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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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haben wir dich gründlich untersucht«, erklärte Willie schließlich, stand auf und stieg aus seinen Kleidern. »Jetzt machen wir das Sandwich-Spiel.«
    Shirley zog sich ebenfalls aus, und Willie bestimmte die Spielaufstellung. Er und Shirley stellten sich einander gegenüber auf, und Robert mußte hinter Shirley stehen, das Gesicht ihrem Rücken zugewandt. Dann hielten sie sich alle aneinander fest und begannen einen lustigen kleinen Tanz, wobei sie einander drückten und quietschend und lachend auf und nieder sprangen. Nach einer Weile spielten sie im Liegen weiter, auf der Decke, wälzten sich übereinander, kitzelten sich gegenseitig und schlugen einander mit lautem Klatschen auf die Körper. Sie machten so lange weiter, bis sie alle drei hochrote Gesichter hatten und wie die Hunde japsten und kaum noch einer Bewegung fähig waren. Keuchend lagen sie in der jetzt dampfenden Höhle auf der Decke und besahen sich die Kratzer und Schrammen, die sie sich bei dem wilden Spiel geholt hatten.
    Robert meinte, er hätte noch nie etwas so Lustiges gespielt. Ausgestreckt lag er da und blickte hinauf zur Decke aus hartem Lehm, die vom Rauch vieler Kerzen geschwärzt war, und dachte, das wäre das Schönste, was er je erlebt hätte. Er fühlte sich so wohl und locker wie ein kleiner Teich, den ein heftiger Sturm zu weißschäumenden Wellen und kreiselnden Strudeln aufgepeitscht hatte, und der jetzt in sanftem Gekräusel kleine Wellen ausatmete, die sich langsam auf dem abendlichen Wasserspiegel ausbreiteten, bis er wieder glatt und ruhig war. Ich hatte alles wahrgenommen, was sich da abspielte, da Roberts Erregung mich zeitweilig an die Oberfläche zog, doch wenn mir auch die Empfindungen und Gefühle zusagten, so fand ich das Spiel doch reichlich sinnlos und machte mir keine weiteren Gedanken darüber.
    Robert fühlte sich jetzt wirklich als ein Mitglied der Bande, doch die Spiele in der Höhle reihten sich einfach als eine weitere neue Erfahrung in sein tägliches Erleben ein, stellten für ihn nicht mehr dar, als etwas bis dahin Unbekanntes, das staunend erforscht werden mußte wie alle anderen neuen Spiele. Dazu gehörten ebenso die von Willie angeregten Wanderungen zum Hügel, um auf die unten vorbeisausenden Autos Steine zu werfen; dazu gehörte es, gemeinsam mit Willie und Shirley die Kühe der Bauern zu jagen und sich dann vor Lachen zu krümmen, wenn sie mit hocherhobenen Schwänzen und schwabbelnden Eutern in Panik davonpreschten; dazu gehörte auch ein kompliziertes Himmel-und-Hölle-Spiel mit Shirley und Anne auf dem Bürgersteig vor dem Haus. Doch alles, was mit der Höhle, der Bande und dem Sandwich-Spiel zu tun hatte, wurde Robert zu einer verborgenen Seite seines Lebens, als ihm allmählich aufging, daß er Anne deshalb nicht davon erzählt hatte, weil sie der Erwachsenenwelt näher stand als er und zwischen ihr und ihren Eltern enges Vertrauen bestand. Ihm wurde klar, daß man den Erwachsenen von der Höhle und der Bande und ihren Spielen nichts erzählen konnte, weil sie solche Dinge wahrscheinlich gefährlich finden und verbieten würden. Dieses geheime Wissen bildete zwischen den drei Kindern ein festes Band, das eine Zeitlang unzerreißbar und mit keinem anderen teilbar schien. Manchmal ließ Willie sie an dem Reichtum seines Wissens teilhaben, den er bei nächtlichen Besuchen in der Kneipe seines Vaters zusammengetragen hatte, und erklärte ihnen dann etwa, wie kleine Kinder gemacht wurden.
    »Man braucht ein bißchen weiße Pisse von einem Mann und ein bißchen von einer Frau«, sagte er einmal, als sie in der finsteren Höhle waren. »Das tut man in eine Maisschote, damit es sich vermischen kann, und dann wickelt man die Schote fest ein und legt sie an einen dunklen Ort, zum Beispiel unter die Veranda, und nach einer langen Zeit wächst daraus ein kleines Kind.«
    »Aus der Maisschote?« fragte Robert mit großen Augen.
    »Ja.«
    Diese Behauptung machte Shirley unweigerlich zornig, da sie überzeugt war, daß das längst nicht alles wäre. Sie hatte gesehen, was für einen dicken Bauch ihre Tante gehabt hatte, ehe ihr kleiner Vetter geboren worden war, aber sie verkniff es sich, mit Willie zu streiten. Er war größer und stärker als sie, und außerdem war es ihr im Augenblick eigentlich ziemlich egal, weil sie wieder diese komischen Magenschmerzen hatte.
    Robert andererseits sah sich in der nächsten Zeit, wenn er zu Hause auf die Toilette ging, seinen Urin genau an, um festzustellen, ob er weiß

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