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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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im Hotel Coquillière hat man mich nicht danach gefragt ...«
    »Das ist nicht möglich,« fiel mir die Besitzerin lebhaft ins Wort, »das könnte den Eigentümern sehr teuer zu stehen kommen. Wahrscheinlich hat man stillschweigend Ihr Signalement aufgenommen, doch getan hat man es jedenfalls, oh, unbedingt, unbedingt. Wir aber gehen mit unseren Gästen viel harmloser und offenherziger um, wir leben mit ihnen wie mit Verwandten. Sie werden zufrieden mit uns sein. Sie werden sehen ...«
    »Oh, mßjö !« ... bekräftigte der Mann mit Feierlichkeit und aus seinem Gesicht sprach sogar eine Art Gerührtsein.
    Und es waren wirklich höchst ehrliche, höchst liebenswürdige Eheleute, wenigstens so weit ich sie hernach kennen lernte. Aber das Wort »not–wen–dig« ward durchaus nicht in einem Tone gesagt, der wegen der Vorschrift um Entschuldigung bat oder sie als ein notwendiges Übel betrachtete, das man nun einmal über sich ergehen lassen mußte, sondern gerade im ernstesten Sinne der unbedingten Notwendigkeit, die womöglich restlos mit ihren eigenen persönlichen Überzeugungen übereinstimmte.
    Und so war ich denn in Paris.

Fünftes Kapitel: Baal.
     
    Und so war ich denn in Paris ... Doch erwarten Sie nicht, daß ich Ihnen jetzt viel von der Stadt selbst erzählen werde. Ich denke, Sie haben über Paris als Stadt bereits so viel in russischer Sprache gelesen, daß es Ihnen schließlich schon zum Überdruß geworden ist. Außerdem sind Sie ja selber dort gewesen und haben sich gewiß alles viel besser gemerkt als ich. Ich konnte es im Auslande nun einmal nicht ausstehen, alles nach dem Führer zu besichtigen, nach dem Gesetz, aus Pflicht als Reisender, und so habe ich denn an manchen Orten so berühmte Sehenswürdigkeiten nicht gesehen, daß ich mich sogar schäme, sie zu nennen. Auch in Paris habe ich vieles nicht gesehen. Ich werde deshalb auch nicht sagen, was ich dort nicht gesehen habe, aber dafür sage ich folgendes: ich habe für Paris eine Bezeichnung gefunden, ein Epitheton, und bestehe darauf, daß es richtig ist. Nämlich: es ist die sittlichste und tugendhafteste Stadt auf dem ganzen Erdenrund. Welch eine Ordnung! Welch eine Vernünftigkeit! Was für genau bestimmte und dauerhaft eingebürgerte Verhältnisse; wie ist alles sichergestellt und vorliniert; wie sind alle zufrieden und vollkommen glücklich, und wie haben sie sich alle mit Fleiß und Mühe schließlich selbst so schön zu der Überzeugung gebracht: sie seien nun wirklich zufrieden und vollkommen glücklich und ... und ... und auf diesem Punkt sind sie nun stehen geblieben. Darüber hinaus führt ja auch kein Weg. Sie, meine Freunde, werden es mir nicht glauben wollen, daß sie darauf stehen geblieben sind; Sie rufen mir zu, das sei eine häßliche Verleumdung von mir, eine Verleumdung aus Patriotismus; es sei doch unmöglich, daß dort alles wirklich habe stehen bleiben können. Aber meine Freunde: ich habe Sie doch schon im ersten Kapitel dieser Aufzeichnungen darauf vorbereitet, daß ich vielleicht schrecklich viel Unwahres sagen werde. Also bitte stören Sie mich nun nicht. Zudem wissen Sie doch sehr gut, daß ich, selbst wenn ich was zusammenlüge, es in der Überzeugung tue, nicht zu lügen. Das aber ist meiner Ansicht nach schon mehr als genug. Also lassen Sie mir nun meine Freiheit.
    Ja, Paris ist eine bewundernswerte Stadt. Und was für ein Komfort, was für alle möglichen Bequemlichkeiten für jene, die das Recht auf Bequemlichkeiten haben, und wiederum: welch eine Ordnung, welch eine... man möchte sagen, Windstille in der Ordnung. Ich komme immer wieder auf diese Ordnung zurück. In der Tat, noch ein Weilchen und das eineinhalbmillionenköpfige Paris wird sich in irgend so ein in Windstille und Ordnung versteintes deutsches Professorenstädtchen verwandeln, von der Art zum Beispiel irgend eines Heidelberg. Dahin geht nun mal seine ganze Neigung. Und als ob es ein Heidelberg nicht auch in großem Maßstabe geben könnte? Und welch ein Reglement in allem! Verstehen Sie mich nicht falsch: ich meine hiermit weniger ein äußeres Reglement, das belanglos wäre (im Verhältnis, natürlich), sondern die kolossale innere, geistige, aus der Seele hervorgehende Vorschriftsmäßigkeit. Paris engt sich ein, Paris verkleinert sich gern und mit Liebe, es kauert sich gerührt zusammen. Wie anders ist in der Beziehung zum Beispiel London! Ich war im ganzen nur acht Tage in London, aber wenigstens äußerlich – mit wie breiten Bildern, wie

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