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Wes - Wächter der Nacht

Wes - Wächter der Nacht

Titel: Wes - Wächter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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BUD/S-Handbuch.“
    „BUD/S“, wiederholte sie. „Das ist die Ausbildung zum SEAL, richtig?“
    „Ja.“
    „Cowboy hat mir einige echt abgefahrene Geschichten über die Höllenwoche erzählt.“
    Höllenwoche, hell week, wurde der teuflisch schwierige Abschnitt gegen Ende der ersten Phase genannt, in dem die SEAL-Anwärter systematisch an die Grenzen ihrer physischen, emotionalen und psychischen Leistungsfähigkeit gebracht wurden.
    „Ja. Weißt du, ich kann mich kaum an Einzelheiten der Höllenwoche erinnern. Das meiste habe ich wohl einfach verdrängt. Es war hart.“
    „Wenn das keine Untertreibung ist.“ Brittany lächelte ihn an, und Wes wünschte sich – bestimmt nicht zum letzten Mal an diesem Abend –, dass er heute Nacht nicht auf der Couch schlafen würde. Wenn sie lächelte, strahlte sie wie die Sonne. Das klang zwar absolut blöd, aber es entsprach der Wahrheit.
    „Ja, vermutlich schon“, gab er zu, „aber wie ich schon sagte, ich kann mich kaum daran erinnern. Doch, an eines: In der Höllenwoche haben Bobby Taylor und ich endlich aufgehört, einander zu hassen. Der Mann ist seit Jahren mein engster Freund, aber als wir als Schwimmkumpel eingeteilt wurden – als solche muss man während der Ausbildung zusammenhalten, egal, was kommt –, konnten wir uns absolut nicht ausstehen.“
    Brittany lachte. „Das wusste ich ja gar nicht! Eure Freundschaft ist legendär. Bobby und Wes, Wes und Bobby.
    Eure Namen gehören zusammen, als wärt ihr siamesische Zwillinge. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass er hier aufkreuzt.“
    „Er ist in den Flitterwochen.“
    „Mit deiner Schwester.“ Ihr Blick wurde weich. „Das muss sich sehr seltsam anfühlen für dich. Schwer sein. Dein bester Freund und deine Schwester. Auf einmal heißt es nicht mehr Bobby und Wes, sondern Bobby und Colleen.“
    Es war verblüffend. Jeder, der von Bobbys Hochzeit mit Colleen hörte, war der Meinung, das sei eine tolle Sache: Dein bester Freund gehört jetzt zur Familie – ist das nicht großartig?
    Ja, es war großartig. Aber zugleich fühlte es sich auch sehr seltsam an. Und Brittany hatte den Haken an der Sache sofort gesehen: Ihre ganze Freundschaft lang waren Wes und Bobby Singles gewesen waren. Sie hatten einen bestimmten Lebensstil geteilt – und auch sonst eine ganze Menge.
    Und jetzt … Wes war nicht bereit, sich einzugestehen, dass er eifersüchtig war, aber alles war jetzt anders. Bobby verbrachte jede Minute seiner Freizeit mit Colleen, statt mit Wes herumzuhängen und sich schlecht synchronisierte Jackie-Chan-Filme reinzuziehen.
    Aus Bobby und Wes war tatsächlich Bobby und Colleen geworden. Und Wes war das fünfte Rad am Wagen.
    „Ja“, gab er zu. „Es fühlt sich ein bisschen seltsam an.“
    Im Wohnzimmer wurde Andy lauter, so laut, dass sie verstehen konnten, was er sagte. „Das kann nicht dein Ernst sein!“
    Er klang nicht gerade glücklich, und Wes schaute kurz zu ihm hinüber.
    Andy stand in der offenen Tür. Seine Freundin hatte dasWohnzimmer nicht einmal betreten. Sie war ein hübsches Mädchen mit kurzen dunklen Haaren, aber im Moment wirkte sie blass und erschöpft. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten.
    „Komm doch bitte rein, damit wir darüber reden können“, bat Andy, aber sie schüttelte den Kopf. Was sie sagte, konnte Wes nicht verstehen. Sie sprach zu leise.
    „Du willst also einfach gehen?“ Andy wurde immer lauter.
    Wes zog sich weiter in die Küche zurück. Er wollte weder stören noch lauschen. Ganz offensichtlich war das kein fröhliches Geplauder. Nach seiner Erfahrung klang das eher so, als würde Andy gerade abserviert.
    Er schaute Brittany an. Sie zuckte zusammen, als Andy rief: „Du fährst einfach nach Hause, nach San Diego? Du willst nicht mal das Semester beenden?!“
    Die Antwort des Mädchens war nicht zu verstehen. Sie sprach immer noch zu leise.
    „Der größte Nachteil einer kleinen Wohnung.“ Brittany seufzte und goss heißes Wasser über den Teebeutel in ihrem Becher. „Private Unterredungen sind nicht möglich.“
    „Wir könnten einen Spaziergang machen“, schlug Wes vor. „Lust auf einen Spaziergang?“
    Sie stellte den Wasserkessel zurück auf den Herd und lächelte Wes auf ihre umwerfende Art und Weise an, Anerkennung im Blick. „Aber ja doch. Außerdem hätte ich sowieso viel lieber einen Eistee. Warte, ich hole mir schnell eine warme Jacke.“
    Aber während sie zu ihrem Schlafzimmer eilte, wurde die Unterhaltung im Wohnzimmer noch

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