Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
romantische Himmelbett war mit brennenden Teelichtern umrahmt.
Wo genau sich der Kameramann befand – höchstwahrscheinlich handelte es sich um André Brinkhoff selbst –, war nur zu erahnen. Dem Blickwinkel nach zu urteilen hielt er sich im Kleiderschrank versteckt und filmte durch den Schlitz einer angelehnten Tür.
Wieder ein Schnitt. Der Bildausschnitt vergrößerte sich und wurde unschärfer. Jetzt war eine weiße Couch mit einem niedrigen Beistelltisch zu sehen. Und Bernhard Winkelmann. Er saß mit aufgeknöpftem Hemd rauchend auf dem Sofa. Jan hatte das Gefühl, sich einen schlechten Softpornostreifen anschauen zu müssen. Doch das hier war die Realität. Eine Wahrheit, die Winkelmann das Leben gekostet hatte.
Jan stand auf und wandte sich ab. Er hatte keine Lust darauf, sich dieses Schmierentheater ein zweites Mal anzusehen. Auch Ergün und Bettina hatten genug gesehen. Sie kündigten an, den Raum zu verlassen, wenn Vera das Video weiterlaufen ließe. Lediglich Horstkötter und Manni Opitz wollten sich das frivole Treiben zwischen Winkelmann und Maren Spilker nicht entgehen lassen.
Vera machte dem Ganzen ein jähes Ende und klappte den Bildschirm des Notebooks zu. Das lustvolle Stöhnen Winkelmanns erstarb im nächsten Moment.
»Männer, ich erlöse euch von diesen schrecklichen Bildern«, sagte sie zwinkernd. Dann nickte sie Jan zu, als Zeichen dafür, sie bei der Präsentation der Ergebnisse ihrer Ermittlungen zu unterstützen.
Noch immer war Jan angespannt. Ob es an Vlothoerbäumers Worten lag oder an der Tatsache, dass ihm der Selbstmord von Frank-Walter Winkelmann tatsächlich zu schaffen machte, vermochte er nicht zu sagen. Er fuhr sich durch die Haare und konzentrierte sich auf das, was er seinen Kollegen berichten wollte.
»Im Gegensatz zu Brinkhoff hat Maren Spilker ein umfassendes Geständnis abgelegt«, begann er schließlich.
»Dann schieß mal los!«, warf Manni Opitz ein. »Bin gespannt, was dieses Gaunerpärchen so alles auf dem Kerbholz hat.«
»Einiges«, antwortete Jan. »Dessen kannst du dir sicher sein.« Er holte weit aus, erklärte, wie es dazu gekommen war, dass sich Brinkhoff und Maren Spilker so hoch verschuldet hatten. Berichtete von Investitionen in das Café Central und dem teuren Lebensstil der beiden. Und davon, dass im Laufe der Zeit immer weniger Gäste ins Central gekommen waren. Die Einnahmen hatten nicht einmal mehr die monatlichen Zinsen decken können, geschweige denn wurden Rechnungen oder Gelder an andere Gläubiger gezahlt.
»Im vergangenen Jahr hat Maren Spilker dann neben der Tätigkeit im Café einen zusätzlichen Job angenommen«, erklärte Jan. »Als Hausmädchen bei den Winkelmanns.«
»Da haben sich die Winkelmanns aber die Katze im Sack geholt«, äußerte Horstkötter sein Unverständnis. »Hat denn keiner von denen geprüft, was sie vorher gemacht hat?«
»Doch, natürlich«, sagte Jan. »Sie hatte tatsächlich früher bereits einmal als Hausmädchen in einer wohlhabenden Familie gearbeitet. Ihre Zeugnisse waren hervorragend.«
»Erzähl weiter!«, bat Ergün. »Ich will wissen, was es mit der Verbindung zu Frank-Walter Winkelmann auf sich hat.«
»Tja, das ist wohl das Tragischste an der ganzen Geschichte«, seufzte Jan. »Nicht nur, dass Frank-Walter sich das Leben genommen hat, mit Daniel Hövelmeyer hat auch ein völlig Außenstehender sein Leben verloren, nur weil Brinkhoff jedes Mittel recht war, um an Geld zu kommen. Aber der Reihe nach.«
Jan holte tief Luft. »Anfang des Jahres wurde Frank-Walter von seinem Bruder degradiert«, berichtete er. »Eventplanung statt Verantwortung für die Finanzen. Ein harter Schlag, von dem er sich nicht erholt hat. Dabei war es laut mehrerer Quellen innerhalb der Brauerei die einzig richtige Entscheidung. Er war offenbar vollkommen überfordert mit seinem alten Job. Lediglich Martina Winkelmann hat sich für ihn eingesetzt, aber das lag wohl mehr daran, dass sie sich grundsätzlich gegen ihren Bruder Bernhard gestellt hat.«
»Und der alte Winkelmann?«, hakte Ergün ein. »Was hat der dazu gesagt?«
»Nichts. Frank-Walter war bekanntermaßen nicht sein Sohn, die Beziehung der beiden mehr als unterkühlt.«
»Das sind Verhältnisse«, murmelte Manni Opitz. »Wie bei den Hottentotten!«
»Im Frühjahr wurden die Geldsorgen bei Brinkhoff immer dramatischer«, mischte sich jetzt auch Vera wieder ein. »Die Idee mit der Erpressung hat sich aus einem anfänglichen Spaß heraus entwickelt, als
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