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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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einem der größeren Geschäfte anzufangen«, e r klärte Bo.
    Die Augen des kleinen Mannes waren auffallend hell und quollen ein wenig hervor, so daß er beinahe komisch aussah, wenn er ernst war. Vielleicht ist das der Grund, weshalb er so viel lächelt, ging es Bo durch den Kopf.
    »Sie entschuldigen sich ständig«, stellte Mr. McArdle fest. »Ist denn das, was Sie zu verkaufen haben, nicht gut?«
    »Ich bin gelernter Goldschmied«, sagte Bo, dem klar war, daß er einen entsetzlichen Eindruck machte. »Ich habe so ziemlich mit allem Erfahrung. Ich kann gravieren und gießen, kenne mich mit den verschiedenen Prozessen aus, und hab ’ auch Erfahrung im Schleifen und Fassen von Edelsteinen und Halbedelsteinen aller Qualitäten. Ich kann alles, was ein Goldschmied können muß, und ich glaube sagen zu können, daß ich mein Handwerk verstehe.«
    »Du lieber Himmel, und ein solches Prachtexemplar marschiert eines kalten Morgens schnurstracks in meinen Laden und bietet mir seine Dienste an!« McArdle hob in gespielter Verwunderung beide Hände. Ehe Bo gekränkt sein konnte, l ä chelte der kleine Mann ihn wieder an. »Wie wär ’ s mit einer Tasse Kaffee?«
    »Ja, gern«, erwiderte Bo, der Geld sparte, indem er nur zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nahm.
    Im Aufstehen bemerkte McArdle: »Sie gehören also nicht zur Kirche.«
    »Zur Kirche? Ach, Sie meinen zu den Mormonen?«
    »Zu den Heiligen, wie sie sich selbst bezeichnen«, rief McArdle hinter dem Vorhang hervor. »Hier draußen sind alle Heilige.« Er erschien mit zwei Tassen Kaffee wieder und stellte sie auf den Tisch. »An Ihrem Mantel und Ihrer Stimme hab ’ ich gleich erkannt, daß Sie hier fremd sind«, sagte er. »Zigarette?«
    »Nein. Das Rauchen hab ’ ich aufgegeben. Kaffee trink ’ ich im allgemeinen auch nicht«, erklärte Bo. »Aber es ist kalt draußen, und ich bin schon eine ganze Weile unte r wegs.«
    »Sie suchen also eine Arbeit in diesem Land, das wir t schaftlich noch immer am Boden liegt.« McArdle schlürfte seinen Kaffee.
    »Ich hatte eine gute Anstellung in Whitethorn in Ill i nois«, begann Bo, doch dann hielt er inne und versuchte sich den Anschein zu geben, als wäre er mit seinem Kaffee beschäftigt.
    »Aber dann sind Sie mit einer Tasche voll Brillanten durchgebrannt, und jetzt sind Sie in Salt Lake City gela n det«, sagte McArdle, doch er lächelte.
    »Ich hab ’ mich scheiden lassen«, berichtete Bo. »Ich – äh – ich wollte ganz einfach weg und woanders neu anfa n gen.«
    »Ja, ja, die Eheprobleme«, meinte McArdle. »Die halten uns auf Trab. Da sausen wir rum wie die Hamster in ihren kleinen Laufrädern.« Er lächelte wieder. »Und machen, daß die Welt sich dreht, ist es nicht so?«
    Bo mochte den kleinen wuschelhaarigen Mann. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Es war lange her, daß er mit einem Freund zusammengesessen und geredet hatte. Dennoch hielt er es für besser, zurückhaltend zu sein und nicht gleich sein Herz auszuschütten. Es konnte nur schaden, wenn er bei einem möglichen Arbeitgeber den Eindruck erweckte, er würde augenblicklich wieder auf und davon gehen, sobald er nur eine Spur der Frau entdeckt hatte, die er suchte.
    »Ja, es ist wahr«, bestätigte Bo.
    Er sah sich in dem kleinen, adretten Laden um, sog die vertrauten Gerüche nach Polierpulver und Legmittel ein, die hinter dem Vorhang hervorkamen. Er wünschte sich, wieder arbeiten zu können, schwer arbeiten zu können und nicht so viel Zeit zum Nachdenken zu haben.
    »Ich würde wirklich gern wieder arbeiten.«
    »Ja, das sehe ich Ihnen an, Mr. Beaumont«, antwortete McArdle mit einem neuen, wohlwollenden Ton in der Stimme. »Ich werde Ihnen sagen, wie die Lage hier au s sieht«, fuhr er fort und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Ich habe hier in der Stadt zwei Geschäfte, und das hier ist das kleinere. Ich komme nur ab und zu hierher, um b e stimmte Arbeiten anzufertigen. Im allgemeinen bin ich morgens nicht hier, sondern meine Angestellte Mrs. Wright macht den Laden auf und bleibt dann bis zum frühen Nachmittag.« Er sah Bos Erstaunen und lächelte. »Sie dachten wohl, das wäre hier ein armseliges kleines Lä d chen, wie?«
    »Ja, ich hab ’ einen Bekannten, der so ein ähnliches G e schäft in Rockford hat. Er hat Mühe, sich zu halten.«
    Bo war jetzt verwirrt, denn nach der Erscheinung des Mannes hatte er den Eindruck, daß dieser nur ein kleiner Geschäftsmann war.
    »Wir haben dieser Tage alle unsere Schwierigkeiten, aber es

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