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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Seitenflügel an- und einen neuen Stall gebaut. Klein war es immer noch. Es gab jetzt fließendes Wasser im Haus, es war an die Kanalisation angeschlossen. Auch ein WC war im Haus.
    Doch der Brunnen mit der Seilwinde befand sich noch immer im Hof. Viele Jahre lang hatte Francesca hier mit Eimern Wasser hochgezogen und zum Waschen, Kochen und Putzen und Baden ins Haus getragen. Hinterm Haus stand ein Plumpsklo. Auch das hatte sie früher benützt.
    Jetzt lebte sie im Schloss und war die Donna und die Marchesa. Ihr Aufstieg war sagenhaft. Doch durch den Werwolffluch zahlte sie einen hohen Preis. Als sie Marco im Auto angeschnallt hatte, erschien ihr Bruder Pietro.
    Er zog sie am Ärmel und raunte ihr zu: »Ich werde euch helfen, wenn Vater zu feige ist. Ich stehe auf eurer Seite.«
    »Er ist nicht feige. Er tut das, was er muss – und du bist ein dummer Junge. Aber ich mag dich.«
    Francesca küsste ihren Bruder auf beide Wangen, stieg ins Auto und fuhr weg, hoch zum Schloss.
     
    *
     
    Zwei Tage später kam Mario Sciaso, der mit Francesca verlobt gewesen war. Er fand Michele Montalba im Werkzeugschuppen, wo er an einem Ersatzteil für den Traktor herumfeilte, um es passend zu machen. Er hatte es in den Schraubstock eingespannt.
    Sciaso, der Lehrer, war jetzt 30 Jahre alt, dunkelblond und etwas über mittelgroß. Er trug Jeans und ein offenes Hemd und eine leichte Jacke. Nachdem Francesca die Verlobung mit ihm löste, hatte er sich keiner anderen Frau mehr zugewendet.
    »Ich muss mit dir sprechen, Michele.«
    »Mhm.«
    Michele feilte weiter.
    »Es dreht sich um die Dorfbewohner. Die Mafia hat sie aufgehetzt und schürt den Aberglauben. Wer nicht schon eine Flinte hatte, der wurde bewaffnet. Mit Silberkugel-Gewehren und Pistolen und Sensen und Dreschflegeln werden sie losziehen, zum Schloss, um dort aufzuräumen. Sie wollen die Werwolfsbrut vernichten, ehe das größte Unheil geschieht.«
    »Wann?«
    »Bald.«
    »Und was soll ich dabei tun?«
    »Du musst deine Tochter warnen – und ihn, diesen Hund, für den sie sich leider entschied. Ich weiß nicht, ob er ein Werwolf ist. Ich bin ein moderner und aufgeklärter Mensch und mag dergleichen nicht glauben. Aber ich hasse ihn, den Marchese, weil er mir Francesca nahm – ich wünsche ihm den Tod. Doch wegen Francesca bin ich gekommen.«
    Michele Montalba nahm das Werkstück aus dem Schraubstock, blies Eisenspäne davon weg und hielt es prüfend gegen das Licht.
    Dann sagte er: »Das wird wohl so passen. Geh in deine Schule, Lehrer, da, wo du hingehörst. Misch dich nicht in die Angelegenheiten meiner Familie. Wenn du meinem Schwiegersohn, dem Marchese, etwas mitteilen willst, dann gehe selbst hoch zum Castello.«
    »Du willst ihn also nicht warnen? Es kostet dich nur einen Anruf.«
    »Nein.«
    In dieser abgelegenen Gegend gab es noch keinen Handyfunk. Die Montalbas hatten zudem kein Telefon im Haus. Wenn sie telefonieren wollten, es dringend mussten, dann gingen sie zum Pfarrer oder zu einem Nachbarn, der einen Telefonanschluss hatte.
    »Du musst wissen, was du tust, Michele. Ich habe es dir gesagt.«
    Sciaso drehte sich um und ging.
     
    *
     
    Der Vollmond stand wieder bevor. Mehr und mehr hatte sich der bleiche Mond gerundet. Es war jetzt Oktober, nachts blies ein kalter Wind durch die Berge. Professor Cascia hatte studiert und studiert, dicke Folianten gewälzt, unzählige Zigarren geraucht, wonach das ganze Schloss stank, und alle möglichen Theorien erwogen und wieder verworfen.
    Kurz vor den Nächten des vollen Monds sagte er Francesca, er würde glauben, eine Lösung gefunden zu haben.
    »Welche soll das denn sein? Haben Sie eine oder nicht, Professore?«
    »Eine Gewissheit gibt es leider nicht. Man muss es probieren. Einen anderen Weg sehe ich nicht. Aber… es ist gefährlich.«
    »Das ganze Leben ist gefährlich«, sagte Francesca. Sie trug ein Kostüm in gedeckten Farben und hatte eine Perlenkette am Hals. Ihre Haare hatte sie im Frisiersalon in Caulina kürzen und locken lassen, was ihr hervorragend stand. »Selbst in der Luft sind Bakterien, die tödlich sein können. Wer jedes Risiko meiden will, muss mit dem Atmen aufhören. – Was haben Sie ausgekocht, Signor Professore?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn Vollmond ist. Vorher darf ich es nicht.«
    »Warum nicht? Wer hat es Ihnen verboten?«
    »Der Marchese, Ihr Mann.«
    Francesca bedrängte Ricardo, doch er klärte sie nicht auf. Sie nahm an, dass es etwas sei, was sein Leben in Gefahr brachte. In den

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