Werwolf-Spuk
Auch ihr schien der momentane Zustand nicht ganz geheuer zu sein.
Sie machte keinerlei Anstalten einzugreifen, und so konzentrierte ich mich auf die beiden Werwölfe.
Das Mondlicht reichte aus, um mir einen guten Blick zu geben. Ich blickte gegen die offenen Schnauzen. Ich sah das Schimmern der Gebisse und des Geifers. Ich hörte das leise Knurren. Sie wussten, dass es mich gab, sie rochen mich. Sie wollten mein Fleisch und auch mein Blut, aber sie hatten mich noch nicht entdeckt. Das machte sie unsicher.
Ich wollte nicht so lange warten, bis sie mich sahen. Auch wenn sie für mich keine unmittelbare Gefahr bildeten, ich musste an die anderen Menschen denken, die durch sie in Gefahr schwebten, und deshalb sprang ich über meinen eigenen Schatten.
Als Büchsenlicht reichte der Mondschein aus.
Ich zielte. Der Baum gab meinem Arm noch eine zusätzliche Stütze. Langsam zog ich den rechten Zeigefinger zurück und schoss.
Nahezu brutal wurde die Stille durch den Abschussknall zerrissen. Der Kopf des Werwolfs war groß genug gewesen. In ihn hinein hatte ich die Kugel gejagt.
Es war ein Volltreffer gewesen!
Zuerst hatte ich gedacht, dass der Kopf zerplatzen würde. Aber die Kugel blieb stecken. Sie hatte nur einen Teil der Schnauze zerstört. Die Bestie brach zusammen.
Dass sie dem Boden entgegenfiel, nahm ich gar nicht wahr, da war bereits die zweite Silberkugel unterwegs.
Und sie hieb wieder in den Kopf.
Diesmal war der Werwolf etwas näher an mich herangekommen. Ich hatte sogar damit gerechnet, noch angesprungen zu werden, aber das trat nicht ein.
Sein Schädel war zerstört, und damit auch sein Zentrum. Er schrie schrecklich auf, und er schüttelte dabei wild den Kopf. Zwei kleine Schritte taumelte er noch auf mich zu, dann verließ ihn die Kraft. Noch auf der Lichtung brach er zusammen.
Ich hatte meinen Standort gewechselt, um die nächsten beiden Bestien zu erwischen.
Ich schoss wieder.
Das Glück hat Grenzen. Das merkte ich in diesem Augenblick. Die beiden ersten Schüsse hatten die letzten Werwölfe gewarnt. Sie konnten sich blitzschnell umstellen, und ich fand kein normales Ziel, denn die Bestien lagen am Boden. Sie stellten sich geschickt an und rollten sich aus der Gefahrenzone.
Ich zeigte mich jetzt, denn ich wollte unter allen Umständen, dass mich auch Morgana Layton entdeckte.
Nicht wie ein Berserker, sondern sehr gezielt und mit abgewogenen Schritten lief ich auf die Lichtung.
Ich hielt die Waffe mit beiden Händen fest und drehte mich, um nach den verdammten letzten Bestien zu schauen.
Sie waren noch da, aber sie huschten in das Unterholz hinein. Für mich hatten sie sich in Schatten verwandelt, die sich von meiner Mündung verzogen.
Etwas unsicher hielt ich mich auf der Lichtung auf. Denn auch Morgana sah ich nicht. Sie war schnell in den Wald abgetaucht, weil sie kein Risiko eingehen wollte. Möglicherweise hatte sie auch mit meinem Erscheinen nicht gerechnet. Es war einiges anders gelaufen, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte sich hier ein Refugium geschaffen, aber das war ein Schlag ins Leere gewesen.
Innerhalb kürzester Zeit nahm ich zahlreiche Eindrücke auf. Und die Veränderungen gingen weiter. Der leise Pfiff ließ mich aufhorchen. Rein zufällig schaute ich zur Seite, und mir stockte der Atem.
Zwei Schatten huschten auf mich zu. Morgana hatte mir ihre beiden Leibwächter geschickt. Sie hatten mit wenigen Sprüngen die Lichtung erreicht, stießen sich ab und nahmen mich fast in die Zange.
Zwei Schüsse fielen!
Ich hatte den Eindruck, als verwandelte sich das Springen der Wölfe in ein Standbild oder würde zumindest zeitverzögert weiterlaufen. Die Kugeln trafen sie im Sprung. Ich sah, dass bei einem der Kopf zur Seite gerissen wurde, der zweite aber kam durch. Etwa einen Meter vor mir prallte er auf und rutschte noch in meine Richtung. Der erste Wolf landete jaulend am Boden.
Ich ließ ihn rutschen.
Dabei senkte ich meine Waffe und zielte genau. Ein Schuss reichte aus.
Die Kugel jagte ihm genau zwischen die Augen und zerstörte sein Zentrum. Der andere Wolf lag noch am Boden. Mit seinen Beinen schlug er um sich. Er wollte wieder hochkommen, doch er schaffte es nicht. Es blieb bei einem zweimaligen Versuch, dann sackte er zusammen und blieb auf der Stelle liegen.
»Okay, John, ich bin auch noch da!«
Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich Suko’s Stimme hörte.
»Wo sind die anderen beiden, und wo steckt Morgana?«
»Im Wald. Sie sind
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