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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Gesicht in der Dunkelheit nur ein bleichschimmerndes Oval war.
    »Doch, natürlich höre ich dir zu. Ich hab’s mir eben einfach angewöhnt, nachts aufzustehen und herumzuwandern, um nachzudenken.«
    »Wir sollten so was gemeinsam besprechen.«
    Ihre Finger an seinem Hals waren gespannt, als wollte sie ihn unversehens packen oder kratzen. Er empfand die Berührung plötzlich als einen unangenehmen Reiz, als er fühlte, wie ihre Stimmung bei ihm selbst eine nervöse Ängstlichkeit auslöste.
    »Aber Renee, wir brauchen uns doch keine Sorgen zu machen. Wir fangen ja gerade erst an. Ich bin früher ständig in der Weltgeschichte herumgereist und brauchte mich nicht mit solchen Dingen wie Hypotheken und Versicherung und Steuern herumzuschlagen. Ich muß mich einfach erst daran gewöhnen, daß ich jetzt eine Familie habe, das ist alles.«
    Er wußte, daß das wie ein Vorwurf klang, doch er wollte vom Thema der nächtlichen Wanderungen wegkommen.
    »Barry, für mich ist es auch nicht leicht, hier draußen, praktisch in der Wüste noch einmal von vorn anzufangen. Ohne Freunde und ohne Familie. Und unsere Nachbarn sind nur lauter – lauter Mexe.«
    »Ach, red doch nicht so.«
    »Es ist doch wahr. Wenn der kleine Ochoa rüberkommt, um mit Mina zu spielen, dann stiehlt er wie ein Rabe. Er nimmt ihr ihre Spielsachen weg und versteckt sie unter seinem Hemd, und dann sieht er mich mit seinem indianischen Gesicht an und behauptet, er wär’s nicht gewesen. Dabei kann ich deutlich sehen, was er unter seinem Hemd hat. Jetzt sag du mir mal, was das für Leute sind, diese – diese Mexikaner!«
    »Nun, die meisten sind ziemlich arm.«
    »Das sind wir auch.«
    Das Geld war sein wunder Punkt. Was seine Männlichkeit anging, kannte er keine Unsicherheit, doch wenn es um Geld ging, fühlte er sich jedesmal betroffen und fing an, blind um sich zu schlagen. Er wollte sich nicht auf einen Streit über Geld einlassen, doch schon verteidigte er sich wieder, wie er das immer tat, als hätte sie ihn angegriffen.
    »Du weißt genau, daß mich die Reise zu euch hinauf im letzten Jahr mein ganzes Geld gekostet hat. Außerdem mußte ich nach dem Unfall riesige Krankenhausrechnungen bezahlen.«
    Er hatte ein schlechtes Gewissen, als er das sagte, weil es auch wieder eine Lüge war. Und gleich darauf spürte er, wie ihn die Wut packte bei dem Gedanken an Bill und jene Nacht, als er mitten auf einem finsteren Bahnübergang in dem alten Chevrolet aufgewacht war und mit dröhnendem Schädel in der von Whiskygeruch geschwängerten Finsternis vergeblich nach Türgriffen oder Fensterkurbeln gesucht hatte. In einem gläsernen Sarg war er gefangen gewesen, während das Pfeifen des Zuges immer lauter geworden war und das Licht der Scheinwerfer, die sich um die Kurve schoben, immer stärker; wie betäubt war er gewesen, hatte nicht einmal mehr gewußt, ob er Barry war, oder ob das Tier Bill in den Wagen gesperrt hatte, um ihn zu töten. Seine eigene Persönlichkeit war von der Angst und dem Entsetzen vor dem heranbrausenden Zug, der ihn gleich zermalmen würde, beinahe ausgelöscht gewesen. Heiß schoß ihm das Blut ins Gesicht, und er war froh, daß es in der Küche dunkel war.
    »Mutter hat gesagt, sie könnte sich gar nicht vorstellen, daß du tatsächlich in einem der Krankenhäuser in Cassius oder Grand Rapids warst, die sie kennt«, versetzte Renee, ihn herausfordernd, wie sie das zu tun pflegte, wenn sie spürte, daß er Abwehrmauern aufrichtete, die sie voneinander trennten. Sie fühlte sich davon irritiert und konnte es nicht verstehen, und sie bediente sich dann dieser alten geheimnisvollen Geschichte, um ihn zu treffen, weil er sich weigerte, ihre Ängste ernst zu nehmen. »Sie hat gesagt, es wäre ihr völlig schleierhaft, wo du gewesen sein könntest.«
    »Du hast doch die Narben selbst gesehen und hast gesehen, was von dem Auto übrig war. Ich hab dir gesagt, daß ich in einer Privatklinik außerhalb von Battle Creek war und wenn Tante – wenn deine Mutter dort nicht nachgefragt hat, so ist es nicht meine Schuld.«
    Er fühlte sich durcheinander und hätte sie in seiner Verwirrung beinahe wieder Tante Cat genannt. Guter Gott, was war das für ein Leben! Ein halbes Leben. Reglos saß er am Tisch und bemühte sich, seine Beherrschung wiederzufinden, während er die Milchflasche langsam in einem Kreis auf dem Büfett drehte. Er war schrecklich müde, so als hätte er monatelang nicht geschlafen. Und dann plötzlich überkam ihn Zorn.
    »Also, was

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