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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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geschleudert durch die Fenster herei n flogen. Sie kurbelten die Fenster hoch und klappten die Windschutzscheibe zu, die Barry einen Spalt geöffnet ha t te, um den Fahrtwind im Gesicht zu haben. Das Atmen wurde zur unerfreulichen Anstrengung. Jeder Atemzug roch nach Trockenheit und Schmutz, schien weniger Luft zu enthalten als normal. Die Hitze im geschlossenen W a gen wurde so drückend, daß sie die Fenster wieder ein Stück öffneten. Noch mehr Staub wurde hereingewirbelt. Sie begannen beide zu husten. Der Tag verfinsterte sich, als die Wolke sich über sie hinwegwälzte; vom blauen Hi m mel war jetzt nichts mehr zu sehen, und die Welt rundum schrumpfte auf wenige elende Quadratmeter Wüste, Fels und Krüppelkiefern. Immer langsamer zog die dichtve r hüllte Landschaft an ihnen vorüber, als Barry herunte r schalten mußte, da er in der gelblichen Düsternis nicht we i ter als hundert Meter sehen konnte, dann gar nur noch fünfzig, schließlich noch weniger. Fluchend schaltete er wieder.
    »Geduld, mein Freund«, sagte Johnny mit einem L ä cheln. Er zog ein großes blaues Tuch aus seiner Tasche und bot es Barry an. »Hier. Soll ich es Ihnen ums Gesicht bi n den? Da kommt der Dreck wenigstens nicht durch.«
    Barry warf einen Blick auf das unbewegte Gesicht des Indianers, während sich der Staub in seiner Nase, in seiner Kehle und in seinen Augen sammelte.
    »Soll ich Ihnen sagen, was wir brauchen? Tauchergl o cken«, erklärte er. Er grinste. »Ja, binden Sie mir ’ s um, Je s se, und dann überfallen wir die Postkutsche.«
    Nachdem die geschmeidigen braunen Finger ihm das Tuch ums Gesicht gebunden hatten, fühlte sich Barry wo h ler, besser gewappnet. Er blickte zu Johnny hinüber, der sich eben selbst ein weißes Tuch ums Gesicht band.
    »Gut, daß Sie sich wenigstens für so was gerüstet h a ben«, bemerkte er. »Ich hab ’ überhaupt nicht daran g e dacht, aber wir haben ja in der Zeit, seit wir hier sind, auch nicht viele Staubstürme erlebt.«
    Er fing Johnnys Blick auf, einen merkwürdigen Blick, der so lange auf ihm ruhte, daß er schließlich den Kopf drehte. Ja, sie sahen tatsächlich wie Banditen aus, dachte er, als er sich im Rückspiegel sah.
    »Vor zwei Jahren hatten wir einen Haufen Staub«, ve r setzte Johnny, noch immer diesen forschenden Blick auf Barry gerichtet. »Sie erinnern sich doch.«
    Ein paar Minuten lang war Barry so konzentriert damit beschäftigt, eine Folge scharfer Kurven auf der alten Straße zu meistern, daß er die volle Bedeutung der letzten Worte nicht aufnahm. Dann aber traf sie ihn. Vor zwei Jahren, noch ehe er auf der Welt gewesen war? War dies noch ein Mensch, der ihn gekannt hatte, ehe das Tier ihn in Besitz genommen hatte? Er wußte oder wollte glauben, daß Barry Golden nicht plötzlich an einem warmen Juniabend vor zwei Jahren in Michigan ins Leben getreten war. Er warf einen Blick auf Johnny, um zu sehen, ob er irgendeine Erinnerung wachrütteln konnte. Hatte er den Indianer schon früher gekannt? Seit dem vergangenen Sommer, als so vi e le Fäden sich entwirrt hatten, als sich ihm plötzlich die Möglichkeit aufgetan hatte, ein von seinem Tier losg e löstes Eigengeschöpf zu werden, war es ihm nicht gelu n gen, eine Bestätigung für sein früheres Dasein zu finden. Dieser Mann war etwa in seinem Alter, dachte er; doch er wußte ja nicht einmal, wie alt er wirklich war.
    »Verdammt noch mal! Vorsicht!«
    Die Reiter tauchten so plötzlich auf, als wären sie aus der Staubwolke über ihnen herabgefallen, und Barry, zu unrechtem Moment in seine Gedanken verloren, wäre be i nahe mitten in den Haufen hineingefahren. Er riß das Ste u er hart herum, zu weit und zu heftig, so daß sie die Hinte r läufe eines der Pferde um Haaresbreite verfehlten und sei t lich über die holprige Teerstraße schlitterten und beinahe kippten, als die Räder auf weichen Sand trafen. Barry riß das Steuerrad mit aller Gewalt wieder herum, die Räder griffen und der Wagen rollte wieder geradeaus. Innerhalb von drei Sekunden war es vorbei, und sie befanden sich wieder auf der richtigen Seite der Straße.
    »Haben Sie sich bei meinem kunstvollen Manöver weh getan?« fragte Barry.
    »Nein, ich hab ’ mich schön festgehalten. Aber ich hab ’ uns schon hinten auf dem Pferdearsch hängen sehen.«
    »Tut mir leid. Ich muß aufhören, beim Fahren nachz u denken.«
    Die Frage konnte auf später verschoben werden, sagte er sich, während er aus zusammengekniffenen Augen durch den Staub

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