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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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mir nicht unlieb, daß ich Ihnen Franceskos merkwürdige Geschichte anvertraut habe, das muß recht lehrreich für Sie werden!« – Immerfort hielt der Leibarzt meinen Arm fest und sah mir starr in die Augen. – »Ich weiß,« sagte ich, mich ziemlich unsanft losmachend, »ich weiß Ihre wunderliche Reden nicht zu deuten, mein Herr, aber ich muß gestehen, daß, als ich Aurelien von den geschmückten Herren umlagert sah, denen, wie Sie witzig bemerken, das Liebesfeuer aus den exaltierten Toupets dampfte, mir eine sehr bittre Erinnerung aus meinem früheren Leben durch die Seele fuhr und daß ich, von recht grimmigem Hohn über mancher Menschen töricht Treiben ergriffen, unwillkürlich hell auflachen mußte. Es tut mir leid, daß ich, ohne es zu wollen, so viel Unheil angerichtet habe, und ich büße dafür, indem ich mich selbst auf einige Zeit vom Hofe verbanne. Mag mir die Fürstin, mag mir Aurelie verzeihen.« »Ei, mein lieber Herr Leonard,« versetzte der Leibarzt, »man hat ja wohl wunderliche Anwandlungen, denen man leicht widersteht, wenn man sonst nur reinen Herzens ist.« – »Wer darf sich dessen rühmen hienieden?« frug ich dumpf in mich hinein. Der Leibarzt änderte plötzlich Blick und Ton. »Sie scheinen mir,« sprach er milde und ernst, »Sie scheinen mir aber doch wirklich krank. – Sie sehen blaß und verstört aus – Ihr Auge ist eingefallen und brennt seltsam in rötlicher Glut... Ihr Puls geht fieberhaft... Ihre Sprache klingt dumpf... soll ich Ihnen etwas aufschreiben?« – »Gift!« sprach ich kaum vernehmbar. – »Ho ho!« rief der Leibarzt, »steht es so mit Ihnen? Nun, nun, statt des Gifts das niederschlagende Mittel zerstreuender Gesellschaft. – Es kann aber auch sein, daß... Wunderlich ist es aber doch... vielleicht –« »Ich bitte Sie, mein Herr!« rief ich ganz erzürnt, »ich bitte Sie, mich nicht mit abgebrochenen unverständlichen Reden zu quälen, sondern lieber geradezu alles...« – »Halt!« unterbrach mich der Leibarzt, »halt... es gibt die wunderlichsten Täuschungen, mein Herr Leonard, beinahe ist’s mir gewiß, daß man auf augenblicklichen Eindruck eine Hypothese gebaut hat, die vielleicht in wenigen Minuten in nichts zerfällt. Dort kommt die Fürstin mit Aurelien, nützen Sie dieses zufällige Zusammentreffen, entschuldigen Sie Ihr Betragen... Eigentlich... mein Gott! eigentlich haben Sie ja auch nur gelacht... freilich auf etwas wunderliche Weise, wer kann aber dafür, daß schwachnervige Personen darüber erschrecken? Adieu!« –
    Der Leibarzt sprang mit der ihm eignen Behendigkeit davon. Die Fürstin kam mit Aurelien den Gang herab. Ich erbebte. – Mit aller Gewalt raffte ich mich zusammen. Ich fühlte nach des Leibarztes geheimnisvollen Reden, daß es nun galt, mich auf der Stelle zu behaupten. Keck trat ich den Kommenden entgegen. Als Aurelie mich ins Auge faßte, sank sie mit einem dumpfen Schrei wie tot zusammen, ich wollte hinzu, mit Abscheu und Entsetzen winkte mich die Fürstin fort, laut um Hilfe rufend. Wie von Furien und Teufeln gepeitscht, rannte ich fort durch den Park. Ich schloß mich in meine Wohnung ein und warf mich, vor Wut und Verzweiflung knirschend, aufs Lager! – Der Abend kam, die Nacht brach ein, da hörte ich die Haustüre aufschließen, mehrere Stimmen murmelten und flüsterten durcheinander, es wankte und tappte die Treppe herauf – endlich pochte man an meine Türe und befahl mir im Namen der Obrigkeit, aufzumachen. Ohne deutliches Bewußtsein, was mir drohen könne, glaubte ich zu fühlen, daß ich nun verloren sei. Rettung durch Flucht – so dachte ich und riß das Fenster auf. – Ich erblickte Bewaffnete vor dem Hause, von denen mich einer sogleich bemerkte. »Wohin?« rief er mir zu, und in dem Augenblick wurde die Türe meines Schlafzimmers gesprengt. Mehrere Männer traten herein; bei dem Leuchten der Laterne, die einer von ihnen trug, erkannte ich sie für Polizeisoldaten. Man zeigte mir die Ordre des Kriminalgerichts, mich zu verhaften, vor; jeder Widerstand wäre töricht gewesen. Man warf mich in den Wagen, der vor dem Hause hielt, und als ich, an den Ort, der meine Bestimmung schien, angekommen, frug, wo ich mich befände, so erhielt ich zur Antwort: »In den Gefängnissen der obern Burg.« Ich wußte, daß man hier gefährliche Verbrecher während des Prozesses einsperre. Nicht lange dauerte es, so wurde mein Bette gebracht, und der Gefangenwärter frug mich, ob ich noch etwas zu meiner Bequemlichkeit

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