Wes - Wächter der Nacht
lässt.“
„Du kannst bleiben, solange du magst.“
4. KAPITEL
A ls Brittany am späten Nachmittag vom Unterricht kam, stand Wes’ Wagen in der Einfahrt. Sie hatte die Wohnung schon früh am Morgen verlassen, weil sie zur Arbeit ins Krankenhaus musste. Da sie Wes nicht wecken wollte, hatte sie ihm einen Schlüssel auf den Küchentisch gelegt und eine Notiz, er möge sich einfach Frühstück machen und dürfe nach dem Treffen mit Amber gern wiederkommen.
Schwer mit Einkäufen beladen stand sie vor der Wohnung und kramte noch nach ihrem Schlüssel, als er die Tür von innen öffnete und ihr eine der Tüten abnahm. Er hatte das Handy unters Kinn geklemmt, aber er begrüßte sie mit einem Lächeln und einem fröhlichen Blitzen in den Augen und trug ihre Einkäufe in die Küche.
„Hast du noch mehr im Wagen liegen?“, fragte er leise, die Hand übers Mikro des Handys gelegt. Er trug Jeans und ein eng anliegendes T-Shirt. Seinen ausgeprägten Bizeps zierte eine Stacheldraht-Tätowierung.
Gut angezogen mit einer Sportjacke und einer Stoffhose, wirkte er wie der nette Typ von nebenan: normal und durchschnittlich mit seinen dichten braunen Haaren und den blitzenden blauen Augen. Aber wenn seine natürliche Lässigkeit zum Durchbruch kam – in Jeans, die sein sensationell straffes Hinterteil betonten, einem T-Shirt, das an Schultern und Brustkorb spannte, nur flüchtig gekämmt und mit dieser Tätowierung … Ein auffälliger Typ, um es vorsichtig auszudrücken.
„Ich hole den Rest schon selbst rein“, antwortete sie, aber er schüttelte den Kopf und ging die Holztreppe hinunter nach draußen in die Einfahrt, wo ihr Auto stand.
Wenn das nicht nett war?
Sie begann ihre Einkäufe auszupacken, und er kam mit den letzten beiden Taschen zurück.
Sein Telefongespräch hatte er nicht unterbrochen. „Ich weiß“, sagte er in den Hörer. „Ja, ich verstehe.“ Kurzes Schweigen. „Nein, nein, ich glaube nicht, dass du verrückt bist, aber du bist die Psychologin. Du solltest am besten Bescheid wissen.“ Wieder eine Pause. „Ich kümmere mich darum. Heute Abend fahre ich zu ihr nach Hause. Es gibt dort eine Party und …“
Obwohl er sich mit jemandem unterhielt – Brittany hätte eine Menge Geld darauf verwettet, dass am anderen Ende der Leitung seine sehr nette „Freundin“ Lana hing –, half er ihr, Milch und Joghurt in den Kühlschrank und das Tiefkühlgemüse im Gefrierfach zu verstauen.
„Nein, ich habe nur etwa fünfzehn Minuten mit ihr gesprochen. Im Wohnwagen, während man ihr die Haare frisiert hat“, berichtete Wes. „Sie meint, der Kerl sei einfach ein Fan, der ein bisschen übertreibt. Kein echtes Problem.“ Pause. „Nein, das ist ihre Einschätzung, nicht meine. Ich habe den Typen noch nicht gesehen.“ Pause. „Ja, sie hat erwähnt, dass er letzte Woche in ihrer Garage war, als sie nach Hause kam. Sie scheint zu glauben, dass er unbemerkt hineingeraten ist, als sie morgens wegfuhr, und den ganzen Tag darin verbracht hat, was – da gebe ich dir absolut recht – schon ziemlich verrückt ist. Das sehe ich ganz genauso wie du. Ja, sie redet über ihn, als wäre er eine Art streunendes Haustier, das sich zufällig in ihre Garage verlaufen hat. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass er sich eingeschlichen hat. Aber sie sagte auch, er sei sofort gegangen, als sie ihn dazu aufforderte. Und sie ist erst ausgestiegen, als er fort war und sie das Garagentor hinterihm geschlossen hatte. Wir wissen also immerhin, dass deine Schwester kein absolut leichtsinniges Dummchen ist.“
Als alle Lebensmittel verstaut waren, setzte er sich an den Küchentisch.
„Auf jeden Fall“, sagte er. „Heute Abend fahre ich zu ihr, schau mir ihre Sicherheitseinrichtungen an und rede noch einmal mit ihr. Ich rufe dich so bald wie möglich an, in Ordnung?“ Wieder eine Pause, dann fügte er hinzu. „Ja, weißt du, Lana, wegen Wizard …“ Er rieb sich die Nasenwurzel. „Ja. Nein, ich habe noch nichts von ihm gehört. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du etwas weißt?“ Er lachte. „Ja, klar. Ja, geht in Ordnung, Baby, ich melde mich bald wieder.“
Er klappte sein Handy zu und fluchte heftig. „Entschuldige“, sagte er dann, als ihm auffiel, dass Brittany noch in der Küche stand. „Himmel noch mal, ich würde meinen linken … Schuh für eine Zigarette hergeben.“
Diesmal konnte Brittany den Mund nicht halten. „Schläfst du mit ihr?“
Wes begegnete ihrem Blick, und in seinen Augen lag etwas
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