Werwolf-Hölle
gebracht hatten. Jedenfalls war die Spur zunächst gerissen.
Mit diesem Gedanken stand ich auf und hörte erst dann die dumpfen Schritte hinter mir.
Mit der Waffe im Anschlag fuhr ich herum – und ließ sie sehr schnell wieder sinken, denn es war Suko, auf den ich die Mündung gerichtet hatte. Er kam etwas schwankend auf mich zu und meinte: »Da bin ich wohl zu spät gekommen, John.«
Müde winkte ich ab. »Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr...«
***
Mochte die Lichtung auch noch so in eine dunkle und unheimliche Stelle des Waldes eingebettet sein, das würde sich in der nächsten Zeit ändern, denn ich hatte über Handy die Mordkommission bestellt und erst dann erfahren, wie es Suko ergangen war.
»Meine Güte, weißt du, wieviel Glück du gehabt hast?« fragte ich ihn.
»Du nicht auch?«
»Ja.« Ich schaute ins Leere. »Das habe ich tatsächlich. Ich denke, daß ich mich bei meinem Kreuz bedanken kann. Dennoch, Suko. Wäre Tony Hogan schon ein Wolf gewesen, hätte er dir nicht die geringste Chance gelassen, das ist sicher.«
Suko ging hin und hob die Kleidungsstücke hoch, bevor er sie wegschleuderte. »Das genau hat er getragen, und jetzt ist er eine Bestie und in der anderen Dimension verschwunden. In der Werwolf-Welt.« Er schüttelte den Kopf. »Glaubst du daran, John?«
»Kannst du das Gegenteil beweisen?«
»Nein.«
»Dann lassen wir es offen.«
»Okay, zunächst.« Er preßte seine Hände gegen die Stirn und schloß für eine Weile die Augen, denn so fit war er noch nicht. Schließlich sagte er: »Falls es dich tröstet, Alter, ich hätte an deiner Stelle wohl nicht anders gehandelt. Da sitzt mir das Hemd näher als die Jacke. Du hättest nicht wissen können, was passiert, und daß Fenris genau in diesem Augenblick seine Macht ausspielt, wo er sich zuvor immer stark zurückgehalten und den Aufpasser am Himmel gespielt hat. Es ist sowieso ein Zufall, daß wir auf die Spur gestoßen sind. Mag Taylor gewesen sein, wie er will, ohne ihn hätten wir es nicht geschafft.«
»Das scheint auch Morgana so gesehen zu haben. Jedenfalls will sie noch immer die Macht. Erst die Vampire, dann die Menschen. Doch wer sich ihr als Mensch in den Weg stellt, wird ebenfalls zu einem Opfer werden, das steht auch fest. Da geht sie über Leichen. Ich kann mir auch denken, warum sie sich ausgerechnet diese Lichtung ausgesucht hat.«
»Warum denn?«
»Gerade weil sie so versteckt liegt, ist sie für die Premiere wie geschaffen.«
»Meinst du Hogan?«
»Klar, wen sonst. Für ihn ist es die ausgesprochene Premiere gewesen. Er war noch kein Wolf. In ihm steckte nur der Keim, vermutlich von Morgana übertragen. Erst auf der Lichtung hier ist er zu dem geworden, was sie als ihr Geschöpf ansieht. Wir kennen die Regeln. Niemand braucht sie uns zu sagen.«
»Ja. Und es wird weitergehen. Wir sind nicht aus dem Spiel. Ich habe bei Tony eine Rechnung offen.«
»Wer ist er?« fragte ich leise.
»Wie meinst du das?«
»Abgesehen davon, daß er unsere einzige Spur ist, müssen wir uns um ihn kümmern. Es ist unser Vorteil, daß wir seinen Namen kennen. Und jeder Mensch hat eine Vergangenheit. Da wird auch Tony Hogan keine Ausnahme machen.«
»Aber bitte nicht heute nacht.«
»Nein, da werden wir andere Dinge zu tun haben. Was meinst du, wie sich die Kollegen der Mordkommission freuen, wenn sie uns hier treffen. Die müssen sich durch den Wald wühlen und...«
Suko unterbrach mich. »Sag mal, was waren das eigentlich für Wölfe? Normale oder...«
Jetzt unterbrach ich ihn. »Normale Tiere, Suko. Frag mich nicht, weshalb sie sich hier auf der Lichtung versammelt haben. Ich kann es dir nicht sagen. Vielleicht waren sie bestellt, um ihn zu schützen.«
»Und wer war dieser Zeuge, der starb? Hat dir Winston Taylor seinen Namen gesagt?«
»Ja.«
»Weißt du, John, ich mache mir nur Gedanken darüber, warum gerade er von den Wölfen angefallen wurde. Wie ich die Dinge sehe, muß es ein Motiv gegeben haben. Wir sollten auch in diese Richtung hin forschen. Ich glaube nämlich nicht, daß sie sich die Menschen willkürlich ausgesucht haben.«
Nein, daran glaubte ich auch nicht. Aber es war schwer, den Plan der Menschwölfin zu durchschauen. Ich kannte Morgana gut genug. Sie war ein raffiniertes Luder, das gern im Hintergrund die Fäden in den Händen hielt.
»Wir lassen es darauf ankommen, Suko. Eine andere Frage. Wie geht es deinem Kopf?«
»Es ging ihm schon mal besser.«
»Brauchst du einen Arzt?«
Er schaute mich
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