Wes - Wächter der Nacht
ausgesprochen Schuldbewusstes. „Mit wem? Amber? Natürlich nicht“, antwortete er, aber sie sah ihm an, dass er genau wusste, worauf sie wirklich hinauswollte.
Schläfst du mit Lana, der Frau, die sehr nett ist?
Brittany wartete, beobachtete ihn schweigend, und schließlich fluchte er leise und lachte, allerdings völlig humorlos.
„Nein“, sagte er. „Nein, tue ich nicht. Es ist nie … So weit sind wir nie gegangen und werden es auch nicht, verstehst du? Das könnte ich Wizard niemals antun.“
Aber am liebsten würde er. Er liebte die Frau. Das waraus jedem Wort herauszuhören, das er eben am Telefon zu ihr gesagt hatte.
Brittany brach es fast das Herz. „Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass sie dich nur ausnutzt? Ich meine, sie lässt dich nach L.A. kommen, um ihr einen Gefallen zu tun, für den sie besser einen Privatdetektiv engagieren sollte?“
„Ich musste Urlaub nehmen“, erklärte Wes. „Der Senior Chief hat darauf bestanden. Und glaub mir – hierherzukommen ist für mich besser, als in San Diego herumzuhängen. Ich weiß nicht, was ich mit so viel Freizeit anfangen soll.“ Er lachte erneut und rieb sich die Stirn, als hätte er grässliche Kopfschmerzen. „Ha, als ob es leichter wäre, wenn er zu Hause ist! Es stinkt mir, okay? Wo immer ich bin, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, rund um die Uhr stinkt es mir. Aber wenn ich nur fünf Minuten mit dem Auto brauche, um zu ihr zu kommen, ist es noch viel schlimmer.“
Brittany setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. „Tut mir leid.“
„Ja, nun …“ Er lächelte gezwungen.
„Du sagtest … Sie ist Psychiaterin?“
„Psychologin“, korrigierte er.
„Weiß sie, dass du sie liebst?“ Wie konnte Lana es nicht wissen? Sie war ausgebildete Psychologin. Ein Blick auf Wes, und ihr musste zweifellos klar sein, dass der Mann hoffnungslos in sie verliebt war.
Aber Wes schüttelte den Kopf. „Nein. Ich meine, ja, sie weiß natürlich schon, dass ich sie anhimmele. Ich habe ein paar sehr dumme Dinge getan, die eindeutige Schlüsse zulassen, aber … Sie weiß auch, dass es beim Anhimmeln bleibt. Dass ich keinen Schritt weitergehe. Es wird einfachnie etwas zwischen uns passieren, und das weiß sie.“
Brittany verkniff sich die harten Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Zum Beispiel: Wie konnte Lana Wes nur so benutzen, wohl wissend, dass er nahezu alles für sie tun würde? Wie konnte sie seine Zuneigung so ausnutzen, obwohl er doch nicht ihr Mann war?
Für sie klang Lana alles andere als nett. Sie hielt sie eher für eine Schlange.
„Weißt du, was im Grunde das Schlimmste an der Sache ist?“, fragte Wes. „Ich habe heute etwas erfahren – von Amber –, was mich völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Es ist …“ Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Das möchtest du vermutlich gar nicht wissen.“
Brittany seufzte. „Sehe ich so aus, als wollte ich mich eilig davonstehlen?“
Er saß da und schaute sie nur an, sehr ernst und niedergeschlagen. Diesen Wes Skelly bekamen die meisten Leute nie zu sehen. Brittany begriff, dass er diesen Teil seiner Persönlichkeit hinter einer Fassade aus Lachen und Zorn versteckte.
„Seit Jahren sitze ich zwischen den Stühlen“, sagte Wes leise. „Ich meine, zwischen Lana und Wizard. Treue gehört nicht unbedingt zu seinem Wortschatz, verstehst du?“
Sie verstand.
„Seit Jahren betrügt er Lana“, fuhr Wes fort, „und wenn ich ihn darauf anspreche, zuckt er die Achseln und lacht. Nach dem Motto: Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Und ich stehe blöd da. Soll ich es ihr sagen? Soll ich es ihr nicht sagen? Mit Wizard bin ich länger befreundet als mit ihr, also halte ich den Mund, aber es macht mich wahnsinnig. Denn wenn ich es ihr sage, sieht es so aus, als täte ich das aus egoistischen Gründen, richtig? Aber heute …“
Er konnte die Hände nicht länger still halten, begannmit dem Serviettenhalter und den Salz- und Pfefferstreuern herumzuspielen.
„Ich habe mit Amber gesprochen. Über diesen Typen, der ihr nachschleicht. Darüber, dass Lana sich Sorgen macht deswegen. Und Amber … Sie sagt, dass Lana sich über alles Sorgen macht.“ Er ließ die Hände sinken und schaute Brittany an. „Sie sagt, so sei das nun mal, wenn man einen Mann hat, der einen ständig hintergeht: Man macht sich über alles Sorgen.“
Er lachte. „Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Fragte, woher sie wisse, was Wizard treibt. Und sie guckt mich an, als
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