Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
Vom Netzwerk:
bestimmt nichts darauf geben.«
    Er unterhielt sich noch ein Weilchen mit Frank, dann legte er auf und machte sich sein Frühstück.
    Die Forstbehörde hatte, wie Barry feststellte, ein Büro in der Stadt, doch erst um halb neun meldete sich schließlich jemand. Man teilte ihm mit »für gewisse Gebiete gäbe es detaillierte Karten, und die Karten könnten käuflich erworben werden. Das Stück zu fünfzig Cents.«
    Barry knallte den Hörer auf die Gabel und stürzte zur Tür hinaus, wo er beinahe mit dem alten spanischen Briefträger zusammengestoßen wäre, der humpelnd den Weg zum Haus heraufkam. Sein verbeulter blauer Chevrolet stand auf der Straße beim Briefkasten, und Barry wunderte sich, daß der alte Mann extra den Weg zur Haustür machte.
    »Für die Karte hier krieg ich Nachporto«, sagte der Alte und hielt Barry ein Stück bedruckten grauen Pappendeckel hin. Barry nahm es und drückte es gegen die Hausmauer, um es glattzustreichen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er die Handschrift erkannte. In verschmiertem roten Kreide- oder Lippenstift stand da neben seiner Adresse: ›66E, Mich 449-281, R.‹
    Hinter dem R war ein hastig hingezeichnetes kleines Herz. Solche Herzchen pflegte sie manchmal auf kleine Zettel zu malen, die sie ihm dann in seine Hemdtasche oder den kleinen Beutel steckte, in dem sie sein Mittagbrot einpackte. Er zitterte vor Erregung und mußte sich einen Moment lang an die Hausmauer lehnen.
    »Sie schulden mir einen Penny Nachporto. Die Karte ist nicht frankiert, Mr. Golden.«
    »Natürlich, da hier, Mr. Pena.«
    »Ihre Familie ist wohl auf Urlaub, Mr. Golden? Ich hab’ ihre Frau schon seit letzter Woche nicht mehr gesehen.«
    »Ja, sie sind im Urlaub«, sagte er automatisch und steckte die Karte ein.
    »So ein Urlaub ist was Schönes. Ich hab’ schon seit mehreren Jahren keinen mehr gehabt«, bemerkte der alte Mann, während er zu seinem Wagen zurückhumpelte.
    Auf dem Weg zur Forstbehörde machte Barry beim Polizeirevier halt. Der wachhabende Beamte wies ihn zu einem Hinterzimmer, wo er den alten ›Glatzkopf‹, wie er ihn im stillen nannte, an einem Schreibtisch sitzend vorfand. Der Beamte betrachtete das Stück grauen Pappendeckels so lange, daß Barry schon glaubte, er hätte etwas darauf übersehen, und dem Mann über die Schulter spähte, um es selbst noch einmal in Augenschein zu nehmen. Schließlich warf der Beamte es auf den Schreibtisch, als wäre es ein wertloser Fetzen Papier.
    »So, das ist also mit der Post gekommen«, sagte er, als spräche er mit sich selbst.
    »Ja, heute Morgen, gerade als ich weggehen wollte.«
    »Und ohne Briefmarke.«
    »Der Briefträger hat Nachporto von mir dafür verlangt.« Barry verspürte wachsende Gereiztheit angesichts des Mannes, der seelenruhig dasaß und in die Leere starrte.
    »Der Text ist mit Lippenstift geschrieben. Mit einem sehr billigen Lippenstift. Benützt Ihre Frau billigen Lippenstift, Mr. Golden?«
    »Lieber Himmel, ich hab’ keine Ahnung. Vielleicht hat sie den Stift auf der Straße gefunden.«
    Der Beamte beugte sich vor und nahm die Karte mit spitzen Fingern.
    »Wundert mich eigentlich, daß der Stift nicht mehr verschmiert ist, wenn die Karte wirklich mit der Post gekommen ist.«
    Er fing an, mit dem Finger auf dem Pappendeckel hin und her zu reiben, so daß sich das Geschriebene völlig verwischte.
    »He, Sie löschen ja alles aus«, rief Barry und griff nach dem Zettel. »Da steht 66 East, und genau den Weg wollte ich fahren. Ich hab’ mir gedacht, sie könnten vielleicht auf der Ostseite der Manzanos oder Sandias sein.«
    »Da kommt einer bis aus Michigan hier herunter, um seine geschiedene Frau und sein Kind zu entführen, und statt daß er abhaut, versteckt er sich am nächsten Berghang«, meinte der Beamte und sah Barry an, wobei er seine Oberlippe hochzog, so daß seine gelben Zähne sich zeigten. »Das muß ja ein völlig Verrückter sein.«
    »Ist er auch«, versetzte Barry. Dann aber hielt er es für besser, gar nichts mehr zu sagen, und wandte sich ab. Er fühlte sich am Ärmel gezupft, und als er sich umdrehte, sah er den Kriminalbeamten direkt an seiner Seite, noch immer das zähnebleckende Grinsen auf dem Gesicht.
    »Ich würde Ihnen raten, brav zu Hause zu bleiben, Mr. Golden«, sagte er, und Barry spürte, wie die knochige Hand seinen Ellbogen fest umfaßte. »Ich hab’ das Gefühl, daß wir in dem Fall kurz vor der Klärung stehen. Halten Sie sich also verfügbar, ja?«
    Barry spürte, wie sein

Weitere Kostenlose Bücher