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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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Springbrünnlein nach oben steigt; er erklärt ihr die Gesetze der Natur, brüstet sich vor ihr chauvinistisch mit der Schönheit des Boulogner Wäldchens, mit der Illumination, dem Spiel der Versailler grandes eaux , mit den Erfolgen des Kaisers Napoleon und mit der gloire militaire , genießt ihre Neugier und ihr vergnügtes Staunen und ist mit allem überaus zufrieden. Und was Mabisch betrifft, so verhält sich selbst die durchtriebenste Französin gleichfalls recht zärtlich zu ihrem Gemahl, d. h, nicht etwa indem sie sich verstellt, sondern wirklich aufrichtig zärtlich, ohne eigennützige Hintergedanken und das ungeachtet der Kopfzier dieses ihres Gemahls. Selbstredend stehe ich nicht für das Ergebnis einer sehr genauen Untersuchung ein, ich will da nicht weiter die Dächer von den Häusern abheben. Ich erzähle bloß, was mir aufgefallen ist, was ich so als allgemeinen Eindruck davongetragen habe. » Mon mari n'a pas encore vu la mer ,« sagt Ihnen da so manch eine Mabisch und ihre Stimme drückt den aufrichtigsten, naivsten Mitschmerz aus. Das bedeutet, daß ihr Mann noch niemals irgendwohin nach Brest oder Boulogne gefahren ist, um dort das Meer zu sehen. Nun muß man wissen, daß der Bourgeois einige überaus naive und doch äußerst ernste Bedürfnisse hat, die fast zu einer allgemeinen bourgeoisen Angewohnheit geworden sind. Der Bourgeois hat nämlich außer dem Bedürfnis, Geld zu sparen und dem Bedürfnis nach schönem Redefluß, noch zwei andere Bedürfnisse, zwei durchaus gesetzmäßige Bedürfnisse, die durch die allgemeine Gewohnheit geheiligt sind und zu denen er sich selber ungeheuer ernst, ja nahezu pathetisch verhält. Das erste dieser Bedürfnisse ist: voir la mer – das Meer zu sehen. Der Pariser lebt und handelt manchmal sein ganzes Leben lang nur in Paris und sieht niemals das Meer. Wozu er es nötig hat, das Meer zu sehen? – Das weiß er wohl selber nicht, nichtsdestoweniger wünscht er krampfhaft und gefühlvoll, das Meer zu sehen, wenn er auch vorläufig die Reise von Jahr zu Jahr aufschiebt, da ihn gewöhnlich Geschäfte festhalten; aber er trauert darob und seine Frau teilt aufrichtig seinen Schmerz. Überhaupt spricht da viel Gefühl mit und ich achte das. Einmal aber kommt es dann doch dazu, daß er sich freimachen kann und seine Mittel ihm die Reise erlauben, so macht er sich denn auf und reist auf ein paar Tage hinaus, »um das Meer zu sehen«. Nach seiner Rückkehr schildert er seiner Frau, seiner ganzen Sippe, allen Freunden und Bekannten hochtrabend und mit Begeisterung seine Eindrücke und hernach schwelgt er noch sein Leben lang süß in dem Gedanken, daß er das Meer gesehen hat.
    Das zweite, ebenso gesetzmäßige und nicht minder starke Bedürfnis des Bourgeois ist – se rouler dans l'herbe . Der Pariser, der aus Paris hinaus in die Umgebung fährt, liebt es nämlich über alles und hält es sogar für seine Pflicht, sich im Grase zu wälzen, was er denn auch unfehlbar und sogar mit Würde tut, durchdrungen von dem Bewußtsein, daß er sich nun avec la nature vereinigt; und besonders angenehm ist es ihm dann, wenn ihm jemand dabei zusieht. Überhaupt halt es der Pariser außerhalb der Stadt sogleich für seine Pflicht, liebenswürdiger, heiterer, ja sogar kühner zu werden, kurz, sich als ein natürlicherer, der nature näherstehender Mensch zu geben. L`homme de la nature et de la, vérité! – Sollte es nicht gar bis in die Tage ihres Jean Jacques zurückreichen, daß im Bourgeois diese übertriebene Verehrung der nature zutage tritt? Übrigens erlaubt sich der Pariser, diese beiden Bedürfnisse – voir la mer und se rouler dans l'herbe – meistenteils erst dann zu haben, wenn er bereits ein Vermögen zusammengespart hat, oder mit anderen Worten: wenn er sich selbst zu achten, stolz zu sein und sich für einen Menschen zu halten anfangt. Se rouler dans l`herbe ist aber für ihn noch dreimal, oder womöglich zehnmal süßer, wenn es auf eigenem Grund und Boden, den er mit mühsam erarbeitetem Gelde erkauft hat, geschehen kann. Deshalb kauft der Bourgeois, wenn er sich vom Geschäftsleben zurückzieht, mit Vorliebe irgendwo ein Stückchen Land, baut sich ein eigenes Haus, legt sich einen eigenen Garten an, mit einem Zaun herum, dazu eigene Hühner, eine eigene Kuh. Und wenn auch alles nur im winzigsten Maßstabe vorhanden ist, gleichviel – der Bourgeois schwelgt in kindlichstem, in rührendstem Entzücken: »mon arbre, mon mur,« sagt er jeden Augenblick zu sich

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