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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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ganzer Körper langsam von ihm. Er fühlte nichts mehr außer dem scharfen Schmerz in Genick und Kopf.
    »Solange du den Stein hast, nicht. Du brauchst ihn nur von dir wegzulegen. Gar nicht weit, nur so, daß er nicht mehr in deinem Besitz ist, glaube ich.«
    Er berührte den Stein. Er hatte die Öffnung der Tasche gefunden. Er kämpfte mit der Tasche, bis er das Innere nach außen gekehrt hatte und der Stein ihm aufs Gesicht fiel. Er sprang von seinem Kinn ab und verschwand irgendwo über, oder besser unter seinem Kopf.
    Jetzt stehe ich auf und verwandle mich.
    Noch nie habe ich mich in einer Lage befunden, wo es so schwer war, Kraft einzusetzen. Es bieten sich keine Ansatzpunkte, aber dank meines anderen Körperbaus ist es mir möglich, mit den Hinterläufen kräftig aufwärts zu stoßen, während ich das Gewicht auf den Schultern statt im Nacken trage. Der Körper der Frau ist zart, und ich muß aufpassen, daß ich ihr keine Knochen breche. Ich trete mit aller Kraft, nehme das ganze Gewicht auf meine Hinterläufe und Schultern. Das Auto beginnt sich mit ächzenden, knirschenden Geräuschen von Metall und Eis in Bewegung zu setzen. Ich stoße noch gewaltsamer, spanne alle meine Kräfte an, und langsam hebt sich die Last. Ich schiebe eine Vorderpfote unter die Seite, die mir am nächsten ist, und versuche, die Last seitwärts zu schieben, während ich gleichzeitig aufwärts stoße. Das Gewicht hebt sich jetzt etwas leichter nach oben, ich höre neuerliche durchdringende Geräusche, so, als ob etwas zerreißt, und ich kann nur hoffen, daß diese Geräusche nicht von der reglosen Frau kommen. Doch wir müssen hier heraus, und die einzige Möglichkeit besteht darin, die Last ganz herunterzuschieben. Endlich drücke ich mit den Hinterläufen und dem rechten Vorderlauf so stark ich kann, und der Wagen rutscht nach links weg, während gleichzeitig über meinen Schultern etwas zerreißt. Der Wagen wälzt sich mit einem Ächzen und klirrendem Splittern von Glas auf die Seite, und ich hoffe, daß nicht der Arm oder vielleicht gar der Kopf der Frau sich unter der linken Seite befindet. Im Stoffverdeck des Wagens klafft ein großer Riß, den ich mit meinen Krallen weiter öffne, indem ich große Streifen herausreiße, bis ich endlich die Sterne sehen und den eisigen Wind spüren kann.
    Nachdem das Verdeck abgerissen ist, winde ich mich heraus und taste nach den Armen und dem Kopf der Frau. Bisher scheint alles gutgegangen zu sein. Vorsichtig ziehe ich sie aus dem Wagen. Sie hat einen langen weichen Körper, wie ein Geschöpf, das man aus seiner Schale geschält hat. Auf ihrem Gesicht ist Blut, doch nachdem ich sie beschnüffelt und mit meinen Sinnen abgetastet habe, scheint mir, daß sie nicht ernstlich verletzt ist. Die Schuhe hat sie verloren, aber sonderbarerweise hat sie ihren Hut noch auf dem Kopf, und die lange Feder ragt trotzig in die Höhe. Es ist erheiternd, und trotz der Kälte und der dröhnenden Schmerzen in meinem Kopf muß ich lachen, während ich am Rand eines gefrorenen Teichs stehe, neben mir das verunglückte Auto, in meinen Armen die Frau mit der langen Feder auf dem Kopf. Ich lache, während ich sie durch den tiefen Schnee schleppe. Der Wein macht alles so komisch. Ich bin noch immer betrunken, und auch das ist komisch. Ein seltsamer Anblick muß ich sein, wie ich da in dieser stillen kalten Nacht die tiefverschneite Böschung hinaufklettere zur Straße – ein mächtiges, lachendes, von dichtem Pelz überwuchertes Geschöpf, das eine Frau mit einer langen Feder auf dem Kopf herumträgt. Im eisigen Wind, der mir jedoch keine allzu schlimme Plage ist, denke ich daran, einfach mit dieser Frau davonzuwandern, für sie und für mich einen Bau zu graben, sie zu meiner Gefährtin zu machen. Aber das macht der Wein in meinem Kopf, und irgendwo in weiter Ferne höre ich die Stimme des Jungen, der nach irgend etwas schreit und schreit. Nach dem Stein, Charles? Den kann ich dir jetzt nicht bringen, Charles. Er bedeutet mir nichts, du mußt dich um ihn kümmern.
    Ich trage die Frau zur Straße und halte Ausschau nach einem Haus, doch ich sehe keines im wirbelnden Schneegestöber, das hier oben auf der Landstraße wütender tobt als unten im Graben. Ich schicke meine Sinne durch die bitterkalte Dunkelheit, suche nach Leben, nach einem Haus, nach Wärme. Nichts. Ich muß zu Fuß weitermarschieren, und jetzt muß ich die Frau warmhalten, denn sie ist leicht gekleidet und schon sehr kalt. Da ich nichts habe, womit ich

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