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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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tun hatte.
    Derek war schon an der Tür und drückte die Klinke. »A bgeschlossen.«
    Ich warf einen Blick auf das Schloss. »I ch glaube, ich weiß, wo der Schlüssel ist. Bin gleich wieder da!« Schnell lief ich die Treppe nach oben und holte den Schlüssel, den ich im Geheimfach in der Speisekammer gefunden hatte.
    Er passte.
    Ein leises Klicken war zu vernehmen, dann schwang die Tür nach innen auf. Wie erstarrt blieb ich auf der Schwelle stehen und ließ meinen Blick durch den Raum wandern, der zu einem großen Teil von einer Art Gefängniszelle mit silbernen Gittern eingenommen wurde. »S ieht so aus, als hätte sich Dad manchmal Arbeit mit nach Hause gebracht.«
    Neben mir lachte Derek leise, sein Atem kitzelte mich an der Wange. »D u hast eine interessante Art, Dinge auszudrücken.« Der Anflug von Humor wich jedoch recht schnell aus seinen Zügen. Als sich sein Blick wieder auf die Zelle richtete, runzelte er die Stirn.
    »S timmt etwas nicht?«
    »H ier hat dein Dad Kreaturen eingesperrt, die ans Jenseits ausgeliefert werden sollten. Jeder Wächter hat so eine Zelle.«
    Vielleicht war Cale auch hier gewesen, bevor sie ihn in diese Kiste gesperrt hatten. »W ozu eine Zelle? Ich dachte, dafür gibt es diese Boxen.«
    »I n die Kisten kommen sie nur zur Übergabe. Einen Tag bevor ich wegen dieses anderen Auftrags weggerufen wurde, habe ich nicht nur einen Kobold, sondern auch einen Dämon gefangen. Er müsste eigentlich hier sein, denn mein Vater sagt, dass in den letzten Wochen keine Übergabe stattgefunden hat.«
    Mir stockte der Atem. »D u meinst…«
    »D ass der Dämon vielleicht etwas mit dem Verschwinden von Will und Trick zu tun hat.«
    Unmöglich!, hätte ich um ein Haar ausgerufen. Ich konnte mich gerade noch beherrschen. Cale saß selbst in der Falle. Was auch immer Dad zugestoßen war, musste passiert sein, nachdem sie Cale in die Kiste gesperrt hatten. Ich runzelte die Stirn, als mir etwas anderes bewusst wurde. »W arte mal: Es war ein Dämon? Bist du sicher?«
    Derek nickte. »E in Geistwandler. Fiese Biester, die sich in deine Gedanken schleichen und versuchen, dir ihren Willen aufzuzwingen.«
    Mir klappte der Kiefer herunter. »G eistwandler sind Dämonen?«
    »S ie halten sich für etwas Besseres, deshalb haben sie sich nach ihrer speziellen Fähigkeit benannt, aber sie sind nichts anderes als stinkender Dämonenabschaum.«
    Ein Dämon.
    Cale hatte mich belogen.
    In mir zog sich alles zusammen. Mir war schlecht, meine Knie waren weich und ich hatte das Gefühl, jeden Moment in Tränen ausbrechen zu müssen. Entsprechend schwer fiel es mir, unsere Erkundung fortzusetzen. Glücklicherweise gab es nicht mehr zu entdecken als einen Schrank, in dem sich ein paar Putzutensilien befanden (offenbar machten gefangene Dämonen Dreck) und einen Tisch an der Wand gegenüber der Zelle.
    Ein Piepen ließ mich zusammenfahren. Derek zog sein Handy aus der Tasche, warf einen Blick darauf und verzog das Gesicht. » S MS «, sagte er. »T ut mir leid, ich muss weg. Jägerangelegenheiten.«
    Er gab mir einen Kuss auf die Wange, der mich vollkommen überraschend traf, dann war er an mir vorbei und einen Moment später hörte ich seine Schritte auf der Treppe.
    »J ägerangelegenheiten«, äffte Drizzle ihn nach. Er war neben mir auf den Tisch geklettert und blickte mit zusammengekniffenen Augen auf die Tür, durch die Derek verschwunden war. »W ichtigtuer!«

25
    »H ier ist noch eines!«, rief Drizzle.
    Ich sah von dem Buch auf, in dem ich gerade geblättert hatte. Seit wir in Dads Arbeitszimmer gegangen waren, hatte sich der Kobold von Regal zu Regal vorgearbeitet und Dads Bücher betrachtet. Jetzt stand er auf einem Brett und klopfte mit der flachen Hand gegen ein Buch, das größer und dicker war als er selbst.
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich das Buch aus der Ferne, las den Titel und schüttelte schließlich den Kopf. »N ein, das ist nur ein Geschichtsschmöker.«
    »D u musst schon genauer hinsehen, dummes Ding.«
    »K annst du vielleicht mal aufhören, mich dummes Ding zu nennen?«
    »N ur, wenn du aufhörst, dich wie eines zu benehmen, Babe.«
    Seufzend stand ich auf und ging zum Regal, um das Buch genauer in Augenschein zu nehmen. »M ittelalterliches Schottland«, las ich den Titel laut vor. »G eschichte, sag ich doch.«
    Drizzle verdrehte die Augen. »D u siehst nur, was die Magie dich sehen lassen will. Du musst dahinterschauen. Pass auf.« Er warf sich mit der Schulter von der Seite gegen

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