Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nicht auch in Kasachstan versuchen?«
    »Semjon Bogdanowitsch, hörst du das?« kreischte die Beljakowa. »Er hält mich so einer Gemeinheit fähig! Er beleidigt mich wieder! Er schlägt mit Worten auf mich ein! Du bist mein Zeuge!«
    »Wolfgang Antonowitsch hat nur ein historisches Ereignis erzählt«, antwortete Zirupa vorsichtig. »Es reicht nicht für einen neuen Prozeß.«
    »Wo warst du gestern abend?« fragte Weberowsky plötzlich. Aber die Beljakowa war nicht zu überrumpeln. Im Gegenteil, sie sah Weberowsky hochmütig an.
    »Auf meinem Zimmer, wo sonst?«
    »Du hast dich nicht mit einem Liebhaber getroffen?«
    »Zirupa, er beleidigt mich schon wieder!« Ihr riesiger Busen wogte auf und ab, so heftig und empört atmete sie. »Genügt das nicht?«
    »Nein. Es war nur eine Frage, auf die man keine Antwort zu geben braucht.«
    »Ich habe auch nicht an einen Mann gedacht.« Weberowsky blickte der Beljakowa voll in die Augen. Er bewunderte sie, wieviel Gewalt sie über sich selbst hatte. In ihrem Gesicht war nicht das leiseste Zucken zu sehen. »Ich habe so ein Gerücht gehört. Du sollst eine Vorliebe für Traktorreifen haben.«
    »Das reicht.« Die Beljakowa zog sich hinter einer eisigen Miene zurück.
    »Nein!« Zirupa schüttelte fast verzweifelt den Kopf. »Er hat nur ein Gerücht weitergegeben.«
    »Semjon Bogdanowitsch, entferne diesen Kerl aus meinem Zimmer, oder ich gebe Wolfgang Antonowitsch einen Tritt in …«
    »Laß uns gehen«, unterbrach Zirupa sie und zog Weberowsky am Jackenärmel fort. »Sie tut es wirklich. Dann kannst du nicht mehr auf dem Fahrrad sitzen und nach Hause fahren. Komm, sie kann blitzschnell sein. Das glaubt man ihr gar nicht.«
    Er zog Weberowsky wieder am Ärmel, und dieser folgte ihm widerwillig. Er stieg mit dem Fuß die Tür hinter sich zu und klopfte Zirupa auf die Schulter.
    »Ich glaube, ich habe den Attentäter entdeckt. Morgen hole ich die Reifen bei dir ab. Und dann vergessen wir, was ich weiß.«
    In einem langen Leben wird man mit vielen Geheimnissen konfrontiert, die man nie lösen kann und die deshalb für immer Geheimnisse bleiben. Es sind die Augenblicke, die jenseits des Begreifens liegen oder die ein unauflösbares Staunen hervorrufen.
    Katja Beljakowa erlebte einen solchen Augenblick.
    Sie fuhr mit ihrem Pferdewägelchen von Atbasar zurück zur Sowchose. Ein warmer, angenehmer Abend war's, Zufriedenheit erfüllte ihr Herz, denn sie hatte die neuen Flugblätter abgeliefert mit einem Text, von dem selbst Zirupa sagte, er sei gut zu lesen und treffe ins Schwarze. Die Dunkelheit legte sich wie eine warme Decke über das Land, Katja zündete eine Petroleumlampe an und hängte sie an einen Haken außerhalb des Fahrersitzes. Eine Batterielampe besaß sie nicht, und hätte sie eine besessen, wäre die Batterie längst verbraucht gewesen, und neue Batterien gab es nicht. Sie zockelte friedlich durch die Dunkelheit, ließ die Zügel locker und das Pferd von selbst laufen; es kannte ja den Weg zum Stall und brauchte nicht gelenkt zu werden. Der Weg führte auch durch ein Buschgelände, das wie ein Flecken auf der sonst flachen Landschaft lag und deshalb auch von den Bewohnern poetisch ›Haare auf der Brust‹ genannt wurde.
    Die Beljakowa träumte vor sich hin und wurde auch nicht munter, als das Pferdchen den Kopf hob, kurz wieherte und ein schnelleres Tempo vorlegte. Zu spät. Plötzlich wurde es völlig dunkel um Katja, und ehe sie begriff, daß man einen großen Sack über sie geworfen hatte, wurde sie schon vom Kutschbock gezerrt und auf den Boden gedrückt.
    Die Beljakowa war ein kräftiges Frauenzimmer, ohne Zweifel. Aber jetzt, in einem Sack steckend, der auch ihre Arme einengte, war sie hilflos. Nur um sich treten konnte sie, und schreien, schreien. Das Geschrei wurde zum Kreischen, als sie spürte, wie der Untäter ihren Rock hochriß und ihren Schlüpfer herunterzog.
    Daß sie auf ihre alten Tage noch vergewaltigt werden sollte, erzeugte bei ihr neben Panik auch Staunen. Es muß ein Irrer sein, durchfuhr es sie eiskalt. Und wenn er's hinter sich hat, bringt er mich um. Mit einem Messer, einem Strick, wer weiß das?
    Sie kreischte wieder, strampelte wild, aber es nützte nicht viel. Der Unhold drückte ihre Beine auf die Erde, setzte sich darauf, schob den Rock noch höher und hieb ihr dreimal auf den nackten Hintern.
    Jetzt, durchzitterte es sie. Jetzt passiert's. Ich werd's überleben, wenn er mich leben läßt. Sie streckte sich, gab den sinnlosen Widerstand

Weitere Kostenlose Bücher