Werwelt 01 - Der Findling
Robert Willie äußerst interessant fand, da er bisher soviel mutwilliger Bosheit nie begegnet war, und sich davon gleichzeitig angelockt und abgestoßen fühlte.
Eines Morgens, nach einem Schwatz am hinteren Zaun, gelang es Robert, sich unbemerkt von Anne davonzumachen, und er wanderte mit Willie und Shirley die kleine Gasse hinunter zum Flußufer, wo sich der alte Hochwasserabfluß in den Kanal ergoß. Ein ganzes Stück in der Tiefe des Rohrs, das an der Öffnung mannshoch war und ebenso breit, hatten sie ein geheimes Versteck. Ein großer Brocken hatte sich aus der Mauer gelöst und bildete eine Höhle, die hin und wieder offensichtlich Landstreichern als Lager gedient hatte. Willie hatte eine Decke für den Boden mitgebracht und dazu ein paar Kerzen, und er und Shirley hatten sich in dem muffigen, aber eben herrlich geheimen Schlupfwinkel häuslich niedergelassen. Robert, für den diese Situation etwas völlig Neues war, fand den Schmutz und die Heimlichkeit so faszinierend, daß er Willie augenblicklich als seinen Führer akzeptierte.
Die drei hockten in der dunklen Höhle neben dem Abflußrohr und ließen sich eine Orange schmecken, die Willie an Caps Obststand gestohlen hatte. Robert hätte von den Woodsons welche mitbringen können, aber so kamen sie sich viel mehr wie Banditen vor.
»Das Weiße darfst du nicht essen«, sagte Shirley mit ihrer Piepsstimme. »Meine Oma hat gesagt, davon kriegt man Würmer.«
»So ein Schmarrn«, erklärte Willie, während er ein großes Stück von der weißen Haut abriß und verspeiste. »Würmer kriegt man von rohen Kartoffeln. Das weiß doch jeder Idiot.« Er riß einen Orangenschnitz ab und reichte ihn Robert, der auf dem Betonrand der Höhlenöffnung saß. »Da, hier, Robert, du gehörst jetzt zu unserer Bande.«
»Danke«, erwiderte Robert und nahm den Orangenschnitz. »Das ist eine tolle Höhle hier. Da können wir Räuber spielen, ohne daß uns einer entdeckt.«
»Ach, wir machen ganz andere Spiele, was, Shirley?« versetzte Willie, schob das letzte Stück von der Orange in den Mund und wischte sich die Lippen mit seinem Ärmel.
Shirley kicherte und verdrehte die kleinen dunklen Augen, das fast nur noch das Weiße zu sehen war. Gleichzeitig nickte sie so heftig mit dem Kopf, daß ihr das schwarze Haar, das aussah, als müßte es dringend gewaschen werden, ins Gesicht fiel. Robert hatte keine Ahnung, wovon sie redeten.
»Willst du zu unserer Bande gehören und niemals einem Menschen verraten, nicht mal deinem Vater und deiner Mutter, wo das Versteck ist, und was wir da machen?« fragte Willie, während er Robert bei den Schultern faßte und ihm in die Augen sah.
Robert erwiderte den Blick der grünlichschimmernden, dunklen Augen in Willies schmalem Gesicht und nickte.
»Dann mußt du bei den Gebeinen deiner Vorfahren schwören«, erklärte Willie und grub Robert seine Finger so tief in die Schultern, daß es schmerzte.
»Aua! Ja, das schwöre ich. Ich meine, wie schwört man denn überhaupt?«
»Du hast es eben schon getan. Man sagt ganz einfach, ›ich schwöre es‹.«
»Also gut, ich schwöre es. Und du tust mir weh, Willie.«
»Okay. Ich hab’ dir nur ein bißchen weh getan, damit du nicht vergißt, daß jedem von der Bande, der unsere Geheimnisse verrät, etwas ganz Schlimmes passiert.«
»Ich verrat nichts.«
»Okay. Jetzt gehörst du zur Bande. Aber jetzt kommt erst noch die Aufnahmeprüfung, sonst bist du kein richtiges Mitglied.«
Er machte sich daran, Roberts Hemd aufzuknöpfen.
»Man muß sich dazu ausziehen?« erkundigte sich Robert.
»Ja, wir müssen dich untersuchen, damit wir auch sehen, ob du in Ordnung bist.«
Willie half Robert, Hemd, Hose und Unterhose auszuziehen. Sie liefen immer barfuß, also saß Robert schließlich nackt auf der Decke in der Höhle.
»Jetzt leg dich hin, damit wir dich untersuchen können«, befahl Willie.
Robert streckte sich auf der Decke aus, und Shirley kauerte sich nieder, um zuzusehen, während Willie sich daranmachte, mit dem Zeigefinger in diversen Partien von Roberts Körper herumzustochern. Robert fand dieses kitzlige Verfahren höchst interessant und aufregend, und als seine Erregung stieg, begannen auch meine Sinne zu erwachen. Willie kitzelte und rubbelte, bedächtig wie ein Arzt, der eine gründliche Untersuchung vornimmt. Nach einer Weile wurde auch Shirley, die die Krankenschwester spielte, aktiv. Sie zählte Roberts Puls und schaute ihm in den Mund, um seine Zähne zu zählen.
»So, jetzt
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