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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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auf der ganzen Erde war, dem solch Ungeheures geschehn, weshalb er denn auch das Schicksal und alle feindliche Mächte, als nur gegen ihn verschworen, anklagte.
    Der Domizellar hörte ihn ruhig und mit einer gewissen Teilnahme an, die indessen doch das ganze Gewicht des Schmerzes, wie es der Advokat zu fühlen wähnte, nicht ganz zu erwägen schien. –
    »Mein lieber junger Freund,« sprach der Domizellar, indem er den Advokaten freundlich bei der Hand nahm und ihn zu einem Sessel führte, »mein lieber junger Freund, ich habe bisher den Herrn Zimmermeister Johannes Wacht für einen in seiner Art großen Mann gehalten, ich sehe aber jetzt ein, daß er dabei auch ein sehr großer Narr ist. Große Narren sind wie stätische Pferde, man bringt sie schwer zur Wendung, ist dieses aber gelungen, so traben sie den gebotenen Weg lustig fort. Des heutigen bösen Auftritts halber, des unsinnigen Zorns des Alten unerachtet, dürftet Ihr die schöne Nanni keineswegs aufgeben.
    Doch ehe wir über Euren in der Tat anmutigen und romanesken Liebeshandel weiter reden, laßt uns hier ein kleines Frühstück zu uns nehmen. Ihr seid um den Mittag bei dem alten Wacht gekommen, und ich diniere erst um vier Uhr im Seehof.«
    Auf dem kleinen Tisch, an dem beide, der Domizellar und der Advokat, saßen, war in der Tat ein gar appetitliches Frühstück aufgetragen. Bayonner Schinken, rundumher mit Scheiben portugiesischer Zwiebeln garniert, ein kaltes gespicktes Rebhuhn von der roten Art, mithin auch ein Fremdling, in rotem Wein gekochte Trüffeln, ein Teller mit Straßburger Gänseleberpastete, zuletzt ein Teller mit echtem Strachino und ein anderer mit Butter, so gelb und glänzend wie die Maiblumen selbst. –
    Der geneigte Leser, der nach Bamberg kommt und dergleichen appetitliche Butter liebt, wird sich freuen, sie auf das schönste und reinste zu erhalten, zugleich sich aber ärgern, daß sie von den Einwohnern aus übertriebener Wirtschaftlichkeit zu einem Schmalz eingeschmolzen wird, der gewöhnlich ranzig schmeckt und alle Speisen verdirbt. –
    Dazu perlte in einer schön geschliffenen Kristallflasche edler Champagner von der nicht moussierenden Sorte. Der Domizellar, der die vorgebundene Serviette, mit der er den Advokaten empfangen, gar nicht losgeknüpft hatte, legte, nachdem der Kammerdiener ein zweites Kuvert schnell herbeigebracht, dem verzweiflungsvollen Liebhaber die schönsten Bissen vor, schenkte ihm Wein ein und langte dann selbst tapfer zu. Es hat jemand einmal frech genug behauptet, daß der Magen mit dem ganzen übrigen physischen und psychischen Teil des Menschen al pari stünde. Das ist eine gottlose abscheuliche Meinung, aber so viel ist gewiß, daß der Magen oft als despotischer Tyrann oder ironischer Mystifikant seinen eignen Willen durchsetzt.
    Das geschah eben jetzt.
    Denn instinktmäßig, ohne daran deutlich zu denken, hatte der Advokat in wenigen Minuten ein mächtiges Stück Bayonner Schinken verzehrt, in der portugiesischen Garnitur schreckliche Verwüstungen angerichtet, ein halbes Rebhuhn, eine nicht geringe Anzahl von Trüffeln, sowie mehr Straßburger Pastete vertilgt, als einem jungen schmerzerfüllten Advokaten ziemlich. Dazu ließen sich beide, der Domizellar und der Advokat, den Champagner so wohl schmecken, daß der Kammerdiener die Kristallflasche bald noch einmal füllen mußte.
    Der Advokat fühlte eine angenehme wohltuende Wärme sein ganzes Inneres durchdringen, und sein Herzeleid erfaßte ihn nur mit seltsamen Schauern, die eigentlich elektrischen Schlägen gleichen, welche schmerzen und doch wohltun. Er war empfänglich für die Trostreden seines Gönners, der, nachdem er das letzte Glas Wein behaglich eingeschlürft und sich zierlich den Mund geputzt hatte, sich in Positur setzte und in folgender Art begann:
    »Fürs erste, mein lieber guter Freund, müßt Ihr nicht so töricht sein zu glauben, daß Ihr der einzige Mensch auf Erden seid, dem der Vater die Hand seiner Tochter verweigert. Doch das tut hier gar nichts zur Sache. Wie ich Euch schon gesagt habe, ist die Ursache, warum Euch der alte Narr haßt, so höchst abgeschmackt, daß es damit keinen Bestand haben kann, und mag es Euch in diesem Augenblick widersinnig vorkommen oder nicht, ich kann den Gedanken kaum ertragen, daß sich alles ganz nüchtern mit einer Hochzeit endigen und daß man von der ganzen Sache nichts weiter sagen wird als, Peter hat um Grete gefreit, und Grete und Peter sind Mann und Weib worden.
    Die Situation ist

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