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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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bald etwas Neues.«
    Ich hatte wirklich gehofft, dass Derek konkretere Hinweise mitbrachte. Wenn das so weiterging, würden die zwei Wochen Klassenfahrt vergehen, ohne dass ich zu irgendeinem Ergebnis gekommen war. Hier hatte ich alles durchsucht, aber im ganzen Haus nichts gefunden, was mir weitergeholfen hätte, sodass es im Augenblick nur noch eine Sache gab, die ich für Dad und Trick tun konnte: Ich musste Cale finden. So wie es aussah, war er der Einzige, der mir helfen konnte.
    »H ast du vielleicht noch eine Tasse Kaffee?«
    »K lar. Bedien dich.« Sobald Derek sich umdrehte, um sich eine Tasse aus dem Schrank zu holen, fuhr ich zu Drizzle herum und bedeutete ihm, zu verschwinden. Mürrisch vor sich hin brummend stand der Kobold auf und verzog sich auf die Rückseite der Zuckerdose, die ihn gerade einmal zur Hälfte verdeckte. Als ob das ausreichen würde!
    Ich wollte ihn mir gerade schnappen und vom Tisch verschwinden lassen, als Derek plötzlich neben mir auftauchte und nach dem Zucker griff. Eben noch von dem Gefäß verborgen, stand der Kobold jetzt mitten auf dem Tisch, so sichtbar wie ein Leuchtturm an der Küste.
    Ich wartete darauf, dass Derek ihn packte, doch der war damit beschäftigt, seelenruhig Zucker in seinen Kaffee zu schaufeln. Sobald er damit fertig war, stellte er die Dose keine drei Zentimeter von Drizzle entfernt auf den Tisch zurück. Einen Moment lang stand ich wie angewurzelt da, ehe ich es begriff: Derek konnte den Kobold nicht sehen.
    Als er sich abwandte, um sich einen Löffel aus der Schublade zu holen, beugte ich mich über den Tisch. »B ist du für ihn unsichtbar?«, flüsterte ich, auf der Suche nach Bestätigung.
    »N atürlich.« Ich zuckte zusammen, als Drizzle die Worte in voller Lautstärke aussprach, bis mir bewusst wurde, dass Derek ihn dann wohl auch nicht hören konnte.
    »W arum sieht er dich nicht?«
    Er zwinkerte mir beinahe anzüglich zu. »W eil ich es nicht will, Babe.«
    Hinter mir rührte Derek an der Spüle seinen Kaffee um. Dem Klirren des Löffels in der Tasse folgte das Rauschen des Wassers, als er ihn abspülte. Der Typ hatte definitiv einen Spülzwang.
    »A ber du wolltest, dass ich dich sehe?«, raunte ich dem Kobold zu.
    »G anz bestimmt nicht! Dass du mich sehen kannst, liegt an deinem verfluchten Torwächterblut.«
    Während Derek und ich uns setzten, stand Drizzle an die Zuckerdose gelehnt da und beobachtete jede Regung meines Gastes mit finsterer Miene.
    »W ie geht es deinem Kopf?«
    »H ervorragend«, sagte der Kobold und hätte mich fast dazu gebracht »N icht deinem!« zu sagen. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, den er mit einem fiesen Grinsen erwiderte. Mit einem kalten Lächeln nahm ich das letzte Stück Brotrinde vom Tisch, bevor Drizzle danach greifen konnte, und schob sie mir in den Mund.
    »G ut.« Dieses Mal kam die Antwort von Derek. »S cheint alles noch zu funktionieren. Zumindest fällt mir das Denken nicht schwerer als zuvor.«
    »H at ja vorher schon nicht besonders gut geklappt«, brummte Drizzle.
    Ich gab mir alle Mühe, ihn zu ignorieren und meine Aufmerksamkeit voll auf Derek zu richten. »W as ist mit dem Kerl aus dem Supermarkt? Hast du was über ihn herausgefunden?«
    »N ur, dass ich keine Spuren gefunden habe, die auf weitere Verfolger hindeuten. Außerdem glaube ich, dass der Kerl sein Zeug gepackt hat und verschwunden ist. Zumindest hat ihn gestern niemand mehr im Ort gesehen, wo er scheinbar regelmäßig zum Essen und Einkaufen aufgetaucht ist. Oggie, der Besitzer der Tankstelle, meinte, er hätte ihn die A 87 in Richtung Inverness davonfahren sehen.«
    Das waren nicht die schlechtesten Neuigkeiten.
    »D u brauchst dir wegen diesem Kerl wirklich keine Sorgen mehr machen. Vergiss die Magie nicht. Selbst, wenn er noch hier wäre, könnte er nicht mehr in deine Nähe kommen.«
    Um meinen Verfolger machte ich mir auch keine Gedanken. Ich vertraute darauf, dass Derek recht behielt und er ihn tatsächlich in die Flucht geschlagen hatte. Es war Cale, um den ich mich sorgte. Seit gestern Abend hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Ich hatte ihm selbst gesagt, er solle sich schonen, aber irgendwie hatte ich auch erwartet, dass er zumindest am Morgen wieder Kontakt zu mir aufnehmen würde. Doch das hatte er nicht getan. Kurz bevor Derek gekommen war, hatte ich versucht, Cale zu erreichen, doch es war, als würde mein Geist ins Nichts greifen. Was, wenn ich zu spät war? Was, wenn…
    Prinzessin, ich bin da. Hör auf, dir

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