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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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drängen; doch es ist eine prachtvolle Lan d schaft. Barry stand im klaren Licht des frühen Morgens, seine Decke noch um seinen Körper geschlagen, und blic k te nach Norden zum Shiprock Mountain, der diesem Gebiet seinen Namen gab. Er sah tatsächlich aus wie ein Schlach t schiff längst vergangener Tage, das in einem steinernen Meer zu Fels erstarrt war.
    »Betrachten Ihre Leute ihn als einen heiligen Berg?«
    »Jeder Berg hat was Heiliges«, versetzte Johnny, wä h rend er seine Decke auf den Rücksitz des Wagens warf. »Aber ja, stimmt schon, der Berg da steht bei unseren M e dizinmännern in hohem Ansehen.«
    »Wenn Sie zu Hause sind, sind Sie doch bestimmt nicht so sarkastisch, oder?«
    »Ich bin auch jetzt nicht sarkastisch«, erwiderte der I n dianer. »Das hören Sie nur so.«
    »Ich meine, Sie glauben doch auch jetzt noch, daß die heiligen Stätten eine wirkliche Bedeutung haben?«
    »Ich habe nie etwas anderes geglaubt.«
    »Ja, wissen Sie, Johnny, manchmal reden Sie wie j e mand, der den Stamm verlassen hat, und manchmal wie ein absoluter Vollblutindianer. Ich hab ’ gelegentlich Schwi e rigkeiten zu wissen, mit welchem von beiden ich rede.«
    »Das stimmt. Je näher ich meinen Leuten komme, desto indianischer werde ich. Aber ich werde immer ein Navajo sein, daran gibt ’ s nichts zu rütteln.«
    Die Straße nach Yellow Mesa wand sich aufwärts, durch eine Vielfältigkeit der Landschaft, wie Barry sie nie zuvor gesehen hatte. Eine Zeitlang fuhren sie durch felsiges G e biet, durchsetzt von kantigen Steinbrocken, die auch vor der Straße nicht haltmachten, wenn man den Weg übe r haupt als Straße bezeichnen konnte. Er verschmolz so sehr mit der Landschaft rundum, daß Barry manchmal nicht wußte, ob er sich überhaupt noch auf ihm befand oder vie l leicht schon vor Meilen von ihm abgekommen war. Dann schlängelte der Weg sich in sanftem Gefälle abwärts, um im Tal eines ausgetrockneten Flusses zu münden, wo Ba l sampappeln, Weiden, Kiefern und Zedern wuchsen, und hier und dort am Flußbett, wo vom Regen der vergange n gen Nacht noch ein Rinnsal schlammigen Wassers übrig war, standen Grüppchen von Wohnzelten. Danach führte der Pfad am Rand der weißen Ebene eines vulkanischen Tafelbergs mit seinem Geröll schwarzer und gelber Steine entlang, die wie Schwämme aussahen, und dann wieder aufwärts, bis sie die hohen Hügel im Schatten von Föhren und Zedern erreichten, wo der Blick rundum auf ferne blaue Bergketten stieß. Sie fuhren wieder abwärts und n ä herten sich dem flachen Land, wo in fast gleichmäßigen Abständen dicke Büschel groben Grases und Yukka w u cherten, als Johnny bemerkte, daß sie jetzt in Arizona w ä ren.
    »Dann sind wir jetzt im Reservat?« fragte Barry.
    »Im Reservat sind wir schon seit gestern Nachmittag .«
    Barry blickte in die weite Einöde hinaus und fragte sich, wie der Mensch hier leben konnte.
    Die Wagenräder wirbelten Wolken grünlichblauen Staubs auf, so daß sie die Fenster wieder schließen mußten. Der Boden hatte eine giftiggelbe Färbung angenommen; es sah aus, als wäre das Erdreich gekocht worden und hätte danach eine bittere Kruste gebildet. Eine ganze Weile fu h ren sie durch diese ausgedörrte Wüste, wo nicht einmal Kakteen wuchsen, blickten auf versengte Hügel und au s getrocknete Arroyos, ehe der Pfad wieder aufwärts stieg zu einem Hochplateau, das sich meilenweit dehnte, in der Ferne begrenzt von den flachgipfeligen Tafelbergen. Joh n ny streckte den Arm aus und wies nach links auf eine der fernen Mesas, die niedriger schien als die übrigen rundh e rum.
    »Yellow Mesa«, sagte er.
    Jetzt, wo sie in Sichtweite ihres Ziels waren, schien der Weg länger als zuvor. Immer wieder verschwand die Mesa, wenn sie in ein verstecktes Tal hinuntertauchten, und manchmal, wenn der Blickwinkel sich änderte, verlor sie sich unter den anderen Tafelbergen, und Barry hätte nicht sagen können, welche dieser Mesas nun eigentlich ihr Ziel war. Aus der Ferne jedenfalls schien sie so wenig gelb wie die anderen. Als sie dann aus der Niederung eines ausge t rockneten Wasserlaufs herauskamen, erblickten sie etwa eine halbe Meile entfernt ein Gebäude, ein Haus mit einem richtigen Giebeldach, von Bäumen umstanden, dahinter eine Koppel.
    »Tumbling Rock, der Handelsplatz«, bemerkte Johnny grinsend.
    Als sie in einer Staubwolke vor dem Betongebäude zum Stehen kamen, sah Barry etwa ein Dutzend Indianer, die meisten Männer, junge und alte, die untätig vor dem Haus

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