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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Verbindung wurde kristallklar.
    »Oh, Barry! Ich hab’ erst letzte Woche einen Brief von Renee bekommen, und als ich ihn gelesen hatte, war mir klar, daß ich Bill niemals eure Adresse hätte geben sollen. Er sagte, er müßte euch wegen irgendeines Grundstücks schreiben, über das noch Streit besteht. Und ich hab’ mir nichts dabei gedacht. Er wirkte so vernünftig und er war auch nicht betrunken. Barry? Sind sie wirklich fort? Sind sie nicht vielleicht noch da?« Ihre Stimme war immer höher geworden, während sie sprach, und jetzt klang sie fast wie ein klagendes Wimmern.
    »Ich bin gestern später als sonst nach Hause gekommen, und da waren sie weg«, berichtete er. Ihre spürbare Angst veranlaßte ihn, seine eigene Angst herunterzuspielen. »In einem Versteck, das nur Mina und ich wissen, lag ein kleines Briefchen von Mina, in dem sie geschrieben hatte, ihr richtiger Vater wäre gekommen und wolle sie mitnehmen, und ob ich sie wieder holen würde.«
    An dieser Stelle fingen die Störungen wieder an. Eine ganze Weile war nichts anderes zu hören als Knistern und Rauschen, hin und wieder mit einem abgerissenen Wort vermischt. Schließlich hörte er: »… mit ihm zu gehen, weißt du.«
    »Was hast du da eben gesagt?« fragte Barry und spürte, wie die Muskeln in seinem Hals sich spannten.
    »Barry?«
    »Ja, jetzt kann ich dich hören.«
    »Hast du die Polizei benachrichtigt?«
    »Ja, natürlich, Vaire«, antwortete er. »Hast du eine Ahnung, was für ein Auto Bill fährt?«
    »Nein, das weiß ich nicht.« Er hatte den Eindruck, daß sie weinte. »Barry, sie war so glücklich mit dir, weißt du das eigentlich?«
    Wieder sprangen ihm die Tränen in die Augen, als wäre es alles vorbei und als hätte er nur noch Erinnerungen an die Liebe, die sie einst geteilt hatten. Er fühlte sich schwach und war wütend auf sich selbst.
    »Vaire, sag mir doch irgendwas, das mir hilft, sie zu finden!« schrie er.
    Ihre Stimme klang plötzlich wieder nah.
    »Ich kenne einen Freund von Bill. Ich werd’ mal feststellen, was er treibt.«
    »Vaire, ruf mich sofort zurück«, rief Barry laut. »R-Gespräch, aber ruf mich an, okay?«
    »Natürlich, Barry. Du weißt, daß wir an dich denken«, sagte die Frauenstimme wieder ruhig, die Stimme, die Renees so ähnlich war, daß es Barry das Herz umdrehte.
    »Ich danke dir, Vaire, grüß alle von mir.«
    Damit legte er auf.
    Einerseits fühlte er sich jetzt getrieben von dem Verlangen, aus dem Haus zu laufen und auf einem Highway nach dem anderen hinunterzufahren, um sie zu suchen, andererseits, jedoch hielt er sich verpflichtet, im Haus zu bleiben, wie dieser verdammte Kriminalbeamte ihm befohlen hatte. Er verspürte nicht den geringsten Hunger, obwohl längst Mittag vorbei war. Er schaute in den Schrank unter dem Spültisch nach einem Saft oder einer Limonade und fand eine fast volle Flasche Bourbon, die sie vor über einem Monat gekauft hatten, um für die Rossis etwas da zu haben. Er schenkte sich ein halbes Glas ein, gab Eiswürfel dazu und setzte sich hinaus auf die Veranda, um nachzudenken.
    Da saß er, bis die Eiswürfel in seinem Drink geschmolzen waren. Er hatte nur einen Schluck davon probiert und das Glas angewidert weggestellt. Die hohe Kinderstimme riß ihn aus seinen Gedanken. Er fuhr hoch und stieß das Glas um. Es zerschmetterte auf dem Boden der Veranda.
    »Darf Mina raus?«
    Er blickte auf den kleinen schwarzhaarigen Jungen, der vor der Fliegengittertür stand. Es machte ihm Mühe, seine Augen einzustellen; es war, als hätte er in die Unendlichkeit geblickt.
    »Sie haben das Glas kaputtgemacht, Mr. Golden«, sagte Benny Ochoa und wies auf die Scherben auf dem Boden.
    »Mina ist nicht da, Benny.« Barry stand auf und stieß die Glasscherben mit dem Fuß unter die Hängematte. Er kam so schnell zur Tür, daß der Junge erschreckt zurückwich. »Hast du hier gestern ein Auto halten sehen?« Sein Ton war sehr scharf, als hätte der kleine Junge ihn aus seinem Traum in eine Wirklichkeit zurückgeholt, die er unbedingt beherrschen wollte.
    »Ein großes schwarzes Auto?« erkundigte sich Benny mit ängstlichem Gesicht.
    »Ja, war gestern ein großes schwarzes Auto hier?«
    »Nein, ich hab’ keins gesehen.«
    »Aber du hast doch eben selbst von einem großen schwarzen Auto gesprochen«, entgegnete Barry und ging vor dem Jungen in die Hocke. Er bemühte sich, ruhig und freundlich zu sprechen. »Warum hast du das von dem großen schwarzen Auto gesagt?«
    »Das weiß ich auch

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