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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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gelassen werden konnte, welches denn auch wirklich geschah.
    Er wollte mit dieser frohen Nachricht, die ihm seinen Standpunkt im Leben sicherte, eines Sonntags den Meister Wacht überraschen. Doch wie erbebte er vor Entsetzen, als Wacht ihn mit einem flammensprühenden Blick, nie hatte er ihn so aus des Vaters Augen hervorblitzen sehn, durchbohrte. »Was,« rief Vater Wacht mit einer Stimme, daß die Wände erdröhnten, »was, du elender Taugenichts, die Natur hat deinen Körper vernachlässigt, aber dich mit herrlichen Geistesgaben reichlich geschmückt, und diese willst du wie ein hinterlistiger Bösewicht mißbrauchen auf schändliche Weise und so das Messer gegen deine eigne Mutter kehren? Mit dem Recht willst du Handel treiben, wie mit einer feilen schnöden Ware auf öffentlichem Markt, und es zuwägen mit falscher Wage den armen Bauern, dem gedrückten Bürger, der vor des starren Richters Polsterstuhl vergebens winselte, und dich zahlen lassen mit dem blutigen Heller, den der Arme dir, in Tränen gebadet, hinreicht?
    Mit lügnerischen Menschensatzungen willst du dein Hirn anfüllen und Lug und Trug treiben wie ein einträgliches Handwerk, wovon du dich mästest? Ist denn alle Tugend des Vaters aus deinem Herzen gewichen?
    Dein Vater – du heißest Engelbrecht – nein, wenn ich dich so nennen höre, so will ich nicht glauben, daß es der Name meines Kameraden sei, der die Tugend und Rechtschaffenheit selbst war, sondern daß der Satan im äffenden Spott der Hölle den Namen über seinem Grabe hinrufe und so die Menschen verführe, den jungen lügnerischen Rechtsbuben wirklich für den Sohn des wackern Zimmermanns Gottfried Engelbrecht zu halten – fort – nicht mehr mein Pflegesohn – eine Schlange, die ich von meinem Busen reiße – ich verstoße.« –
    In dem Augenblick stürzte Nanni mit einem kreischenden, die Brust zerreißenden Jammergeschrei dem Meister Wacht zu Füßen.
    »Vater!« rief sie, ganz aufgelöst in wildem Schmerz und trostloser Verzweiflung, »Vater, wenn du ihn verstößest, so verstößest du auch mich, mich, deine liebste Tochter, er ist mein, mein Jonathan; nicht lassen kann ich von ihm in dieser Welt.« –
    Ohnmächtig schlug die Arme mit dem Kopf gegen den Wandschrank, daß Blutstropfen die zarte weiße Stirn benetzten. Barbara und Rettel sprangen herbei und brachten die Ohnmächtige auf das Kanapee. Jonathan stand da, erstarrt, wie vom Blitz getroffen, nicht der leisesten Bewegung mächtig.
    Es möchte schwer sein, die Bewegung zu beschreiben, die von innen heraus sich auf Wachts Antlitz kundtat. Statt der Flammenröte überzog jetzt Leichenblässe das Gesicht, ein dunkles Feuer glühte nur noch in den stieren Augen, kalter Todesschweiß schien auf seiner Stirne zu stehen; er starrte einige Augenblicke schweigend vor sich hin; dann machte sich die gepreßte Brust Luft, und er sprach mit seltsamem Ton: »Das war es also!« – Langsam schritt er denn nach der Türe, in der er noch einmal stehenblieb und, halb zurückgewandt, den Weibern zurief: »Spart nicht kölnisches Wasser, und die Faxen sind bald vorüber.«
    Bald darauf sah man den Meister zum Hause heraus schnell nach den Bergen wandeln.
    Man kann denken, in welches tiefe Herzleid die Familie versenkt war. Rettel und Barbara konnten eigentlich gar nicht begreifen, was denn Entsetzliches vorgegangen, und es wurde ihnen dann erst recht angst und bange, als der Meister, wie er es noch niemals getan, nicht zum Essen wiederkehrte, sondern bis spät in die Nacht ausblieb.
    Dann hörte man ihn kommen, die Haustüre aufmachen, heftig zuwerfen, die Treppe mit starken Schritten hinaufsteigen und sich in seiner Stube einschließen. –
    Die arme Nanni erholte sich bald wieder und weinte still vor sich hin. Jonathan ließ es aber an wilden Ausbrüchen trostloser Verzweiflung nicht fehlen und sprach auch mehrmals vom Erschießen; ein Glück, daß Pistolen eben nicht zum Mobiliar junger empfindsamer Advokaten notwendig gehören oder wenigstens, befinden sie sich darunter, gewöhnlich kein Schloß haben oder sonst nicht im Stande sind.
    Nachdem Jonathan einige Straßen durchrannt wie ein toller Mensch, führte ihn instinktmäßig sein Lauf zu seinem hohen Gönner, dem er sein ganzes unerhörtes Herzeleid unter den Ausbrüchen des wütendsten Schmerzes klagte. Es darf kaum hinzugefügt werden, so sehr versteht es sich von selbst, daß der junge verliebte Advokat nach seinen verzweiflungsvollen Beteurungen der erste und einzige Mensch

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