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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Despotie ist vorbei. Wir geben der Welt Frantzenow zurück. So sind wir, das neue Rußland.« Dubrowin lachte glucksend, obwohl die Alte Garde wußte, wie er wirklich über Jelzin dachte. »Ich nehme an, daß es bei Tante Erna ein rührendes Familientreffen gibt. Ich habe Erkundigungen eingeholt: Wolfgang Antonowitsch Weberowsky ist so etwas wie der Patriarch der Familie. Ein Russe, der ein Musterdeutscher ist. Wenn Weberowsky erfährt, was sein Neffe in Deutschland getan hat, rammt er ihn senkrecht in den Boden wie einen Pfahl.«
    »Muß das sein, daß Köllner die Wiedergeburt von Frantzenow erlebt? Muß er unbedingt nach Kasachstan?«
    »Unbedingt? Nein. Was mißfällt Ihnen, Jakob Mironowitsch?«
    »Sie und ich sind lange genug im Amt. Wir wissen, daß CIA und BND eine Menge Agenten überall in Rußland eingesetzt haben. In allen Republiken, vor allem in denen, die noch über taktische Atomwaffen verfügen und die Sprengköpfe nur zögernd zur Vernichtung abliefern. Dazu gehört die Ukraine und vor allem Kasachstan. Wir hier in Helsinki sind Anlaufstelle für viele Informationen. Meine Sorge ist: Der Schock, seinen toten Onkel lebend zu sehen, könnte Köllner dazu bringen, für das westliche Ausland zu arbeiten. Er ist im Laufe der Jahre ein Profi geworden.«
    »Der sich enttarnen läßt!« Dubrowin schien nachdenklich geworden zu sein. »Ihre Überlegungen, Ihr Mißtrauen scheinen berechtigt zu sein«, erwiderte er. »Köllner könnte seinen Agentenführer in Bonn ans Messer liefern und damit die ganze Sektion auffliegen lassen.«
    »Das meine ich, General.«
    »Ich sollte Köllner doch besser in Moskau behalten.«
    »Für uns wäre es sicherer.«
    »Wir könnten sogar den Flug sparen, wenn Sie ihn bei sich behalten, Jakob Mironowitsch.«
    »In der Botschaft?« In Denissows Stimme klang Zweifel auf. »Hier ist er mir zu nahe an der Ostsee und am Flughafen. Gelingt es ihm, aus der Botschaft auszubrechen, haben wir keine Möglichkeit, ihn wieder zurückzubringen. Wir könnten nur dem Flugzeug nachblicken, das ihn nach Bonn bringt. Von Moskau aus geht das nicht.«
    »Es wird Ihre Aufgabe sein, das zu verhindern. Ich gebe Ihnen noch Nachricht, ob wir Köllner abholen. Das Kurierflugzeug landet auf jeden Fall morgen gegen Mittag in Helsinki. Ich werde Ihre Bedenken der obersten Leitung vortragen.«
    Schon drei Stunden später rief Dubrowin wieder an. »Köllner bleibt in Helsinki«, sagte er. »Sie haben freie Hand, Jakob Mironowitsch. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen, so lange bleibt Köllner bei Ihnen. Passen Sie gut auf ihn auf.«
    Denissow hatte es nicht anders erwartet. Er kraulte seinen blonden Wikingerbart, versank in tiefes Nachdenken und ließ dann Köllner zu sich bringen. Die beiden hünenhaften Männer brachten ihn bis vor die Tür.
    Köllner trug noch immer seinen Bademantel und war darunter nackt. Seinen Anzug konnte man ihm noch nicht geben. Man hatte das Futter herausgetrennt.
    »Ich protestiere!« sagte er sofort, als er eintrat und vor Denissow stand. »Wie ich hier behandelt werde, ist skandalös! Ich möchte einen Vertreter der deutschen Botschaft sprechen.«
    Denissow wiegte den Kopf und war sehr freundlich. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß das im Augenblick nicht möglich ist.«
    »Ich bin deutscher Staatsbürger. Ich bestehe darauf.«
    »Ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich.«
    »Halten Sie die deutsche Botschaft für unsicher?«
    »Nein. Aber Sie!«
    Köllner starrte Denissow entgeistert an. »Ich?«
    »Ja.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Sie wissen zuviel! Sie sind für unsere Organisation in Bonn ein Sicherheitsrisiko.«
    »Das ist doch Unsinn!«
    »Sie könnten, um von den deutschen Strafverfolgungsbehörden milder behandelt zu werden, Ihr Wissen über Namen und Methoden unserer Bonner Sektion preisgeben. Das wäre ein Schaden, der uns um Monate zurückwirft, denn so lange dauert ein Neuaufbau der Organisation.«
    »Und das trauen Sie mir zu?«
    »Ja!« Denissows Antwort war ohne Zögern und Zweifel. »Sie sind wie ein Chamäleon, Sie wechseln dauernd die Farbe, so wie Sie sie brauchen. Über Moral brauchen wir ja nicht zu sprechen. Wer sein Vaterland verrät –«
    »Das halten Sie mir vor?« Köllner war außer sich. »Ich habe für Rußland spioniert und werde dafür von einem Russen als Charakterlump bezeichnet! Das ist ja wohl der Gipfel an Frechheit und Arroganz!«
    »Sagen wir es anders: Sie haben kein Gefühl dafür. Wir haben Sie

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