Wes - Wächter der Nacht
ein Dreckskerl“, schluchzte sie an seiner Schulter, „aber Lana hat ihn geliebt. Ich wollte nicht wirklich, dass er stirbt.“
„Ich weiß das“, versicherte Wes. „Und ich bin sicher, dass Lana das auch weißt.“
„Ich dachte nur, sie hat etwas Besseres verdient.“
„Sie verdient einen Mann, der sie so sehr liebt, dass er ihr treu bleibt. Jeder verdient das.“
„Ich soll alle bitten zu gehen.“ Amber hob den Kopf und schaute ihn aus tränenverschleierten Augen an. „Lana will eine von den Schlaftabletten nehmen, die der Arzt ihr gegeben hat, und … Aber vielleicht solltest du bleiben.“
„Ich glaube nicht …“
„Vielleicht fühlt sie sich besser, wenn du bleibst. Vielleicht kann sie dann an die Zukunft denken. Vielleicht …“
Die Zukunft? „Ich halte das für keine gute Idee.“
Amber rückte ein Stück von ihm ab. „Warum nicht?“
Er seufzte. „Nun, zum einen muss Lana nicht unbedingt heute über die Zukunft nachdenken. Sie braucht Zeit, um zu trauern. Zukunftspläne zu schmieden gehört nicht zur Trauerarbeit. Über vergangene Zeiten nachzudenken, sich zu erinnern, einfach nur man selbst zu sein und die nächsten paar Tage und Wochen zu überstehen – das gehört zur Trauerarbeit.“
„Sie braucht jemanden, der ihr Halt gibt“, entgegnete Amber, wischte sich mit der Hand die Tränen ab und löste sich ganz aus seiner Umarmung. „Sie braucht jemanden, der sie liebt.“
„Deshalb bist du hier“, sagte Wes sanft. „Richtig?“
Amber nickte. „Aber …“
„Ich bleibe, wenn sie mich darum bittet“, fiel Wes ihr ins Wort. „Ich würde fast alles für sie tun, und ich glaube, das weiß sie. Aber sie wird mich nicht darum bitten.“ Sie hatte ihn kaum angeschaut, als sie an ihm vorbeiging. Es war mehr als offensichtlich, dass sie ihn nicht brauchte. Und witzigerweise erschütterte ihn diese Erkenntnis nicht so, wie sie das noch vor wenigen Wochen getan hätte.
Vor wenigen Wochen wäre er Lana aus der Küche gefolgt. Nein, er wäre gleich nach seiner Ankunft hier an den Strand gelaufen und hätte sie dort gesucht. Er hätte sich durch die Menge zu ihr hindurchgekämpft, um an ihre Seite zu gelangen und sie zu trösten – ob sie das nun wollte oder nicht.
„Jetzt braucht sie dich und Ronnie hier“, fuhr Wes fort.
Aber Amber ließ nicht locker. „Lana hat mir erzählt, dass du sie ein Mal geküsst hast.“
Oh Mann. „Ja. Und das Schlüsselwort dabei lautet ein Mal . Ich hätte das nicht tun dürfen, und ich habe es nie wieder getan.“
„Sie sagt, du seiest der ehrenwerteste Mann, der ihr je begegnet ist.“
„Ah ja. Da bin ich mir nicht ganz so sicher.“ Er musste unbedingt das Thema wechseln. „Wie läuft es mit dem neuen Sicherheitsteam?“
Amber zuckte die Achseln. „Bestens. Mein Manager hat eine Sicherheitsfirma ausfindig gemacht, die sich nahezu unsichtbar machen kann. Das funktioniert gut. Ich bekomme keine seltsamen Telefonanrufe mehr.“
„Das ist gut zu hören.“
„Ja. Vielleicht hat er ja aufgegeben und spioniert jetzt Sarah Michelle Gellar hinterher.“
Wes warf einen Blick hinüber zur Wohnzimmertür auf der Suche nach einem möglichen Fluchtweg. Aber leiderlehnte Cowboy im Türrahmen und hörte ihnen zu. Wie lange stand er schon da? Wes wandte sich wieder Amber zu. „Vielleicht solltest du den Leuten jetzt sagen, dass Lana allein sein möchte.“
Sie nickte, musterte Jones kurz von oben bis unten und ließ die beiden Männer allein.
Cowboy – groß und schlank, mit dem Gesicht eines Filmstars und sonnengebleichtem Haar – gönnte Amber kaum einen Blick. „Wo steckt Brittany?“, fragte er.
„Sie ist auf dem Weg zurück nach L.A.“, antwortete Wes. „Sie wollte sich einen Wagen mieten. Sie wollte nicht bleiben und Lana nicht im Weg stehen.“
Jones wirkte nicht gerade glücklich. „Also hast du einfach … was getan? Sie in den Bus zum Flughafen gesetzt?“
„Nein. Sie wollte sich ein Taxi rufen. Sie ist ein großes Mädchen, Kumpel. Ich kann sie nicht zwingen, etwas zu tun, was sie nicht will.“
„Sie liebt dich.“
Wes lachte. In erster Linie, weil er völlig überrumpelt war. Er hatte nur die Wahl, entweder zu lachen oder in Ohnmacht zu fallen. „Warte mal! Hat sie das etwa gesagt?“
Bei Brittany war so gut wie alles möglich.
„Nicht wörtlich, nein“, antwortete Cowboy. Die Enttäuschung, die diese Antwort bei Wes auslöste, überraschte ihn sogar noch mehr. Vielleicht hätte sie ihn nicht überraschen sollen,
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