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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Domenica, Francescas Mutter, und auch Rosa, ein gebräuchlicher Name, mit dem kleinen Marco spielten, nahm Michele Montalba seine Tochter zur Seite.
    »Es wird geredet im Dorf«, fing er an.
    »Das wird es doch immer.« Francesca warf den Kopf zurück, dass ihre langen Haare flogen. »Worum geht es denn diesmal? Wieder mal um Grundstücksstreitigkeiten, weil ein Pächter einem anderen ein oder zwei Ackerfurchen abgepflügt hat? Um Grenzsteinversetzung, oder um eine kranke Kuh? Hat irgendwer eine verbotene Liebschaft? Schlägt Raimondo Calzone seine arme Frau noch?«
    »Das alles ist es nicht. Die Leute reden von Wolfsgeheul aus dem Schloss. Es sind zwei Männer von der Mafia im Dorf und hetzen die Leute auf. Es brodelt unter der Oberfläche. Die Leute fürchten sich, die Wolfsplage könnte sich wiederholen. Und es käme Unheil vom Schloss. – Vielleicht solltet ihr besser für eine Weile die Gegend verlassen. Dein Mann ist reich, ihr könnt auch woanders leben.«
    »Ricardo geht nicht. Warum sollte er das Schloss seiner Väter verlassen? Er hat nichts Unrechtes getan.«
    »Was ist mit dem Mann aus Rom, der jetzt wieder im Schloss wohnt? Er war vor zwei Jahren schon einmal da, als es mit der Wolfsplage am Schlimmsten war. Damals, als deine Cousine Rosanna starb.«
    »Er ist nicht aus Rom, sondern aus Turin. Er ist unser Gast.«
    »Und was macht er da?«
    »Er ist unser Gast«, erwiderte Francesca, ohne nähere Auskünfte zu geben. »Er ist ein Professor und ein Gelehrter.«
    »Aha. – Auf welchem Gebiet hat er seine Professur? Was ist seine Wissenschaft?«
    Auch das beantwortete Francesca nicht. Sie war sehr hübsch in ihrem hellen Kleid. Wer sie und Michele sah, konnte kaum glauben, dass der Kleinbauer eine so hübsche Tochter gezeugt hatte.
    »Ich habe meine Einwilligung zu deiner Hochzeit mit dem Marchese gegeben. Das tat ich nur schweren Herzens. Du weißt, wie schlecht es uns damals ging. Ich sprach mit dem Marchese, als er ein Auge auf dich warf, ja, ich ging zu ihm, um diese Sache auf eine ehrenwerte Basis zu stellen und legitim zu machen. Allzu viele Mägde und Kleinbauerntöchter haben sich schon von so einem hohen Herrn ein Kind machen lassen. Dann wollte er nichts mehr davon wissen und speiste sie mit ein paar Lire ab.«
    »Vater, so eine bin ich nicht.«
    »Du hast ihn geheiratet«, sagte Michele Montalba eigensinnig. »Du bist jetzt seine Frau. – Aber sag mir, auf Ehre und Gewissen, beim Leben deiner Mutter, ist alles in Ordnung mit ihm?«
    Francesca errötete unter dem eindringlichen Blick ihres Vaters. Sie hatte ihn nie belügen können. Der knorrige Mann, über die Jahre gealtert von Entbehrungen und tagein, tagaus harter Fron, sah ihre Röte und ihren Gesichtsausdruck.
    Das sagte ihm schon genug.
    »Du bist meine Tochter, und ich liebe dich«, sprach er. »Bei uns ist immer ein Platz für dich, solltest du dich genötigt sehen, deinen Mann zu verlassen.« Marco erwähnte er nicht. »Es wird viel geredet im Dorf, ich weiß nicht, was davon stimmt und was nicht. – Aber wenn an den Gerüchten nur ein Bruchteil Wahres ist, dann…«
    »Sprich nicht weiter, Vater. Sonst entzweien wir uns.«
    Michele Montalba nickte.
    »Tu, was du tun musst. Ich halte mich da heraus«, sagte er. »Mit dem Wolfsgeheul und den Vorgängen oben im Schloss habe ich nichts zu tun.«
    »Stellst du dich gegen uns, Vater?«
    »Ich stelle mich überhaupt nicht, Francesca. Ich habe hier für deine Mutter, deine behinderte Schwester und für Pietro zu sorgen. Dein Mann hat viel für uns getan. Wir sind schuldenfrei, deine Mutter bekommt die besten Medikamente, die auf dem Markt sind, ich fahre sie regelmäßig in die Klinik nach Cittanova.«
    Michele Montalba hatte sich durch die Ehe von Francesca und Ricardo einen Fiat Ducato leisten können. Er hatte ihn gebraucht genommen, obwohl Ricardo auch für einen neuen aufgekommen wäre. Michele Montalba schämte sich dafür.
    Aber er brauchte das Auto. Sonst hätte er mit seiner immer noch schwerkranken Frau mit dem Bus hinfahren müssen, und das wäre umständlich und für sie eine Strapaze gewesen.
    »Doch dafür bekam der Marchese dich.«
    »Du hast mich ihm nicht verschachert, Vater. Ich, ja, ich wollte ihn. Seinetwegen löste ich die Verlobung mit Mario Sciaso auf.«
    »Ja, du wolltest ihn – nachdem ich dir zugesprochen hatte, dich ihm zuzuwenden. Ich habe den Anstoß zu dieser Verbindung gegeben, das weiß ich. Es ging ja um unsere Existenz. Die schwerkranke Frau, die geistig

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