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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Beisammensein mit Mina, doch sie war traumhaft, und von dem Ritt im Mondschein waren ihm keine Bilder geblieben, sondern nur ein Hochgefühl unbändiger Freude, das ihn beinahe zornig machte.
    »Gehst du inzwischen zu Sears?« fragte er Renee in weicherem Ton, versöhnlich.
    »Barry, wie schaffst du es nur, ein Darlehen zu bekommen, wo wir doch überhaupt keine Sicherheiten haben? Mrs. Gonzales hat mir erst letzte Woche erzählt, daß sie nicht einmal für eine zweite Luzernensaat ein Darlehen bekam, obwohl sie über zwanzig Morgen im Tal haben.«
    Sie war betroffen aber noch nicht argwöhnisch, dachte Barry, als er sie anblickte. Neue Lügen, aber die ließen sich nun einmal nicht vermeiden. Für einen Menschen, der erst ein Jahr auf der Welt lebte, gab es nur eine Möglichkeit – er mußte sich einen Platz in der Gesellschaft stehlen, einem anderen Mann Frau und Kind stehlen, das Geld für ein Haus und ein Auto, für die Miete und selbst für das Essen stehlen, damit er sich in jenem Beruf einen Namen machen konnte, den er aus einer Augenblickslaune heraus gewählt hatte.
    »Ich kenne die Leute, Renee«, erwiderte er, sorgsam darauf bedacht, unbefangen zu wirken. »Sie wissen, daß sie sich auf mich verlassen können. Sie wissen, daß ich im Augenblick Schwierigkeiten habe, aber daß es auch wieder aufwärts gehen wird.« Er lächelte, als sie an der Ecke stehenblieben. »Dir mit deinen offenen blauen Augen würden sie bestimmt ohne mit der Wimper zu zucken tausend Dollar leihen.«
    Sie nahm das Kompliment als eine Entschuldigung und eine Bitte, ihn nicht mit ihrer Neugier zu bedrängen. Doch als sie sich abwandte, trübte sich ihr Lächeln und ein feiner Anflug von Argwohn, etwas, was Barry nie an ihr gesehen hatte, huschte wie ein flüchtiger Schmerz über ihr Gesicht. Sie nahm Mina bei der Hand und ging über die Straße, während er unter der großen Uhr vor der Bank stehenblieb. Jetzt würde er es also wieder tun müssen.
    Barry wartete, bis sie verschwunden waren, dann bog er in die Seitenstraße ein und lief rasch in die schmale Gasse hinter der Bank. Dort blieb er stehen und blickte zu den durchhängenden Stromkabeln an den alten verwitterten Masten auf, als wollte er Gott um Kraft bitten, und ging daran, sich gewaltsam in Zorn zu steigern. Er richtete seine Gedanken auf seine bedrückende Lage nur halben Menschseins, auf die Tatsache, daß man ihn und Renee um das Geld aus dem Erlös des Hauses gebracht hatte, mit dem sie gerechnet hatten, an Bill – ja, genau, an Bill. Bill Hegel, du gemeines Schwein, du Mörder, du Säufer, du elender Betrüger. Ich hasse dich! Er spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, und ließ seinen Zorn anschwellen, während er die Arme hin und her schwang und die Hände zu Fäusten ballte, bis er fühlte, wie die Muskeln in seinem Magen sich zusammenkrampften. Er brauchte Geld! Es stand ihm zu, und er mußte es haben. Barry Golden preßte den Mund zusammen, als hielte er den Atem an, der seine Wut befeuerte, und ging mit steifem Schritt durch den Seiteneingang der Bank, direkt zum Schreibtisch des zweiten Kassierers. Er konnte sich nicht setzen, so verkrampft war er innerlich, geballte Energie, bereit zum Kampf, bereit seine ganze Kraft gegen den Feind einzusetzen.
    Der Kassierer, ein untersetzter kleiner Mann mit einem spitzen kleinen Gesicht, erhob sich mit einem dünnen Lächeln, als er sah, daß Barry sich nicht setzen würde.
    »Was können wir für Sie tun, Sir?« Sein Lächeln erlosch, als er das wütende Gesicht seines Kunden sah.
    Mit schmalen Lippen sagte Barry scharf: »Sie lösen mir jetzt einen Scheck über zweihundert Dollar ein. Ich möchte das Geld in kleinen Scheinen.«
    Er schob seine Hand auf den Schreibtisch, als hielte sie in der Tat einen Scheck. Doch sie hielt gar nichts. Der Kassierer blickte hinunter, und Verwirrung zeigte sich auf seinem spitzen Gesicht. Dann aber wurden seine Züge schlaff, und er nickte.
    »Ja, Sir, selbstverständlich.«
    Barry hielt seine Wut ganz fest, während er einen schmalen Strahl jener Kraft, die ihm beinahe sichtbar zu sein schien, direkt auf den Kassierer richtete. Der nahm den nicht vorhandenen Scheck vom Schreibtisch, wo Barry ihn hingelegt hatte, drehte das Nichts in den Händen, nickte wieder und läutete mit einem kleinen Glöckchen nach einem Schalterbeamten.
    »Mister – äh – ich konnte ihre Unterschrift nicht lesen«, sagte der Kassierer und lächelte dümmlich mit offenem Mund.
    »Golden. Barry Golden. Los

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