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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Flur angrenzte. In besseren Zeiten war dies wahrscheinlich der Verkaufsraum der Gärtnerei gewesen. Überall lagen Tonscherben und alte Düngemittelflaschen herum. Einige verwelkte Pflanzenreste in demolierten Kübeln fristeten ein trostloses Dasein.
    Stahlhut bog in ein kleineres Zimmer ab, das den Möbeln nach zu urteilen früher einmal als Büro gedient haben musste. Im nächsten Moment sah er sie auch schon. Die Frau, bei der es sich wahrscheinlich um das Dienstmädchen der Winkelmanns handelte.
    Sie lag auf einer alten Matratze, das Gesicht in ein Kissen vergraben. Stahlhut trat auf sie zu und räusperte sich.
    Hastig drehte sich Maren Spilker um und blickte ihn aus verheulten Augen an. »Ist er tot?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Ihr Freund ist noch auf der Flucht«, antwortete Stahlhut bestimmt. »Wir werden ihn in Kürze stellen.«
    »Ich spreche von Winkelmann, diesem Wahnsinnigen«, entgegnete sie kraftlos. »Er hat mich niedergeschlagen und mir meine Waffe entrissen.«
    Stahlhut sah sie überrascht an, dann glaubte er zu verstehen, worauf sie hinauswollte. Er wandte sich von ihr ab und ließ sie zurück.
    Von Weitem rief ihm bereits einer der SEK -Beamten etwas zu. Er hielt kurz inne und atmete durch. Sie hatten Frank-Walter Winkelmann gefunden. Das abgefeuerte Projektil steckte in seinem Schädel.
    »Dann ist ja gut«, hörte Stahlhut Maren Spilker flüstern. Er drehte sich um und sah ein trauriges Lächeln, das sich auf ihren Lippen abzeichnete. Erschöpft sank sie wieder auf ihr Kissen zurück.
    * * *
    Jan presste sich an die kühle Wand hinter einem Vorsprung des Gärtnereigebäudes und versuchte den Augenkontakt mit Carolin zu halten. Sie hockte hinter einem alten Brunnen, der in unmittelbarer Nähe zu einem der Gewächshäuser stand. Ihr Blick war angsterfüllt und gleichzeitig entschlossen, nicht noch einmal in die Gewalt von André Brinkhoff zu gelangen.
    Jan sah sich um. Er war sich sicher, Brinkhoffs Schatten vor einigen Sekunden im Inneren des Gewächshauses hinter den zerborstenen Scheiben erkannt zu haben. Wenn er sich dort verschanzte, würde er keine Chance haben. Die SEK -Beamten würden die Glasruine schneller stürmen, als Brinkhoff die Gefahr überhaupt realisierte. Aber Jan schätzte ihn nicht so ein, als würde er darauf warten, sich widerstandslos festnehmen zu lassen.
    Jan überlegte angestrengt, wie es ihm gelingen konnte, Carolin unversehrt aus der Gefahrenzone zu bringen. Eine falsche Bewegung konnte verhängnisvoll sein. Brinkhoff war im Besitz einer Waffe und schien nicht die geringsten Skrupel zu haben, sie einzusetzen.
    Vorsichtig ging er in die Knie und näherte sich langsam dem Gewächshaus. Wenn er es schaffte, durch einen Seiteneingang ins Innere zu gelangen, konnte er Brinkhoff vielleicht ablenken.
    Es waren nur noch wenige Meter, als er plötzlich ein Geräusch wahrnahm, dass sich anhörte wie knirschendes Glas. Jan hielt inne und richtete seine Pistole sofort auf die Eingangstür des Gewächshauses.
    Im nächsten Moment war erneut das Geräusch von zerspringendem Glas zu hören. Jan drehte sich abrupt um und sah gerade noch die Holzlatte auf sich zukommen. Er reagierte blitzschnell und riss schützend beide Arme hoch. Doch Brinkhoff holte ein weiteres Mal aus und versuchte ihn mit der Holzlatte zu treffen.
    Jan sprang zur Seite und landete unsanft auf dem Schotterboden. Er spürte einen stechenden Schmerz im Rücken, seine Handinnenflächen schürften auf und bluteten. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass Brinkhoff die Latte wegwarf, seine Waffe aus dem Hosenbund zog und sich auf ihn stürzte. Binnen Sekunden war er über ihm und würgte ihn, bis Jan das Gefühl hatte, das Bewusstsein zu verlieren. Doch er sammelte seine letzten Kräfte, stemmte sich gegen Brinkhoff und schlug ihm mit voller Wucht mit der rechten Faust in die Nierengegend.
    Brinkhoff ächzte und rang nach Luft. Jan nutzte den kurzen Augenblick der Schwäche, riss sich los und trat Brinkhoff mit einem beherzten Tritt die Pistole aus der Hand.
    »Carolin!«, rief er, so laut er konnte. »Renn weg von hier!«
    Plötzlich packte ihn jemand an den Schultern und zerrte ihn zur Seite. Während er unsanft an der Hauswand landete und zu Boden ging, rannten bewaffnete Beamte an ihm vorbei und stürmten auf Brinkhoff zu. Ohne Gegenwehr ließ er sich festnehmen, vollkommen überrumpelt von dem überraschenden Zugriff.
    Alles um Jan herum geschah in rasendem Tempo, und doch kam es ihm vor wie in Zeitlupe.

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