Wes - Wächter der Nacht
Bobby.
„Warst du schon im Haus?“, fragte Colleen. „Wie geht es Lana?“
„Ich bin gerade erst angekommen“, gab Wes zu. „Ich weiß es also nicht. Sie ist bestimmt fix und fertig.“
„Es muss bestimmt schon vier Monate her sein, dass ich mit Quinn gesprochen habe“, meinte Bobby.
„Gleich nach eurer Hochzeit hat er mir eine E-Mail geschickt. Er wollte euch wissen lassen, dass er liebend gern dabei gewesen wäre.“ Wes versagte die Stimme, und er musste sich räuspern. Er fluchte.
Bobby zog ihn erneut in seine Arme, und dann schaute Wes in die Augen des Mannes, der sein allerbester Freund war, und hätte ihm am liebsten sofort von Brittany erzählt. Aber irgendwie passte das nicht in die Trauer um Wizard.
Seine Neuigkeiten würden ein wenig warten müssen. Mindestens so lange, bis er sich selbst darüber im Klaren war, um was für Neuigkeiten es sich überhaupt handelte.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Bobby.
„Ja. Nein. Mir geht es wie dir. Ich kann es kaum glauben … Ich meine, Harvard hat mich angerufen, um mich zu informieren, und ich fragte ihn immer wieder, ob es sicher sei. Du weißt schon – ob es sicher sei, dass Quinn tot ist. Wie kann er tot sein?“
Bobby schüttelte seufzend den Kopf. „Ich begreife es auch nicht. Aber wir sollten jetzt reingehen. Du hast es doch bestimmt eilig, Lana zu sehen.“
„Ja“, stimmte Wes zu, aber es entsprach nicht der Wahrheit. Alles in ihm sperrte sich gegen die bevorstehende Begegnung. War das nicht seltsam?
Er folgte Bobby und Colleen zur weit offen stehenden Eingangstür von Lanas Haus. Sie traten einfach ein.
Das kleine Haus wimmelte nur so von Besuchern; die meisten waren aus dem Bett geklingelt worden. Fast das ganze Team Ten war versammelt: Crash Hawken, Blue Mc-Coy und sogar ihr Captain Joe Catalanotto standen am Kamin, Lucky, Frisco und Senior Chief „Harvard“ Becker am Fenster. Cowboy unterhielt sich gleich neben der Eingangstür mit Mitch Shaw.
Sie alle hatten bei verschiedenen Gelegenheiten mit Wizard zusammengearbeitet.
„Entschuldige, Cowboy. Wo ist Lana?“, fragte Bobby.
„Sie macht einen Spaziergang am Strand mit Veronica Catalanotto“, lautete die Antwort. Seine Augen verengten sich leicht, als sein Blick auf Wes fiel.
Oh Gott, dieser Blick … Hieß das etwa, dass Cowboy über ihn und Brittany Bescheid wusste? Ja, eindeutig ja, er wusste Bescheid. Was hatte Brittany ihm neulich Abend erzählt, in der Wohnung von Danis Schwester?
So wie er Brittany kannte, ganz bestimmt die Wahrheit.
Oh, oh! Wes war ein toter Mann.
„In der Küche steht Kaffee“, informierte Mitch die Neuankömmlinge, und Wes verdrückte sich schnellstmöglich. Er bildete sich ein, dass Cowboy ihm auf den ersten Blick ansehen konnte, was in der letzten Nacht geschehen war. Dass Wes seine Schwägerin möglicherweise geschwängert hatte.
Er goss sich einen Becher Kaffee ein und nahm einen großen Schluck davon. Der Kaffee war brühheiß und brannte wie Feuer auf dem ganzen Weg hinunter in den Magen, aber das war ihm im Augenblick ganz recht, weil es ihn wenigstens ablenkte. Es war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, was er und Brittany letzte Nacht getan hatten.
Aber er hatte die ganze Nacht daran denken müssen. Er hatte sogar davon geträumt, wenn er kurz eingenickt war.
Wenn sie schwanger war, würde er sie heiraten. Darüber brauchte er gar nicht lange nachzudenken, aber das lag ihm auch gar nicht auf der Seele.
Nein, er hatte ständig daran denken müssen, wie gern er sie noch einmal so geliebt hätte. Mit nichts zwischen ihnen. Wenn sie schwanger war … Teufel noch mal, schwangerer als schwanger konnte sie nicht werden, oder? Also konnten sie auch die Kondome in den Müll werfen und …
Und den Rest ihres Lebens so verbringen wie die letzte unglaubliche Woche: miteinander lachen, miteinander reden, einander lieben.
Ja, irgendwann zwischen gestern Abend und heute früh hatte Wes begonnen, darum zu beten, dass Brittany schwanger war.
Wenn das nicht komplett verrückt war?
Nein, bei näherer Betrachtung war es doch nicht verrückt. Es machte auf merkwürdige Weise Sinn. Wenn Brittanyschwanger war, blieb Wes keine andere Wahl.
Einiges von dem, was sie gestern Abend zu ihm gesagt hatte, traf den Nagel auf den Kopf. Einige Wahrheiten waren ans Licht geholt worden. Dazu zählte der Umstand, dass Wes all die Jahre das Gefühl gehabt hatte, er hätte anstelle Ethans sterben sollen. Es war
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