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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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heißt, wenn man bedenkt, was für Bücher damals (vor dem Erscheinen des »Brigadiers« und noch zu derselben Zeit) verlegt und gelesen wurden, so können wir nicht umhin, einen gewissen frohen Hochmut unsererseits zu empfinden! Vor längerer Zeit brachte Kusma Prutkoff einmal im »Zeitgenossen« unter anderem »Vermischtem« auch »Aufzeichnungen meines Großvaters«. Man sollte meinen, was könnte interessanter sein, als die Memoiren so eines alten, wohlbeleibten Generals der Katharineischen Zeit, der sowohl bei Hofe war wie in der Schlacht bei Otschakoff, – was mußte der Mann nicht alles gesehen und erlebt haben! Statt dessen aber ... besteht das Ganze nur aus Anekdötchen ... Man glaubt schließlich, es handele sich um einen Betrug, einen solchen Großvater habe es nie gegeben. Aber ich schwöre Ihnen, daß ich selbst in meiner Kindheit ein Buch aus der Zeit Katharinas gelesen, aus dem ich noch folgende Anekdote behalten habe.
    » Eine geistreiche Antwort des Kavaliers de Rohan . Wie bekannt, roch der Kavalier de Rohan sehr schlecht aus dem Munde. Als er einmal beim Lever des Prinzen Condé zugegen war, sagte selbiger zu ihm: ›Trete er zurück, Kavalier de Rohan, es riecht von ihm schlecht‹. Worauf der Kavalier ohne Verzug wie folgt replizierte: ›Der Geruch geht nicht von mir aus, allergnädigster Prinz, sondern von Euch, sintemal Ihr soeben aus dem Bette steigt.‹«
    Man stelle sich nur diesen »Großvater« und Großgrundbesitzer, den alten Soldaten, vielleicht sogar einarmigen Krieger mit seinen hundert Hofleuten vor ... wie er mit der Brille auf der Nase langsam buchstabierend solche Anekdoten liest und das alles noch für wichtig, ja womöglich für den Kern des Ganzen hält, mit dem sich zu befassen fast eine mit dem Dienst verbundene Pflicht für ihn ist. Und was war das doch damals für ein naiver Glaube an die Bedeutung und Notwendigkeit ähnlicher europäischer Nachrichten. »Wie bekannt ...« Wem war es bekannt, warum, wozu, welchen Bären im Gouvernement Tamboff konnte das bekannt sein? Und wer will so etwas überhaupt wissen? Doch solche freidenkerischen Fragen beunruhigen den Großvater nicht. Mit kindlichster Gläubigkeit denkt er bei sich, daß »selbige Sammlung von Bonmots« bei Hofe bekannt ist, und das genügt ihm. Ja, natürlich, damals war es uns ein Leichtes, Europa uns anzueignen, d. h. physisch, versteht sich. Moralisch aber ging es selbstredend nicht ohne die Peitsche. Man zog sich seidene Strümpfe über die Beine bis zum Knie hinauf, man steckte den Kopf unter eine Perücke, man hängte sich hinten ein Deglein an und – war nun Europäer. All das störte nicht nur nicht, sondern gefiel sogar. Im Grunde aber blieb alles beim Alten: nachdem man den de Rohan aus der Hand gelegt und die Brille von der Nase genommen, verfuhr man ebenso wie früher mit dem Hofgesinde, beherrschte wie früher patriarchalisch die Familie, prügelte wie früher im Pferdestall den benachbarten Kleingrundbesitzer, wenn dieser frech zu werden wagte, und log und trog genau so vor den Höheren. Bei alledem war man aber dem Bauer doch verständlicher: man verachtete ihn weniger, ekelte sich weniger vor seinen Bräuchen, war ihm weniger fremd, war weniger deutsch. Daß man aber ihm gegenüber den Allmächtigen spielte, ja wie sollte denn der Herr das nicht, – dafür war er doch der Herr. Und wenn diese Herren ihre Leibeigenen oft auch zu Tode prügelten, so waren sie dem Volke dennoch gewissermaßen lieber als die jetzigen, denn sie waren ihm verwandter, waren von demselben Stamm. Mit einem Wort, alle diese Herrschaften waren einfaches, stämmiges Volk, forschten nicht nach den letzten Wurzeln, sie nahmen, prügelten, stahlen, bogen mit Liebe den Rücken, wo's not tat, und lebten friedlich und fett »in kindlicher, gewissensruhiger Verderbnis«. Ja, mich däucht sogar, daß alle diese Großväter gar nicht so naiv waren, nicht einmal in betreff der de Rohans und ähnlicher Anekdoten.
    Ja, vielleicht waren sie mitunter sogar große Schelme, die unbeschadet aller damaligen europäischen Einflüsse von oben her durchaus ihren Kopf für sich behielten. Diese ganze Phantasmagorie, diese ganze Maskerade, alle diese französischen Röcke, Manschetten, Perücken, Zierdegen, alle diese dicken, plumpen Beine, die sich in seidene Strümpfe schoben, alle diese damaligen Soldaten in deutschen Perücken und Gamaschen, – mir scheint, alle waren sie furchtbare Betrüger und das Ganze ein lakaienhafter, gehorsamster

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