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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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feststellen, was Bribri im Augenblick für das Ideal unaussprechlichen Edelmuts hält. Früher – das ist schon lange her – erschien Gustave als Dichter, Künstler, verkanntes Genie, verfolgt, gequält durch Ungerechtigkeiten. Er kämpfte lobenswert und es endete immer damit, daß die Frau Vicomtesse , die sich im geheimen um ihn verzehrt, doch zu der er sich verachtend-gleichgültig verhält, ihn schließlich mit ihrer Pflegetochter Cécile vermählt, mit Cécile , die zunächst keinen Sou hat, doch plötzlich, wie sich herausstellt, ein riesiges Vermögen besitzt. Gustave rebelliert gewöhnlich und will von Geld nichts wissen. Doch siehe, plötzlich hat sein Bild auf der Kunstausstellung den glänzendsten Erfolg und alsbald stürzen drei lächerliche Mylords in seine Wohnung und bieten ihm je hunderttausend Franken für sein nächstes Bild. Gustave macht sich mit Verachtung lustig über alle drei und erklärt in bitterer Verzweiflung, daß alle Menschen Schurken seien, seines Pinsels nicht wert, erklärt, daß er nie und nimmer die Kunst, die heilige Kunst zur Profanation den Pygmäen ausliefern werde, diesen Zwergen, die bis heut noch nicht begriffen haben, wie groß Er ist. Aber da stürzt die Vicomtesse herein und erklärt, Cécile sterbe vor Liebe zu ihm, und daß er deshalb das Bild malen müsse. Da erst errät Gustave , daß die Vicomtesse , seine Feindin, dank welcher bisher kein einziges seiner Bilder in die Ausstellung gelangt war, ihn im geheimen liebt; daß sie sich nur aus Eifersucht an ihm gerächt hat. Natürlich nimmt Gustave nun gleich von allen drei Mylords das Geld, schimpft sie noch einmal aus, womit sie sehr zufrieden sind, eilt darauf zu Gustave , willigt ein, ihre Million mitzuheiraten, verzeiht der Vicomtesse die nun auf ihr Gut zurückkehrt, und nachdem er sich vorschriftsmäßig hat trauen lassen, beginnt er sich Kinder zuzulegen, einen Hausrock aus Flanell, einen bonnet de coton und abends mit Mabisch um die tugendsamen Springbrünnlein zu spazieren, deren sanftes Wasserplätschern ihm, versteht sich, nur die Beständigkeit, Dauerhaftigkeit und Ruhe seines Erdenglückes zu Bewußtsein bringt.
    Mitunter kommt es auch vor, daß Gustave nicht ein Kommis ist, sondern irgendein verfolgter, verprügelter Waisenknabe, jedoch einer, der innerlich von unaussprechlichstem Edelmut erfüllt ist. Plötzlich aber stellt sich heraus, daß er keineswegs ein Waisenknabe, sondern der rechtmäßige Sohn und Erbe eines Rothschild ist. Millionen fallen ihm zu. Doch Gustave lehnt stolz und mit Verachtung sämtliche Millionen ab. Warum? – Ja, das ist nun mal so wegen der Redekunst vonnöten. Doch siehe, plötzlich stürzt Madame Beaupré herein, die Gattin des Bankiers, bei dem er eine Anstellung hat und die in ihn verliebt ist. Sie erklärt ihm, daß Cécile sogleich vor Liebe zu ihm sterben werde und daß er sie retten müsse. Gustave errät, daß Madame Beaupré in ihn verliebt ist, nimmt die abgelehnten Millionen an und nachdem er alle mit den gemeinsten Worten beschimpft hat, weil es im ganzen Menschengeschlecht nicht noch einmal soviel unaussprechlichen Edelmut gibt, wie in ihm, begibt er sich zu Cécile und verbindet sich mit ihr. Die Bankiersfrau reist auf ihr Gut, Herr Beaupré triumphiert, da seine Frau, die sich am Rande des Verderbens befand, rein und makellos geblieben ist, Gustave aber setzt Kinder in die Welt und spaziert abends um die tugendsamen Springbrünnlein, deren sanftes Wasserplätschern ihm nur usw., usw. zu Bewußtsein bringt.
    Gegenwärtig wird der unaussprechliche Edelmut am häufigsten durch einen aktiven Offizier verkörpert, oder durch einen Militäringenieur oder etwas Ähnliches, jedenfalls am häufigsten durch eine Militärperson, die im Knopfloch unbedingt das Band der Ehrenlegion trägt, das mit »eigenem Blut erkauft« ist. Nebenbei: dieses Bündchen ist etwas Entsetzliches. Jeder Träger desselben brüstet sich mit diesem Bündchen dermaßen, daß ein Zusammensein mit ihm fast unerträglich wird, man kann mit ihm weder in demselben Eisenbahnwagen fahren, noch im Theater neben ihm sitzen, geschweige denn im Restaurant. Es fehlte nur noch, daß er Sie anspuckt, bis zu solcher Schamlosigkeit tut er sich vor Ihnen mit seinem Ordensbande wichtig. Er schnauft, er bläht die Nüstern, so erfüllt ist er von sich selbst, daß Ihnen schließlich übel wird oder die Galle überläuft und Sie nach dem Arzt schicken müssen. Noch den Franzosen gefällt das sehr. Merkwürdig ist

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