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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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freikamen. Der Junge würde bestimmt ertrinken.
    »Der spinnt«, riefen einige der Jungen. »Wir müssen ein Boot holen oder so was. Einen Autoschlauch, ein Seil«, riefen sie, und einige rannten die Böschung hinauf, um irgend etwas herbeizuschaffen, was man dem Jungen zuwerfen konnte.
    »Der ertrinkt bestimmt«, sagte Douglas, während er zusah, wie das weiße Gesicht des Jungen in den Wogen von Wasser und Schaum abwechselnd auftauchte und wieder verschwand.
    Der Junge konnte schwimmen und versuchte mit aller Gewalt, aus der Strömung herauszukommen, kämpfte wie ein Wilder, aber jedesmal, wenn die Unterströmung ihn erwischte und nach unten zog, schluckte er eine Menge Wasser.
    »Verdammt noch mal«, stieß Charles hervor, »ich muß ihn da rausholen.« Er riß sich sein Hemd herunter und blieb in seiner Arbeitshose mit den abgeschnittenen Hosenbeinen am Ufer stehen, während er zusah, wie der Junge wieder unterging. »Ich wünschte, ich müßte das nicht tun«, sagte er zu Douglas, während er seine Hose aufhakte und an seinen Beinen herunterfallen ließ.
    Mit einem kurzen Anlauf stieß er sich ab und flog in einem langen flachen Kopfsprung über das Wasser zum Fuß des Wehrs. Sein nackter Körper blitzte wie braune Bronze in der Sonne, ehe er aufprallte, und er hörte noch Douglas’ laute Stimme, ehe das Wasser aufklatschend über ihm zusammenschlug.
    Charles war ein guter Schwimmer, aber so gut auch wieder nicht. Er schaffte es, gegen die Strömung in das donnernde Tosen des Wasserfalls hineinzuschwimmen, doch dann konnte er im wilden Getümmel von hochgehenden Wellen und Gischt den rothaarigen Jungen nirgends sehen. Er mußte mit aller Gewalt gegen die reißende Unterströmung ankämpfen, die ihn unter Wasser ziehen wollte, hinein in die herabstürzenden Fluten, die seinen Körper zertrümmert hätten. Zweimal kämpfte er sich an die Oberfläche empor, nachdem er mit solcher Wucht in die Tiefe gerissen worden war, daß sein Körper gegen den Fels auf dem Grund des Flusses geschleudert wurde. Strampelnd schlug er hart auf Grund und wußte, daß er sich ein paar häßliche Hautabschürfungen geholt hatte. Mit Macht stieß er sich wieder ab in dem Bemühen, aus der Strömung herauszukommen, nach oben zu gelangen, um Atem holen zu können. Er schaffte es, doch nur, um augenblicklich wieder in die Tiefe gerissen zu werden. Diesmal schlug er mit der Schulter und dem Kopf auf den Felsboden, die Luft wurde aus seinen Lungen herausgepreßt, und Wasser drang ihm in den Mund, so daß er sich verschluckte. Seine Finger umklammerten den Rand einer Spalte im ausgewaschenen Felsgestein, das einzige, was ihn noch davor rettete, unter das herabstürzende Wasser gezogen zu werden. Und dann verlor er noch mehr Luft.
    Verwandlung.
    Ich presse Wasser aus meiner Kehle und lasse mich von der wirbelnden Strömung fast bis unter die gewaltigen Druckwellen der herabströmenden Wassermassen tragen. Unmittelbar am Rand des Wasserfalls stoße ich mich vom Boden ab. Das Gewicht der Fluten streift gerade noch meinen Rücken. Ich halte Ausschau, aber im grauen Schleier der Gischt kann ich nichts sehen. Ich tauche unter, lasse mich vom Wasser zum Boden hinunterdrücken, wo ich mich fest zusammengerollt am Rand der Wehrmauer festhalte und meinen Raumsinn durch das Wasser schicke. Das Wogen des Wassers ist stark und schrecklich. Da ist er. Ein schlaffes Bündel, das kaum noch Leben hat. Wie ein Stück Treibholz wird er, beinahe unter dem Wasserfall schon, von der Strömung kreiselnd herumgeworfen. Ich richte alle meine Sinne auf ihn und stoße mich wieder vom Grund des Flusses ab. Es scheint, als stelle sich das Wasser jeder meiner Bewegungen entgegen, aber ich zerre den Jungen aus der Tiefe empor und schieße mit einem gewaltigen Stoß meiner Hinterläufe aufwärts, um Luft zu holen. Gleichzeitig schiebt die Strömung kräftig von unten, und ich scheine beinahe in voller Länge aus dem Wasser zu springen, den Jungen unter dem Vorderlauf. Ich hole tief Atem und sinke wieder zurück ins Wasser, wo mich sogleich erneut die Strömung packt. Ich schlingere dem Grund zu und scharre mit den ausgestreckten Klauen meiner Hinterläufe über den Fels, um irgendeinen Halt zu finden. Die Wassermassen drängen uns immer weiter zurück, bis ich schließlich spüre, wie meine Klauen in einen Spalt rutschen. Ich ziehe mich zusammen wie eine Feder und schnelle kraftvoll aufwärts, während ich mit einem Vorderlauf und den beiden Hinterläufen paddle. Zwei der

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