Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wes - Wächter der Nacht

Wes - Wächter der Nacht

Titel: Wes - Wächter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
Vom Netzwerk:
zu halten, du Weihnachtsmann.‘“
    Brittany lachte. „Oh mein Gott, das war ja fies!“
    „Na ja, wenn er mir gleich so kommt …“
    „Was ist die Gischttortur?“
    „Die Ausbilder schicken alle SEAL-Anwärter ins Wasser, in voller Uniform. Das Wasser ist schweinekalt, unter fünfzehn Grad. Wir mussten uns alle einhaken und stundenlang sitzen bleiben, mitten in der Brandung, und uns die Eier abfrieren. Das ist ein Härtetest. Um festzustellen, wie viel wir aushalten.“
    Brittany beobachtete ihn, während er die Essensreste in den Kühlschrank stellte. Das Kinn in die Hand gestützt, ein Lächeln um die Lippen. Gott, er liebte es, wenn sie ihn so anlächelte!
    „Unnötig zu sagen, dass der Weihnachtsmann nicht sonderlich gut ankam. Aber wir hielten uns an die Regeln. Im Grunde habe ich ihn mehr oder weniger über den Hindernisparcours geschleift und zerrte ihn immer hinter mir her, wenn wir schwimmen oder laufen mussten. Inzwischen schwimmt er schneller und ausdauernder als ich – verrat ihm das nicht! –, aber damals war er ein Waschlappen. Erhatte auch keine Kraft im Oberkörper. Im Gegenzug hielt er mich warm, als mir die Zähne klapperten. Und ihm fiel das Lernen leichter. Er half mir ordentlich beim Theorieunterricht. Und dann das verdammte Schlauchboot! Immer acht Mann bilden eine Crew, und wohin wir auch gingen, wir mussten dieses Schlauchboot mitschleppen. Ein kleines. Klein! Großer Gott, das Ding muss mindestens hundert Tonnen gewogen haben. Ich stand auf den Zehnspitzen und kam gerade mal mit den Fingerspitzen dran. Ich war einfach zu klein. Alle anderen waren größer als ich, vor allem Bobby. Ich bin mir ganz sicher, dass er seinen Teil der Last trug und meine gleich noch mit.“
    „Also habt ihr im Laufe der Zeit allmählich gelernt, einander zu respektieren“, meinte Brittany.
    „Nee. Das war kein langsamer Prozess. Schon am dritten Tag der Höllenwoche betrachten wir einander mit anderen Augen, und das kommt so: Die Ausbilder triezen uns beide besonders, sie wollen uns dazu bringen, die Brocken hinzuschmeißen. Sie halten uns beide für Verlierer und wollen schnellstmöglich die Spreu vom Weizen trennen. Hier die harten Männer, die bis zum Schluss durchhalten, dort Typen wie wir beide. Also brüllen sie uns an, und Bobby wird immer wütender, und ich drehe mich einfach zu ihm um und sage: ‚Gibst du auf?‘ Und er sagt: ‚Teufel, nein!‘ Und ich sage: ‚Dann hör nicht hin! Stell dich einfach taub. Dreh den Lautstärkeregler in deinem Kopf ganz runter. Denn ich gebe auch nicht auf, Mann. Sie können mir die Pistole an die Schläfe halten, und ich läute die Glocke trotzdem nicht.‘ Es gibt da nämlich eine Glocke, weißt du. Die läutest du, wenn du aufgibst. Weil das eine schwerwiegende Entscheidung ist, gibt es diese kleine ‚Ich gebe auf‘-Zeremonie. Um diese Glocke zu läuten, muss man schon wirklichaufgeben wollen . Trotzdem geben sehr viele auf.“
    Er runzelte die Stirn, bevor er weitersprach: „Jedenfalls schaut Bobby mich an, und ich schaue ihn an, und wieder weiß ich: Er sieht dasselbe in meinen Augen wie ich in seinen. Wir beide geben nicht auf. Plötzlich erkenne ich, dass er durchhalten wird. Und genau in diesem Moment, urplötzlich, bin ich überglücklich, dass er mein Schwimmpartner ist. Denn links und rechts von uns geben Einzelne auf, und ihr Partner steht plötzlich allein da oder wird mit einem neuen Partner zusammengewürfelt, der ebenfalls allein zurückgeblieben ist. Aufgeben ist ansteckend, weißt du.“
    „Ja“, sagte Brittany und leerte ihre Bierflasche. „Das weiß ich.“
    Er nahm ihr die Flasche ab und räumte sie weg. „So haben wir die Höllenwoche und den ersten Teil der Ausbildung gemeinsam überstanden, aber wir behandelten einander noch wie rohe Eier, und dann rief Colleen an. Wegen Ethan. Zu dem Zeitpunkt wurden Bobby und ich richtige Freunde. Er hätte mich nicht begleiten müssen. Ich habe ihn nicht darum gebeten, aber er bestand darauf, dass Schwimmpartner zusammenhalten – bla bla bla –, und ließ mich nicht allein ins Flugzeug steigen. Ich war heilfroh, dass er da war. Und seitdem sind wir dickste Freunde. Möchtest du noch ein Bier?“
    Brittany lachte. „Willst du mich ins Bett tragen?“
    Wes lachte auch. Ja. Oh ja, das will ich! Er schaute sie an, und sie erwiderte seinen Blick, lächelte immer noch. Aber er konnte einfach nicht erkennen, ob sie wirklich mit ihm flirtete oder einfach nur eine ganz unschuldige Frage stellte.

Weitere Kostenlose Bücher