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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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wäre. Er stellte es sich interessant vor, ein kleines Kind zu haben, wenn es ihm nur gelang, ein bißchen von seiner weißen Pisse in einer Maisschote aufzufangen. Doch sein Interesse ging nicht so tief, das Spiel so lange fortzusetzen. Es war für den Augenblick faszinierend, doch es gab so vieles andere, was man tun konnte und worüber man nachdenken mußte, daß er nach einer Weile seine Bemühungen, ein Kind zu machen, aufgab.
    Die Bande hätte wahrscheinlich bis zum Ende des Sommers ihre vergnüglichen Spiele getrieben, wenn Shirley nicht krank geworden wäre und aus der Bande hätte ausscheiden müssen. Eines Morgens beim Frühstück hörte Robert, daß die kleine Stillings ins Krankenhaus gebracht worden war, und man vermutete, sie hätte etwas an der Leber. Was das zu bedeuten hatte, ging Robert erst auf, als mehrere Tage verstrichen waren, ohne daß er und Willie das Versteck aufgesucht hatten. Auf seine Fragen reagierte Willie äußerst ekelhaft, versetzte ihm eine schallende Ohrfeige und nannte ihn »andersrum«, als er vorschlug, sie sollten in die Höhle gehen und allein das Sandwich-Spiel spielen. Robert war mehr seelisch als körperlich verletzt, denn er war Willies Wutanfälle und unmotivierte Schläge gewöhnt.
    »Aber mir macht es eben Spaß, Willie«, erklärte er mit brennend rotem Ohr.
    »Ohne ein Mädchen können wir das nicht machen, du Blödian.« Robert ließ sich das durch den Kopf gehen und machte sich davon, um Anne zu suchen. Es gab schließlich mehr als ein Mädchen auf der Welt, sagte er sich, und mit Anne würde das Spiel doppelt so viel Spaß machen, weil sie viel netter war als Shirley, und er sie lieber mochte. Er lief überall herum und suchte sie, bis er sie vor dem Haus fand, wo sie auf ihrem Dreirad herumfuhr. Atemlos erzählte er ihr, er wüßte ein Spiel, das lustiger wäre als alles andere, und er würde ihr zeigen, wie es ginge, und Willie würde auch mitmachen, wenn sie das wollte. Anne sagte, sie hätte Willie dick, weil er immer so gemein sei, aber mit Robert würde sie das Spiel schon spielen, wenn dabei ihr Kleid nicht schmutzig würde. Er versicherte ihr, daß das ganz bestimmt nicht geschehen würde, sagte aber nichts davon, daß sie zu dem Spiel ihre Kleider ausziehen mußte, da ihm diese Einzelheit nicht wichtig erschien. Sie beschlossen, das Spiel in der Garage bei geschlossenen Türen auszuprobieren. Robert gab sich alle Mühe, Anne genau zu zeigen, wie es ging, aber es war nicht das gleiche. Die Garage war nicht so heimelig und heimlich wie die Höhle, die Decke war zu hoch, so daß er das Gefühl hatte, sich auf dem Grund eines Schachts zu befinden, nicht in einer gemütlichen kleinen Höhle. Er wollte das Spiel unbedingt spielen, aber es war einfach nicht so wie sonst. Anne hatte nichts dagegen, sich auszuziehen, aber alles übrige, was dazugehörte, fand sie ziemlich blöde. Sie fand es lustig, sich kitzeln zu lassen und nackig in der Garage herumzulaufen, aber nach einer Weile wollte sie sich wieder anziehen und zum Mittagessen ins Haus gehen. Robert kam zu dem Schluß, daß dies nicht der richtige Ort für das Spiel war. Er würde sie in die Höhle mitnehmen und Willie bereden müssen, sie in die Bande aufzunehmen.
    Der August neigte sich in glühender Hitze seinem Ende zu. Die Nächte waren schwül und drückend nach den regelmäßigen Nachmittagsgewittern, und dann kamen sengend heiße Nachmittage, die im ganzen mittleren Westen sämtliche Rekorde brachen.
    In den heißen Nächten hänge ich verdrießlich herum, gehe selten auf Jagd, obwohl das Wild wie betäubt ist von der Hitze und leicht zu fangen. Mein Geist scheint absorbiert von den Prozessen, die sich in meinem Innern abspielen, von quälenden Sehnsüchten, die ich nicht einordnen kann und die ich nie zuvor empfunden habe. In manchen Nächten liege ich wie ein Schwachsinniger der Länge nach im seichten Wasser des Flusses ausgestreckt, bin es zufrieden, einfach dazuliegen, das Wasser über meinen Körper spülen zu lassen und zuzusehen, wie es mein Fell in schmale Furchen teilt, die im Mondlicht wie Bronze glänzen. Eines Nachts fange ich sogar Fische, während ich träge im Fluß liege, die Ohren unter Wasser, und dem sachten Wispern der Flossen lausche. Ich erwische drei in jener Nacht, zwei davon nur Karpfen, an denen aber immerhin ein paar gute Happen dran sind.
    Während ich nun in dieser Nacht darauf warte, daß die Woodsons sich zurückziehen, damit ich aus dem Haus schlüpfen kann, fange

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