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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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ler durch die Äcker robbten, um zu dem Gebäude zu gelangen? Das Risiko, gesehen zu werden, war groß und konnte die gesamte Aktion gefährden. Er ärgerte sich noch immer, keinen Einfluss auf den Einsatz nehmen zu können, obwohl er es doch gewesen war, der die Ermittlungen überhaupt erst an diesen Punkt gebracht hatte.
    In Höhe der schmalen Bewaldung, etwa siebzig Meter von der Gärtnerei entfernt, suchte er sich einen Ort, von dem aus er alles im Blick hatte und den Zugriff durch das SEK beobachten konnte.
    Zwanzig Minuten vergingen, ehe sich vor der Gärtnerei endlich etwas tat. Jan erkannte den als Kurierboten verkleideten Lockvogel, der sich der Eingangstür aus Milchglas näherte. Der Mann, der wahrscheinlich selbst der Spezialeinheit angehörte, sah sich kurz um und klopfte an die Tür. Dreimal. Deutlich sichtbar. Für die in den Feldern versteckten Einsatzkräfte genau wie für Jan.
    Die Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah. Jan biss sich auf die Unterlippe und fluchte erneut über das Vorgehen seiner Vorgesetzten. War es wirklich so klug, gleich mit dem großen Aufgebot anzurücken? Was, wenn die SEK -Beamten unfreiwillig Carolin Winkelmanns Leben in Gefahr brachten? Wäre es nicht besser gewesen, erst einmal vorzufühlen und die Lage länger zu beobachten? Warum mussten sie unbedingt einen Lockvogel vorschicken?
    Plötzlich öffnete sich die Tür. Jan reckte seinen Hals, um ein Gesicht erkennen zu können, doch die Person blieb im Schatten des Türrahmens. Weitere Sekunden verstrichen, in denen der Lockvogel ein Gespräch zu beginnen schien. Doch die Situation blieb statisch. Jan glaubte einen nervösen Blick ausmachen zu können, obwohl er wusste, dass es ihm unmöglich war, aus dieser Entfernung das Mienenspiel deuten zu können.
    Im nächsten Augenblick erhob sich mehr als ein Dutzend SEK -Beamter aus den Feldern und dem Schatten des Gebäudes und stürmte mit angelegten Maschinenpistolen auf die Eingangstür der Gärtnerei zu. Der Lockvogel wandte sich ihnen aufgeregt zu und wedelte panisch mit den Händen.
    Jan spürte sofort, dass etwas schiefgegangen war. Die SEK -Beamten verharrten und traten einige Schritte zurück. Sie waren noch immer knapp zwanzig Meter vom Haus entfernt. Hinter dem ebenfalls zurückweichenden Lockvogel erkannte Jan mit einem Mal den Grund der plötzlichen Aufregung. Ein hochgewachsener, schlanker Mann – zweifelsfrei handelte es sich um André Brinkhoff – erschien vor der Eingangstür. In der rechten Hand hielt er eine Schusswaffe. Gerichtet auf das junge Mädchen, das er vor sich herschob.
    Jan hatte also recht gehabt. Brinkhoff und Maren Spilker hatten nicht einmal vor dem jüngsten Mitglied der Familie Winkelmann haltgemacht. Er sah sich um in der Hoffnung, irgendwo Vera oder Vlothoerbäumer zu sehen. Doch hier, zwischen den Bäumen an der Grenze zu den Feldern, war er ein gutes Stück näher dran an der Gärtnerei. Die anderen waren zwar über Funk mit der Einsatzleitung der SEK -Beamten verbunden und sicherlich über die Einzelheiten des gescheiterten Zugriffs informiert worden, aber gleichzeitig auch so weit von dem Gebäude entfernt, dass er sich nur schwer vorstellen konnte, dass sie etwas hatten beobachten können.
    Jan dachte angestrengt nach. Sollte er zurück zu seinen Kollegen gehen? Abwarten, wie sich die Situation entwickelte? Oder sollte er versuchen, mit Brinkhoff zu verhandeln?
    Seine von oben angeordnete Untätigkeit widerstrebte Jan von Sekunde zu Sekunde mehr. Er war es schließlich gewesen, der die Ermittlungen vorangetrieben hatte, sagte er sich wieder. Ohne ihn wäre man gar nicht hier. Er wollte sich nicht länger darauf verlassen, was Vlothoerbäumer oder die Beamten der Spezialeinheit entschieden.
    Brinkhoff zog sich plötzlich wieder ins Innere des Gebäudes zurück, nur noch Carolin und sein Arm, der sich fest um ihren Oberkörper schlang, waren zu sehen.
    In vollem Bewusstsein, sich größter Gefahr auszusetzen und sich außerdem jede Menge Ärger seiner Vorgesetzten einzuhandeln, trat Jan aus dem Schatten der Bäume hervor und lief mit einem schnellen Spurt über den Acker, auf dem das Sommergetreide bereits geerntet worden war. Vorbei an den SEK -Beamten, denen er hastig seine Polizeimarke entgegenhielt. Bis er schließlich neben dem Lockvogel mit dem Käppi auf dem Kopf stand und in ein ihm bestens bekanntes Gesicht starrte. Er war vollkommen perplex, als er Kai Stahlhut erkannte. Wieso hatte ihm niemand gesagt, dass er den

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