Werwolf-Spuk
geflohen.«
»Mist.«
»Geh am besten in die Hütte. Ich komme nach.«
Er hatte Recht, denn die an den Seiten offene Hütte – mehr ein Unterstand – war praktisch der zentrale Punkt auf der Lichtung.
Auf dem kurzen Weg dorthin war ich trotzdem sehr vorsichtig. Während ich vorwärts ging, drehte ich mich zu den verschiedenen Seiten hin, hielt die Beretta in schussbereiter Haltung, aber es tauchte niemand aus dem Dunkel auf, der mich angriff.
Als ich in der Hütte stand, beruhigte ich mich wieder. Suko verließ seine Deckung und lief mit schnellen Schritten auf unser neues Ziel zu. Neben mir blieb er nickend und lächelnd stehen.
»Die Hälfte ist geschafft«, sagte er.
Ich gab ihm nicht Recht, sondern fragte nur: »Du bist allein gekommen?«
»Ja.«
»Und Amos?«
Er hob die Schultern. Dabei deutete er auf die Dämonenpeitsche in seinem Gürtel. »Es gab keine andere Möglichkeit, John. Und irgendwie hat er es auch gewollt.«
»Das kann ich verstehen.«
»Wo ist Maxine?«
»In Sicherheit.«
»Oh.«
Ich gab ihm mit drei Sätzen einen Bericht. Glücklich konnten wir trotzdem nicht sein. Es gab Morgana Layton, und es gab die beiden letzten Bestien. Die anderen lagen auf der Lichtung wie weggeworfen, ebenso wie die beiden normalen Wölfe. Nur würden sie sich nicht mehr zurückverwandeln, das war bei den Bestien anders. Sie verloren ihr Aussehen und wurden wieder zu Menschen, allerdings zu toten Männern, die sich nie würden erheben können.
Suko sah nicht eben glücklich aus.
Ich las die Frage in seinen Augen.
Die Antwort bekam er von mir. »Es tut mir Leid, aber ich habe Morgana nicht erwischen können.«
»Dann werden wir warten müssen.«
Ich ließ mich auf einer Sitzbank nieder. »Glaubst du wirklich, dass sie noch hier erscheint?«
»Wir sind ihre Feinde.«
»Das stimmt. Aber sie weiß verdammt gut, wie gefährlich wir für sie sein können. Außerdem musst du davon ausgehen, dass mein Erscheinen sie völlig überrascht hat. Sie muss so etwas Ähnliches wie einen Schlag ins Gesicht bekommen haben. Wie hätte sie auch wissen können, dass ich plötzlich hier bin?«
Eine weibliche Stimme hallte über die Lichtung hinweg. Wir mussten sie einfach hören.
»Hallo, John.« Ein Lachen. »Und Suko ist auch da. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns hier über den Weg laufen würden. Alle Achtung und großes Kompliment.«
Ich gab die Antwort. »Wie ungewöhnlich, dass es dich noch gibt, Morgana. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du zwischen den Fronten zerrieben worden bist.«
»Dein Pech, John. Ich bin noch da, und ich werde auch weiterhin präsent bleiben.«
»Dann zeig dich!«
»Nein, nicht jetzt.«
»Feige?«
Ich hörte ihr scharfes Lachen. »Ich werde nicht feige sein, wenn es darauf ankommt. Aber wenn der entsprechende Zeitpunkt da ist, schlage ich zu.«
»Welcher?«
»Muss ich dir da eine Antwort geben? Du weißt doch selbst, dass gewisse Dinge in Bewegung gekommen sind. Danach solltest du dich richten. Ich habe die Veränderungen auch gespürt, und ich werde mit meinen Wölfen nicht schlafen.«
»Das habe ich gesehen. Nur solltest du dir durch den Kopf gehen lassen, dass sich die Zeiten geändert haben. Es ist nicht mehr so leicht, sich durchzusetzen. Du wirst innerhalb deines eigenen Lagers Feinde bekommen, wenn du dich zu weit vorwagst. Ich weiß ja, dass du die Macht an dich reißen wolltest. Zusammen mit deinen Wölfen. Aber das ist vorbei. Es gibt einen Clan, der stärker geworden ist und den du immer hast überflügeln wollen. Vampire, meine Liebe. Merke es dir. Sie haben dir den Rang abgelaufen.«
Ich hatte ihr genug gesagt und sie neugierig gemacht. Jetzt wartete ich auf ihre Reaktion, die allerdings nicht erfolgte. Es blieb still, und das auch in den nächsten drei Minuten. Suko und ich hörten wirklich nichts. Dabei hätten wir etwas mitbekommen müssen, wenn sich die beiden Bestien angeschlichen hätten. Es war nicht möglich, sich vom Wald her lautlos der Lichtung zu nähern.
Als ich schließlich auf meine Uhr schaute, waren mittlerweile sechs Minuten vergangen. Ich entdeckte auch den gelangweilten Ausdruck in Suko’s Gesicht und winkte ab.
»Okay, wir verschwinden.«
»Gut. Aber was ist mit den beiden letzten Werwölfen?«
»Die kannst du abschreiben.«
»Oh, das liebe ich.«
»Was willst du sonst machen? In den Wald rennen und sie suchen? Wenn mich nicht alles täuscht, werden sie unserer Freundin Morgana und...«
Er ließ mich nicht ausreden. »Das
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