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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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in Oklahoma im Militärgefängnis saß, wo er wegen unerlaubter Entfernung von der Truppe eine Strafe von sechs Monaten zu verbüßen hatte.
    Mit dem Geretteten selbst, einem unterernährten Früchtchen von zwölf Jahren mit einem unglaublich frechen Mundwerk, war auch nicht mehr Staat zu machen. Unter einem nicht abreißenden Schwall von Obszönitäten behauptete er, Charles hätte ihn in den Fluß gestoßen und versucht, ihn umzubringen. Zum Glück widersprachen dem sämtliche Zeugen, die übereinstimmend aussagten, daß Charles von dem kleinen Ritter mindestens drei bis vier Meter entfernt gewesen wäre, als der Junge ins Wasser gesprungen war. Der einzige erwachsene Zeuge, der muskulöse Mann, der sich bemüht hatte, Ritter mit künstlicher Atmung am Leben zu erhalten, gestand, daß der ganze Vorfall ihm rätselhaft wäre, da er den Eindruck gehabt hätte, der kleine Ritter wäre aus kniender Haltung gesprungen und beinahe viereinhalb Meter waagrecht durch die Luft geflogen, ehe er in die gefährliche Strömung des Wehrs hinabgestürzt war. Der Zeuge meinte, es müßte eine andere Person oben auf dem Sockel gewesen sein, die den Jungen mit beträchtlicher Kraft hinausgestoßen hatte, doch dem widersprachen alle anderen Zeugen und auch das Opfer selbst.
    Auch Charles machte sich Gedanken über die Entfernung, die der Junge im Flug hatte überwinden müssen, um in der Strömung zu landen, und es wollte ihm scheinen, als hätte er den Jungen nicht nur gezwungen, einem Befehl von ihm zu folgen, wie er das beim Schlagballspiel mit Runt Bosold praktiziert hatte, sondern als müsse er überdies irgendwie dazu beigetragen haben, daß der Junge mit solcher Stoßkraft vom Sockel über das Wasser hinausgeflogen war. Er begriff jetzt, daß heftige Gemütsbewegung notwendig war, um die Handlung anderer zu beeinflussen. So eine feine Sache schien ihm die geheime Kraft, die er besaß, jetzt gar nicht mehr zu sein, da die starke Gemütsbewegung, die zur Entfaltung dieser Kraft erforderlich war, die Natur der angewandten Kraft bestimmen würde. Charles war enttäuscht.
    Auf der Feier, die der Elternbeirat zu Ehren »unseres Helden« im roten Backsteinschulhaus gab, meinte Charles, etwas Beglückenderes könne ihm nun wohl kaum noch widerfahren. Das Schwarze Brett war mit Zeitungsausschnitten bepflastert, die von seiner Heldentat berichteten, und die alte Mrs. Stumway entsagte einen Nachmittag ihrem Einsiedlerleben, um an der Feier teilzunehmen, auf dem Kopf ein Kapotthütchen, um den Körper ein mit tropischen Blumen bedrucktes, bodenlanges Panamagewand, so daß sie wie eine alte zerknitterte Fliegerin aussah, die ein Spalier in voller Blüte mit sich herumträgt. Mr. Safford, der zuständige Schulrat, und die drei Bauern, die den Beirat vertraten, schüttelten Charles die Hand voll Bewunderung für seine Kraft und für seinen Mut, und die Mädchen sahen ihn jetzt, wo er nicht mehr nur der gutaussehende Bursche war, der mit zwölf Jahren erst in die erste Klasse ging, mit neuen Augen an.
    Nur von einem bekam Charles anderes zu hören als Lob und Bewunderung, und zwar vom wahren Helden des mutigen Rettungsunternehmens, der an einem Hinterfuß zwei Krallen verloren hatte und unseren Helden ausdrücklich ermahnte, nie wieder eine solche Dummheit zu machen, da er und der wahre Held diese großartige Geste Charles’ leicht mit dem Leben hätten bezahlen können.
    Es steht jedenfalls fest, daß Charles niemals zu Betty Baileys zwei Wochen später stattfindendem Halloween-Fest eingeladen worden wäre, hätte er sich nicht durch seine mutige Rettungstat hervorgetan. Bettys Familie galt in dieser Gegend, die mitten in der gesellschaftlichen Wüste des ländlichen Illinois mit seinen endlos wogenden Getreidefeldern lag, als »vornehm«. Ihre Mutter Cora wurde allgemein als elegante Frau betrachtet, und von ihrem Vater Edward sagte man, er sei ein »Lebemann« und habe ein Profil wie Douglas Fairbanks. Edward Bailey kam der Vorstellung vom Gutsbesitzer näher als alle anderen Bauern in der Gegend, da er abgesehen von seinem Hof auch noch Immobilien in Beecher und einigen anderen kleineren Orten des Landkreises besaß. Eine Einladung bei den Baileys kam daher einem gesellschaftlichen Ritterschlag gleich.
    Betty Bailey war, wie die Eltern es ihr beigebracht hatten, hübsch und gepflegt, im Auftreten so sicher, wie das ein Mädchen von vierzehn Jahren sein kann: gesellschaftlich gewandt. Ihr älterer Bruder, Edward Junior, hatte sich gerade

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