Wesen der Nacht
gekommen?«
»D ad hat mir erzählt, dass Will nicht im Pub aufgetaucht ist und sich auch sonst schon länger nicht mehr hat blicken lassen, deshalb dachte ich, ich sehe mal nach dem Rechten.«
Mein Herz schlug schneller. »G laubst du, dass ihnen etwas passiert ist?« Ich sah ihn forschend an und versuchte, eine Antwort aus seinem Gesicht zu lesen
»E igentlich nicht.«
Zögernd begann ich die Nudeln umzurühren. Aber ich war noch nicht beruhigt. »U nd wenn ihm irgendwelche Dämonen aufgelauert haben?«
»E r hat nichts mit der Jagd zu tun und die Dämonen werden den Teufel tun und sich an einem Torwächter vergreifen. Schließlich ist er der Einzige, der ihnen helfen kann, durch das Tor zu kommen.«
Das erinnerte mich an die Hüter der alten Welt. So wie es aussah, waren beide Seiten auf Dad angewiesen, die einen, um das Tor für immer zu schließen, und die anderen, damit er es für sie öffnete. Dad würde weder das eine noch das andere tun, zumindest nicht, solange sie keinen Weg fanden, ihn dazu zu zwingen. Zum Beispiel, indem sie… »K önnten sie Trick benutzen, um Dad zu erpressen?«
»T heoretisch schon. Praktisch halte ich das für reichlich unwahrscheinlich. Dein Bruder ist einer der besten Kämpfer, die ich je gesehen habe. Die meisten Jäger würden viel darum geben, wenn sie so kämpfen könnten wie er. Es dürfte einem Dämon ziemlich schwerfallen, ihn in seine Gewalt zu bringen.«
Ich wusste, dass mich seine Worte beruhigen sollten, allerdings hörte ich auch den Teil, den er nicht aussprach: Trick würde sich nicht lebend fassen lassen. Dass mein Bruder eine Art Superkrieger sein sollte und ich mein Leben lang nichts davon gemerkt hatte, überraschte mich allerdings. Was wusste ich noch alles nicht über meine Familie?
Die Nudeln waren fertig, ich verteilte sie auf die Teller und setzte mich zu Derek an den Tisch. Er spießte ein paar Ravioli auf, bevor er jedoch zu essen begann, sah er mich an. »I ch bin froh, dass sie es dir endlich gesagt haben. Es war ja nicht mehr mit anzusehen, wie sich deine Eltern ständig darüber gefetzt haben, ob sie dir nun vom Jenseits erzählen sollen oder nicht. Und Trick saß ständig zwischen den Stühlen. Immer wenn sich Will und Bev darüber gestritten haben, kam Trick zu mir, weil er es nicht mehr ausgehalten hat.«
Ich verbrannte mir die Zunge an den heißen Ravioli, die ich mir gedankenlos in den Mund geschoben hatte. Hastig trank ich einen Schluck Wasser. »D arüber hat Trick mit dir gesprochen?«
»E s hat ihn ziemlich beschäftigt.«
Offensichtlich war ich nicht die Einzige, die in dieser Angelegenheit ihr Päckchen zu tragen hatte. »G enau genommen hat mir niemand etwas gesagt«, räumte ich ein. »Z umindest niemand aus meiner Familie.«
Während wir aßen, erzählte ich ihm von dem Überfall, von Gus und davon, wie ich vom Jenseits erfahren hatte. Ich berichtete von Moms Paranoia und von dem Streit am Telefon, den ich mit angehört hatte. Als ich schließlich fertig war, wusste er alles, was in den letzten zweieinhalb Wochen passiert war– mit einer Ausnahme: Cale. Vielleicht würde ich Dereks Hilfe brauchen, um ihn zu finden. Trotzdem wollte ich mir erst einmal einen Überblick über die Lage hier verschaffen, bevor ich ihn einweihte. Vor allem wollte ich erst mit Cale darüber sprechen. Derek war süß und ausgesprochen nett, zumindest zu mir. Ich bezweifelte jedoch, dass er diese Freundlichkeit auch Cale gegenüber an den Tag legen würde, denn er war ein Jenseitswesen und Derek ein Jäger. Sein Job war es, Jenseitswesen aus unserer Welt zu entfernen. Ich wollte nicht, dass einer der beiden verletzt wurde.
»N icht zu fassen«, meinte Derek kopfschüttelnd, nachdem ich meine Geschichte zu Ende erzählt hatte. »O hne diesen Gus würdest du tatsächlich immer noch im Dunkeln tappen. Ganz zu schweigen davon, dass dich diese Kerle verschleppt hätten!« Er griff nach meiner Hand und drückte sie. »I ch bin froh, dass dir nichts passiert ist.«
Ohne Gus hätten sie mich womöglich bereits in eine Anstalt eingeliefert und wieder mit Medikamenten vollgepumpt, weil ich Cales Stimme weiterhin für einen psychotischen Schub gehalten hätte. So wie es aussah, hatte ich Gus Miller nicht nur mein Wissen über das Jenseits und die Rettung vor meinen Entführern, sondern auch meine geistige Gesundheit zu verdanken.
»I ch habe Trick und dich damals ziemlich vermisst, als eure Mom euch so plötzlich von hier fortgeschleppt hat.«
Er und Trick
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