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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Bäuchlein stieß, während er sieghaft die letzten Worte seines Texts deklamierte. Mary Mae zog sich geschlagen zurück, jedoch nicht, ohne Harry Bennett – dem Ritter – einen haßerfüllten Blick zuzuwerfen und ihn mit drohendem Gebrummel wissen zu lassen, daß er schon noch was erleben würde dafür, daß er sie mit der Lanze gestochen hatte. Harry blieb als nervöser Sieger zurück, denn eine Drohung von Mary Mae konnte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, wenn man einen halben Kopf kleiner und zwei Jahre jünger war als sie. Doch alles nahm ein harmonisches Ende, während Miss Wrigley auf dem alten Klavier einen Siegesmarsch spielte, und das Publikum dankbar klatschte und lachte.
    Dann wurden die Stühle hinausgetragen und die Bühne abgebaut, damit die Spiele beginnen konnten, das traditionelle Apfeltauchen, Blindekuh, das Schnurkauen, wo jeweils ein Spielerpaar um das Bonbon kämpfte, das in der Mitte der Schnur festgebunden war, und schließlich das Blinzelspiel.
    Charles amüsierte sich wie noch nie, lachte bei dem Theaterstück so heftig, daß er und Douglas von ihren Stühlen kippten und vom älteren Bent ausgeschimpft wurden. Als die Paare für das Schnurkauen eingeteilt wurden, paßte Charles nicht auf und sah sich unversehens mit Mary Mae als Partnerin, die noch immer ihr Hexenhaar auf dem Kopf hatte und ihr Kostüm trug. Ihre Augen strahlten, als sie Charles anlächelte, der jetzt bei Spielen und Festen ein begehrter Partner war. Charles klemmte sich das andere Ende der Schnur zwischen die Zähne, blickte Mary Mae in die kleinen runden Augen unter der Hexenperücke aus seidigen Maisfäden und lächelte. »Du warst gut in dem Stück«, sagte er um die Schnur herum.
    »Danke, Charles«, versetzte Mary Mae um ihr Ende der Schnur herum.
    Charles blickte an der Zweierreihe von Kindern entlang, jedes mit einem Stück Schnur im Mund, Jungen auf einer Seite, Mädchen auf der anderen. Zwischen ihnen hingen in keilförmiger Schlucht die Schnüre herab, jede mit einem Stück selbstgemachtem Toffee im spitzen Winkel. Charles nahm sich vor, das Spiel fair zu spielen und zu versuchen, das Bonbon zu schnappen, selbst wenn er in diesem Bemühen in der Mitte mit Mary Mae zusammenstoßen würde, die als Konkurrentin nicht zu verachten war. Die Spannung stieg, während noch letzte Vorbereitungen getroffen wurden, man legte die Hände auf den Rücken, irgendwo verhedderte sich eine Schnur, und Miss Wrigley mußte sie wieder entwirren, und endlich rief sie laut: »Los!« Und alle fingen an, wie wild Schnur in sich hineinzuschlingen.
    Paul Holton wurde disqualifiziert, weil er verbotenerweise die Schnur mit den Zähnen gezogen und Sally Marshall so das ganze Knäuel aus dem Mund gerissen hatte, der kleine Joe Ricci war vorn, bis er sich plötzlich verschluckte, und Miss Wrigley zu ihrem Entsetzen entdeckte, daß er die ganze Schnur auf seiner Seite hinuntergeschluckt hatte. Douglas Bent und Martha Portola kamen zur gleichen Zeit bei ihrem Bonbon an, und Douglas bekam einen Biß in die Lippe. Charles fand sich Nase an Nase mit Mary Mae, als sie genau gleichzeitig bei ihrem Bonbon anlangten. Er wich nicht zurück, sondern kämpfte tapfer weiter, als Mary Maes Lippen sich schon fast um den süßen Preis geschlossen hatten, und es gelang ihm, seine Zähne in das Toffee zu schlagen. Mit aneinandergequetschten Gesichtern, Speichel auf den Wangen, kämpften er und Mary Mae verbissen weiter, Mary Mae hochrot im Gesicht, keuchend und schielend vor Aufregung, Charles, dem der Atem durch die in das Toffee verklammerten Zähne pfiff, schnaubend wie ein Zuchthengst – wie Paul Holton später sagte. Schließlich aber drückte Mary Mae in wilder Raserei ihre Zähne knirschend gegen die von Charles, und verdattert ließ er das Bonbon fahren. Die Schnur lief wie von einer Spule aus seinem Mund, während Mary Mae sich aufrichtete und triumphierend den Preis zwischen den Zähnen hielt. Das Bonbon, das noch Charles’ Bißspuren trug, gehörte ihr. Erst da merkten sie, daß die übrigen Mitspieler längst fertig waren, und alle ihnen mit lauten Anfeuerungsrufen zugesehen hatten.
    Als dann das Apfeltauchen kam, gingen Charles und Douglas und ein paar andere Jungen auf den dunklen Hof hinaus. Paul Holton hatte eine Zigarette und zündete sie an und reichte sie herum. Als Charles an die Reihe kam, nahm er sie, sog den Rauch ein und verschluckte sich so fürchterlich, daß er meinte, er würde sich gleich übergeben. Die anderen Jungen

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