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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Mr. Graham jede Woche einen Brief gibt und dann immer eine Weile mit ihm drüber redet.«
    »Es ist wahrscheinlich nur das Geld, das er für die Lebensmittel kriegt«, vermutete Douglas.
    »Nein. Die zahlt sie bar«, entgegnete Charles, den Blick in das wirbelnde Wasser gerichtet. »Auf jeden Fall ist sie ganz in Ordnung, wenn es einen nicht stört, daß es zum Frühstück immer Eier gibt, zum Mittagessen immer Sardinenbrote und abends immer Schweinekoteletts.«
    »Das ist doch gar nicht so übel«, stellte Douglas fest. »Du brauchst wenigstens keine Erbsen zu lesen und Tomaten zu schnitzeln oder Mais zu schälen, wenn du keine Lust dazu hast. Das muß ich dauernd, und was viel Besseres krieg ich auch nicht zu essen.«
    »Dafür brauchst du kein verdrecktes altes Klo zu streichen, das so verstänkert ist, daß letzte Woche sogar sämtliche Fliegen ausgezogen sind.«
    Douglas lachte. »Das ist gar nichts. Ich mußte letzte Woche sämtliche Doppelfenster streichen, und das ist vielleicht eine Hundsarbeit, wenn man dauernd aufpassen muß, daß das Glas nicht voll wird, und –«
    Aus dem stillen Becken, wo sie ihre Angelleinen ausgeworfen hatten, spritzte plötzlich eine Wasserfontäne auf. Einen Moment lang glaubte Charles, ein Riesenfisch wollte sich auf sie stürzen, doch dann merkten beide Jungen, daß jemand es darauf abgesehen hatte, sie zu ärgern. Forschend blickten sie zu den wenigen anderen Jungen hinüber, die auf den Steinvorsprüngen verteilt standen, aber keiner von ihnen schien der Übeltäter gewesen zu sein. Wieder sprühte das Wasser in einer wahren Springflut auf, so daß sie beide naß wurden. Von oben hörten sie Gelächter und blickten hinauf. Auf dem Sockel des alten Kraftwerkbaus, vier bis fünf Meter über ihren Köpfen, war ein Gesicht zu sehen, das begierig abwärts spähte und boshaft grinste. Das Haar war rot und stand nach sämtlichen Richtungen ab, und das Gesicht sah ungewöhnlich bleich aus.
    »Paß ja auf«, rief Charles, als ein weiterer Steinbrocken an ihnen vorbei ins Wasser plumpste.
    »He, du blöder Idiot da oben«, brüllte Charles zu dem weißen Gesicht hinauf, »wir wollen hier unten was fangen.«
    Ein weiterer Steinbrocken folgte, verfehlte jedoch diesmal den Fluß und schlug an der steinigen Böschung auf, keinen halben Meter von der Stelle entfernt, wo Charles saß.
    »He, verdammt noch mal«, brüllte er, »du triffst jetzt gleich jemanden.«
    »Das ist einer aus der Stadt«, sagte Douglas, und Furcht lag in seiner Stimme. »Die machen so was nur zum Spaß.«
    »He, das hört sich ja an, als hätt’st du vor dem rothaarigen Fliegenschiß da oben Angst«, meinte Charles grinsend.
    Er legte seine Angel nieder, um die kantigen Felsvorsprünge hinauf zu der Ecke des alten Steinbaus zu klettern, wo mehrere Stufen zu dem Sockel hinaufführten, auf dem der Störenfried stand. Als er eine hervorspringende Felsnase umfaßte, um den Anstieg zu beginnen, stieß Douglas einen warnenden Ruf aus. Er blickte gerade noch rechtzeitig aufwärts, um wieder das weiße Gesicht mit dem roten Haar zu sehen, doch es blieb ihm keine Zeit mehr, dem Stein auszuweichen, der mit betäubender Wucht seinen linken Arm am Ellbogen traf.
    Charles setzte sich recht unsanft auf den harten Stein und hielt sich den Arm. Er tat so weh, als hätte er einen Schlag mit dem Baseballschläger abbekommen. Wut flammte in ihm auf, und während der Schmerz sich vom Ellbogen bis zu seinem Hals hinaufzog, dachte er erbost: Mensch, spring doch in den Fluß, du Scheißkerl, und sagte laut: »Gott verdammich noch mal!«
    Douglas schrie wieder, und im gleichen Moment klatschte etwas ins Wasser, etwas, das viel größer war als die Steinbrocken, die bisher heruntergekommen waren.
    »Er ist reingesprungen«, brüllte Douglas, und die anderen Jungen auf den Felsvorsprüngen sprangen jetzt alle auf und deuteten zum schäumend wirbelnden Wasser am Ende der Deichmauer, jenseits der Fischtreppe.
    »Schau, schau! Da ist er«, brüllten sie.
    Charles schaute und sah den weißgesichtigen Jungen, der in den wilden Wirbeln unterhalb des Wehrs hin und her geworfen wurde. Der verrückte Kerl war über das stille Becken hinweg, wo sie fischten, direkt in die gefährlichste Stelle des Flusses hineingesprungen, in die kreiselnde Strömung unterhalb des Wehrs, wo die herabfallenden Wasser aufprallten und sich in wilden Wirbeln drehten. Manchmal verhedderten sich Fässer und alte Baumstämme tagelang in den schäumenden Strudeln, ehe sie

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