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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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hoch oder Pfund schwer ist der Gegenstand ganz genau gemessen und gewogen? Nein, unsere russische Wißbegier ist irgend so eine wilde, nervöse, mächtig lechzende, doch im tiefsten Grunde im Voraus überzeugte, daß nichts geschehen wird, natürlich bis zur ersten Fliege: kaum fliegt eine vorüber – so fängt es sofort wieder an ... Ich spreche jetzt nur von den klugen Leuten. Um die anderen braucht man sich ja nicht zu sorgen: die werden doch immer von Gott beschützt. Und ich spreche auch nicht von jenen, die sich endgültig im Auslande angesiedelt haben, ihre Muttersprache vergessen und katholische Patres anhören. Übrigens, von der ganzen Masse kann man nur folgendes sagen: kaum haben wir uns über Eydtkuhnen hinweggewälzt, da gleichen wir schon auffallend jenen kleinen unglücklichen Hündchen, die ihren Herrn verloren haben und nun suchend umherlaufen. Aber was glauben Sie, – daß ich dies hier spottend schreibe, jemanden anklage, weil sozusagen »gerade jetzt, wo usw., – und Sie sind im Auslande! Hier ist die Bauernfrage im Gange und Sie sind im Auslande!« usw., usw.... Oh, keineswegs und nicht im geringsten. Und wer bin ich denn, daß ich anklagen könnte? Wen anklagen? und wessen? »Wir würden ja gern etwas tun, aber es gibt für uns nichts zu tun, das aber, was es da gibt, das wird auch ohne uns gemacht. Die Stellen sind besetzt, Vakanzen sind nicht vorauszusehen. Wer hat denn Lust, seine Nase in Dinge zu stecken, in die sie zu stecken man nicht gebeten wird.« Das ist dann die Ausrede und sie ist nicht einmal lang. Wir kennen sie schon auswendig. Aber was ist das? Wo bin ich hingeraten? Wann habe ich denn schon Zeit gehabt, Russen im Auslande zu sehen? Wir nähern uns doch erst der Grenzstation Eydtkuhnen ... Oder sind wir schon weiter gefahren? In der Tat, auch Berlin, auch Dresden, auch Köln liegt schon hinter uns. Ich sitze zwar immer noch im Eisenbahnwagen, doch vor uns liegt nicht mehr Eydtkuhnen, sondern Erquelines, und wir fahren nach Frankreich hinein. Paris, Paris war's doch, wovon ich erzählen wollte und wovon ich ganz abgekommen bin! Ich habe mich schon zu sehr vom Nachdenken über unser europäisches Rußland umstricken lassen; aber das ist wohl verzeihlich, wenn man gerade ins übrige Europa zu Besuch fährt. Übrigens, wozu gar so sehr um Entschuldigung bitten. Mein Kapitel ist ja ein überflüssiges.

Das vierte und für Reisende nicht überflüssige Kapitel.
     
    (Die endgültige Entscheidung der Frage, ob der Franzose wirklich »keine Überlegung hat«.)
     
    Doch nein, wieso, warum soll denn der Franzose keine Überlegung haben? fragte ich mich, während ich die neuen Mitreisenden betrachtete, vier Franzosen, die soeben in unser Abteil eingestiegen waren. Es waren das die ersten Franzosen, die ich auf ihrem Heimatboden sah, wenn ich die Zollbeamten in Erquelines, das wir gerade verlassen hatten, nicht mitrechnete. Diese Zollbeamten waren überaus höfliche Leute, machten ihre Sache schnell ab, und als ich einstieg, war ich mit meinem ersten Schritt in Frankreich sehr zufrieden. Bis Erquelines waren in unserem Abteil von den acht Plätzen nur zwei besetzt gewesen: von mir und einem Schweizer, einem schlichten und bescheidenen Menschen in mittleren Jahren, einem sehr angenehmen Gesellschafter, und wir hatten uns an die zwei Stunden aufs beste unterhalten. Jetzt waren wir zu sechs im Abteil und mein Schweizer ward zu meiner Verwunderung in Gegenwart der vier anderen plötzlich ungemein wortkarg. Ich wollte natürlich unser unterbrochenes Gespräch fortsetzen, doch er beeilte sich geradezu auffallend, es abzubrechen, antwortete ausweichend, trocken, fast geärgert, wandte sich zum Fenster und begann hinauszuschauen, und schließlich zog er seinen deutschen Reiseführer hervor und versenkte sich voll und ganz in dessen Inhalt. Ich ließ ihn selbstredend sofort in Ruhe und begann mich stumm mit unseren neuen Mitreisenden zu beschäftigen. Das waren eigentlich seltsame Leute. Sie reisten so wie sie gingen und standen, hatten weder ein Bündel, noch einen Koffer bei sich, ja sie trugen nicht einmal Kleider, die an Reisende erinnert hätten. Alle vier hatten nur leichte Röcke an, die bereits schrecklich abgetragen waren, kaum bessere als die, die bei uns Offiziersburschen zu tragen pflegen oder die Hofleute auf den Gütern mittlerer Gutsbesitzer. Ihre Wäsche sah schmutzig aus, die Halstücher waren sämtlich äußerst grellfarben und gleichfalls sehr schmutzig; der eine hatte sich

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