliche Weise verschwand. Der Fürst war daher ohne Erben und sein Nachfolger auf dem Thron ein jüngerer Bruder, der sich durch sein übermütiges Betragen, durch lasterhafte Neigungen jeder Art, denen er auf freche Weise frönte, dem Hof und dem Volk verhaßt gemacht hatte. Ein dumpfes Gerücht klagte ihn des freventlichsten Verrats an dem Fürsten an und fand darin

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