Wesen der Nacht
nicht sonderlich fantasievoll, wenn es um Namen geht.«
Mein Blick fiel auf die Kommode, die immer noch vor der Kellertür stand. »A lso gut, Drizzle Ebb, der Dritte. Wie bist du da rausgekommen?«
»N icht besonders stabiles Holz.«
Ich schob die Kommode zur Seite und warf einen Blick auf die Tür. Tatsächlich war eine der Holzsparren in der unteren Ecke locker. Wenn man dagegen drückte, öffnete sich eine Lücke, groß genug für den Kobold. »U nd was machst du hier?«
Seine Haut war vom Wetter gegerbt wie die eines Seemanns, der sein ganzes Leben dem rauen Wind ausgesetzt gewesen war. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht und seine Nase war dick und rot. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich finster an. »I ch wurde verschleppt und eingekerkert!«
»B ist du sicher, dass du dich nicht vielleicht an einem Ort hast erwischen lassen, an dem du nichts zu suchen hast? Jenseits vom Jenseits zum Beispiel?«
»K ann auch sein.«
»W eißt du, wo mein Dad ist?«
Drizzle runzelte die Stirn. »D er Torwächter?«
Ich nickte.
»K eine Ahnung. Erst hat er mich eingesperrt und dann hat er sich wohl aus dem Staub gemacht, der elende Feigling!«
»K annst du mir helfen, ihn zu finden?«
Sein Gesicht verfinsterte sich. »I ch soll meinen eigenen Kerkerwächter suchen? Du tickst wohl nicht richtig!«
»E r ist mein Dad und ich mache mir Sorgen.«
Der Kobold rieb sich nachdenklich das Kinn. Ein berechnendes Glitzern leuchtete in seinen Augen auf. »W ie wäre es mit einem Handel? Ich helfe dir und du sorgst dafür, dass ich nicht in diese beschissene Schachtel und erst recht nicht ins Jenseits zurück muss. Deal?«
Darüber musste ich nicht lange nachdenken. »D eal.«
Drizzle spuckte in seine Handfläche und hielt mir die Hand entgegen, damit ich mit meinem Finger einschlagen und unseren Pakt besiegeln konnte.
24
Als es Zeit wurde, schlafen zu gehen, blieb der Kobold mit einer Schüssel Kartoffelchips in der Küche zurück. Nachdem er mir die Bude bisher nicht auseinandergenommen hatte, baute ich darauf, dass er es auch jetzt nicht tun würde, und versuchte gar nicht erst, ihn einzusperren.
In dieser Nacht schlief ich wie ein Stein. Alle Fenster und Türen waren verriegelt, das Monster in meinem Keller hatte sich als schlecht gelaunter Kobold herausgestellt und mein Verfolger wurde durch Magie daran gehindert, noch einmal in meine Nähe zu kommen. Das Schlimmste, was mir im Augenblick passieren konnte, war wohl, dass mir die Chips ausgingen. Jetzt musste ich nur noch Cale finden. Und Trick und meinen Dad.
Am nächsten Morgen hatte ich gerade gefrühstückt und überließ Drizzle, der aussah und roch, als hätte er die ganze Nacht durchgesoffen, die Kruste meines Toasts, als ich Dereks Wagen vor dem Cottage sah.
»S chnell, versteck dich«, rief ich dem Kobold zu, der, an die Zuckerdose gelehnt, mitten auf dem Tisch saß, und ging zur Haustür. Ich öffnete sie einen Moment, bevor Derek anklopfte.
Die Hand noch erhoben, grinste er mich an. »D u kannst es wohl nicht erwarten, mich zu sehen.«
»I ch… äh… also… hast du etwas herausgefunden? Weiß jemand, wo sie sind?«
»L angsam, langsam.« Grinsend deutete er in Richtung Küche. »D arf ich reinkommen?«
»E ntschuldige. Natürlich.« Ich machte einen Schritt zur Seite, um ihn hereinzulassen. Derek trat so dicht an mir vorbei, dass sein Arm den meinen streifte. Ich hob den Blick und sah direkt in seine Augen. Gleich würde er stehen bleiben und mich küssen. Wollte ich das? Doch bevor ich es mir überlegen konnte, ging Derek ohne Zögern weiter. Offensichtlich hatte ich mich geirrt. Wie war ich überhaupt darauf gekommen? Hatte ich mir etwa gewünscht, dass er es tat? Ich schüttelte den Gedanken und das damit verbundene schlechte Gewissen ab und folgte ihm in die Küche.
Mein Blick flog zum Tisch, wo Drizzle immer noch seelenruhig futterte. Mit einer Grimasse gab ich ihm zu verstehen, dass er verschwinden sollte. Himmel, er musste doch wissen, dass Derek ein Jäger war! Rochen Jenseitswesen so etwas nicht? Aber der Kobold rührte sich nicht vom Fleck. Nicht einmal, als Derek immer näher kam.
Mit einem schnellen Schritt trat ich an Derek vorbei und stellte mich zwischen ihn und den Tisch. »U nd?«, nahm ich unser Gespräch von vorhin wieder auf. »H ast du Neuigkeiten von Dad und Trick?«
Zu meinem Leidwesen schüttelte er den Kopf. »N iemand weiß etwas, aber alle werden Augen und Ohren offen halten. Sicher erfahren wir
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