Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
Vom Netzwerk:
Jungen erzählten auch, daß Alfred und Betty miteinander Schluß gemacht hätten, und Flossie verriet Brenda Gustafson, die es Kick Jones erzählte, der es wiederum Charles berichtete, daß Bettys Eltern mit diesem Ausgang ganz zufrieden waren.
    Douglas Bent zeigte, wie es Charles schien, ein morbides Interesse an der Schilderung, wie genau er Alfred Kearny »zusammengeschlagen hatte«, so nämlich hatte Carl Bent es genannt, nachdem er Alfred am folgenden Tag in dem Lebensmittelgeschäft gesehen hatte, wo dieser arbeitete.
    »Heiliger Strohsack«, hatte Carl mit einem Grinsen auf dem breiten Gesicht gesagt, »er hat ausgesehen, als wäre ihm ein Esel im Gesicht rumgetrampelt. Ein blaues Auge hatte der, so groß wie eine Tomate, und seine ganze Stirn war verpflastert.«
    »Ich hab’ nur Glück gehabt, Doug«, versicherte Charles wohl zum zwanzigstenmal. »Und außerdem hab’ ich viel mehr abbekommen als er, und wenn ich ihm nicht den Stein auf den Kopf gehauen hätte, dann hätte er mich wirklich ins Krankenhaus gebracht.«
    »Hast du ’n paar Burschen zusammengetrommelt, um sein Auto kaputtzumachen?« erkundigte sich Douglas, der immer noch nicht lockerlassen wollte.
    »Von seinem Auto weiß ich überhaupt nichts«, versetzte Charles und fügte dann, einer plötzlichen Eingebung folgend, hinzu, »er war wahrscheinlich betrunken und hat’s selbst kaputtgemacht. Er hat nämlich an dem Abend was getrunken, weißt du.«
    Wonach es sich wie ein Lauffeuer verbreitete, daß Alfred wirklich »sternhagelvoll« gewesen war, und damit hatte man die Erklärung sowohl für sein demoliertes Auto als auch für die Niederlage, die er von einem, wenn auch ungewöhnlich großen Zwölfjährigen hatte hinnehmen müssen. Der Ruf, den Alfred sich mit dieser einen Episode verdiente, war nicht völlig von Nachteil, so daß er und sein Bruder in den folgenden Wochen in der Tat versuchten, Charles zu vergessen. Alfred war bei den Baileys sowieso schon seit einiger Zeit in Ungnade gewesen, da sein Interesse an der mannbaren Betty durchaus unehrenhaft gewesen war.
    Charles beschloß, sich über seine Bücher zu setzen und arbeitete jeden Abend bei Lampenlicht im alten dunklen Eßzimmer, bis ihm die Augen tränten und er aufhören mußte. Miss Wrigley schrieb in einem Brief an Mrs. Stumway, Charles wäre »ein brillanter Kopf, der nie die Gelegenheit gehabt hat, zu zeigen, was er in der Schule leisten kann«, eine Eloge, die der alten Frau wenig bedeutete, die aber Charles auch nicht schadete.
    Einer der Gründe, weshalb Charles es fertigbrachte, so schnelle Fortschritte zu machen, war der, daß Miss Wrigley ihm erlaubte, am Unterricht der anderen Klassen teilzunehmen, die schon weiter waren als er. Während er noch das dritte Lesebuch durchackerte, konnte er beim Leseunterricht der nächsthöheren Klasse, die Buch IV durcharbeitete, zuhören und auch Fragen stellen. Das bedeutete natürlich, daß er viel mehr Zeit als die anderen Kinder für seine Hausaufgaben aufwendete, aber häufig konnte er die Lektionen der Klassen drei und vier besser als die Schüler, die in diese Klassen hineingehörten. Wäre er bei alledem nicht so locker und unverkrampft gewesen, so wäre er vielleicht bald als verbissener Streber verschrien gewesen. So aber hatten die meisten Kinder alle Hochachtung vor seinem klaren Verstand und seinen manchmal seltsamen Kommentaren zu ihren Aufgaben.
    Mitte November ließ Miss Wrigley die Klassen drei und vier die Mythen und Heldensagen lesen, die ihre Bücher enthielten, um eine allgemeine Diskussion beider Klassen daran zu knüpfen. Die dritte Klasse las unter anderem die Sage Die Schöne und das Tier, und die vierte Klasse las eine gesäuberte Version von Beowulf. Nachdem sie die Geschichten besprochen hatten, und dem kleinen Joe Ricci mehrmals versichert worden war, daß Beowulf kein Werwolf war wie der, den er im Kino gesehen hatte, rief Miss Wrigley Charles auf, der die Hand erhoben und auf dem Gesicht einen fragenden Ausdruck hatte.
    »In beiden Geschichten heißt es, daß das Ungeheuer so unglücklich war, daß es andere Menschen töten wollte«, sagte Charles, während er in der Geschichte von Beowulf blätterte. Er fand die Stelle und las vor: »›Der Riese haßte das Licht und konnte den Gedanken nicht ertragen, daß andere glücklich waren. Und später, Augenblick mal, ja, hier: « ›Es machte ihn zornig, daran zu denken, daß die Menschen, die dort versammelt waren, glücklich waren.‹ »Und daraufhin bringt

Weitere Kostenlose Bücher