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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seiner Haut stecken. Was er befohlen hat, ist Wahnsinn!«
    »Nicht denken … ausführen!« Ein Major hob die Schultern. »Es ist nicht unsere Aufgabe, Befehle zu kritisieren. Und im übrigen, ich mag die Nomaden auch nicht. Ich weiß nicht, warum. Ich mag sie eben nicht.«
    Die Kompanien rückten aus, sogar die Granatwerfer-Abteilung war dabei. Zwei Raketengeschütze folgten ihnen. Wechajew blickte ihnen von seinem Fenster aus nach. Er hatte die Meldung, die er nach Alma-Ata zum Generalkommando schicken wollte, schon im Kopf. Eine Säuberungsaktion. Rebellen gegen die Reformen hatten Sabotageakte verübt. Ein Toter, Oberleutnant des KGB, und zwei Schwerverletzte, einer davon Professor Frantzenow, waren die Opfer. Das überzeugte, vor allem der Name Frantzenow.
    Sliwka muß seine Mörder gesehen haben, dachte Wechajew. Er hatte eine Pistole in der Hand, als man ihn fand. Er hat versucht, sich zu wehren, doch noch zu entkommen, rätselhaft ist nur, warum er nicht geschossen hat. Die Untersuchung der Waffe hatte ergeben, daß kein Schuß aus ihr abgefeuert worden war. Es mußte alles sehr schnell gegangen sein. Sliwka hatte keine Zeit mehr gehabt, sich zu wehren. Unverständlich war auch, warum die Banditen nicht den Jeep mitgenommen hatten. Captain Curlis hatte ausgesagt, Sliwka habe an der Zündung gearbeitet, die versagte. Aber was machte er dann am See? Sich die Hände waschen? Sie waren nicht schmutzig oder ölverschmiert, wie das der Fall gewesen wäre, wenn man an einem Motor gearbeitet hat. Außerdem: im kalten Wasser des Sees kann man kein Öl abwaschen, dazu muß man heißes Wasser haben und Seife. Hatte man ihn erschossen, bevor er den Jeep reparieren konnte? Curlis hatte berichtet, daß er Sliwka verlassen hatte, als er mit dem Oberkörper unter der Motorhaube lag. Da paßte einiges nicht zueinander, dachte Wechajew. Einwandfrei ist nur, daß Sliwka mit der Pistole in der Hand im seichten Wasser lag und einen präzisen Kopfschuß erhalten hatte. Der Mörder mußte ein Kunstschütze sein.
    Schon am nächsten Tag wurde Sliwka mit allen militärischen Ehren begraben. Die amerikanische Delegation gab ihm in Galauniform das Geleit, Curlis war sogar einer der Sargträger, als der Sarg von der Lafette gehoben und zum Grab gebracht wurde. Die Militärkapelle spielte einen Trauermarsch und hinterher die russische Nationalhymne. Unter lautem Trommelwirbel wurde der Sarg in das Grab gesenkt. Ein Gewehrsalut fiel aus. Die Soldaten waren im Einsatz und suchten nach Nomaden. Vor allem das Gebiet an der Grenze zu China wurde gründlich durchkämmt. Wenn die Nomaden flüchteten, dann nicht ins Innere Kasachstans, sondern ins sichere China. Auch hatte man einen alten russischen Brauch bei Sliwka gestrichen: Er wurde nicht im offenen Sarg zum Grab getragen, sondern Wechajew ließ den Deckel gleich vor der Trauerfeier verschrauben. Es hätte Curlis aber auch wenig gestört, wenn er Sliwka in das bleiche Gesicht geblickt hätte.
    Nach dem Begräbnis rief Nurgai von neuem in Ust-Kamenogorsk an. Der Chefchirurg kam selbst an den Apparat, räusperte sich und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    »Die Operation ist gelungen«, antwortete er nach dem Motto: Die gute Nachricht zuerst.
    »Gott sei Dank!« Nurgai war erleichtert. »Er wird also überleben?«
    »Ich spreche von Weberowsky. Professor Frantzenow geht es den Umständen nach gut. Er hat Glück gehabt. Was man von Weberowsky nicht sagen kann.«
    »Ich denke, die Operation ist gelungen?«
    »Das ist der erste Teil, Kusma Borisowitsch.« Der Chirurg räusperte sich wieder. »Wir mußten noch einen neurochirurgischen Experten hinzuziehen.«
    »Was heißt das?«
    »Die Kugel hat die Wirbelsäule verletzt. Die dritte Vertebra thoracica ist glatt durchschlagen.«
    »Ich verstehe kein Wort!« erwiderte Nurgai ungehalten. Diese Mediziner mit ihrem verfluchten Latein. Kann man das nicht vernünftig ausdrücken?
    »Der dritte Brustwirbel ist zerstört. Der Nervenkanal ist verletzt.«
    Nurgai zog laut die Luft durch die Nase. Sein Hals war wie zusammengeschnürt.
    »Querschnittlähmung«, sagte er stockend.
    »Das wissen wir noch nicht. Aber alles spricht dafür. Weberowsky liegt auf der Intensivstation. Wir tun, was möglich ist.«
    »Aber er kommt durch?«
    »So, wie es jetzt aussieht, ja. Aber Komplikationen sind nicht auszuschließen bei so einer Verletzung.«
    »Er wird also nicht mehr gehen können?«
    »Gehen? Wir sind froh, wenn er den Kopf bewegen kann. Wenn er

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